"Wie geht es unseren abgeschobenen Familien?" Flüchtlingsbetreuerin Uschi Schmidt aus Herzogenaurach fasst die Entwicklung zusammen.
Innerhalb weniger Wochen wurden im Februar und März vier Menschen abgeschoben, um die sich die Herzogenauracher Flüchtlingsbetreuer gekümmert hatten (der FT berichtete ausführlich). Das Unverständnis der Helfer war groß, sie standen dem hilflos gegenüber. Ihnen blieb nur, auch nach der Abschiebung den Kontakt möglichst aufrecht zu erhalten, wie Uschi Schmidt kurz danach feststellte. Denn die Helfer sind nicht der Ansicht, dass ihreBetreuung mit der Abschiebung zu Ende sein dürfe. Sie wollen sich auch danach noch kümmern, bis sie wissen, dass es den Leuten einigermaßen gut geht."Wir wollen den Leuten den Übergang erleichtern", sagte Uschi Schmidt damals im FT-Gespräch. "Bis sie auf eigenen Füßen stehen können."
Was ist aber inzwischen geschehen? Ist es gelungen? Die Religionslehrerin aus Herzogenaurach hat zusammengefasst, was sie von den einzelnen Personen erfahren konnte.
Kirchen helfen in Kuba
Da ist zum einen die Kubanerin Dayami, die hochschwanger in ihr Herkunftsland abgeschoben worden war und zwischenzeitlich ihr Baby zur Welt gebracht hat. Und dann noch das Ehepaar Hasan und Luiza aus Tschetschenien, das mit ihrem Sohn gemeinsam nach Kasachstan ausreißen musste.
Dayami, so berichtet Schmidt, habe es vergleichsweise gut getroffen. In Kuba ist der Durchschnittslohn sehr gering und es gibt kirchliche Hilfsorganisationen, die Essen verteilen und arme Familien unterstützen. Luiza und Hasan habe es da aber schon schlimmer getroffen. Schmidt berichtet: "Seit ihrer Abschiebung leben sie mit ihrem Sohn zu dritt in einem Zimmer mit nur einer Schlafcouch. Kein Bett. Platz zum Schlafen für maximal zwei Personen. Eine Person sitzt auf dem Boden, auf der Couch wird abwechselnd geschlafen".
Seit zwei Wochen gehe Luiza fast täglich mit Hasan zur Krankenstation, denn ihr Mann ist schwer an Diabetes erkrankt. Auch hierüber berichtet die Herzogenauracher Helferin: "Dort muss man ab 8 Uhr warten, bis man an der Reihe ist, manchmal dauert es bis 16 Uhr und sie sollen am nächsten Tag wieder kommen". Mittlerweile habe der Mann für seine Diabetes Medikamente für monatlich 50 Euro bekommen. Die anderen Krankheiten werden im Mai diagnostiziert. Im ersten Monat habe Hasan sieben Kilogramm an Gewicht verloren.
Die Miete kostet laut Bericht umgerechnet 250 Euro. "Hasan ist schwer krank und kann auf keinen Fall arbeiten", heißt es weiter. Aber auch Luiza sage: "Ich bin zu alt hier. Niemand gibt einer Frau über 50 eine Arbeit, wenn er eine junge Kasachin bekommen kann." Überhaupt sei das System in diesen Ländern für deutsches Verständnis eher seltsam: Um eine Arbeitsstelle zu bekommen, müsse man Geld bezahlen.
Der Sohn hatte den Kriegsdienst verweigert, erinnert Schmidt weiter. Deshalb müsse er drei Jahre unbezahlte Zwangsarbeit verrichten oder ins Gefängnis, wenn er verhaftet wird, sagt sie. Also falle er als Unterstützer aus. Seinen Namen will sie deshalb auch nicht mehr nennen.
Es sollte auch Frau Schmidt klar sein, dass abgelehnte Asylbewerber abgeschoben werden sollen. Ihr Unverständnis ist mir unverständlich. Der Grund, dass die tschetschenische Familie bereits 5 Jahre hier ist, liegt mit Sicherheit an einer Klage gehgen den negativen Asylbescheid und evtl. einem Asylfolgeantrag, der auch gescheitert ist. Ehe abgeschoben wird, wird umfänglich über eine freiwillige Rückkehr beraten, trotzdem ist anscheinend jeder in der Flüchtlingshilfe entsetzt, wenn letztlich das geltende Recht angewandt wird. Nebenbei bemerkt: auch hier haben über 50jährige nur geringe Chancen auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere wenn keine hochqualifizierte Ausbildung vorliegt. Die tschetschenische Familie ist aufgrund von Armut und Arbeitslosigkeit nach Deutschland gekommen und das gibt unser Asylsystem nun mal nicht her, auch wenn Frau Schmidt dieses nicht versteht.