Vestenbergsgreuth im Glück

3 Min
Für Kämmerer Reinhard Holzenleuchter (links) war es die Abschiedsvorstellung in Vestenbergsgreuth. Bürgermeister Helmut Lottes dankte ihm mit einem Präsent. Foto: Evi Seeger
Für Kämmerer Reinhard Holzenleuchter (links) war es die Abschiedsvorstellung in Vestenbergsgreuth. Bürgermeister Helmut Lottes dankte ihm mit einem Präsent. Foto: Evi Seeger
Rund 50 Bürger lauschten den Ausführungen des Bürgermeisters während der Versammlung.
Rund 50 Bürger lauschten den Ausführungen des Bürgermeisters während der Versammlung.
 

Beschwerden oder gar Kritik am Bürgermeister waren bei der Zusammenkunft nicht zu vernehmen. Dennoch gibt es einige Punkte, wo der Schuh drückt - etwa bei der Entwicklung der Einwohnerzahl.

Vestenbergsgreuth geht's gut! Finanziell gesehen sowieso. Das ist vor allem dem Unternehmen Maba zu verdanken, das mit seiner Gewerbesteuer die Gemeinde ganz schön über Wasser hält. Dafür und "für die Standorttreue" der Unternehmensgruppe ist die Gemeinde auch sehr dankbar. Aber auch die Bürger scheinen zufrieden. So zufrieden jedenfalls, dass bei der Bürgerversammlung im Gasthof "Am Schwalbenberg" keine einzige Wortmeldung, keine Beschwerde oder Kritik an Bürgermeister Helmut Lottes (Unabhängige Bürger) herangetragen wurde.

Nun, das Gemeindeoberhaupt hatte in seinem hundertminütigen Vortrag auch kaum ein Thema ausgelassen, keine Information zurückgehalten. Auch nicht verschwiegen, dass es in der letzten Zeit einige Probleme zu lösen gab. Jetzt hätten sich die Turbulenzen aber gelegt und alles könne in Ruhe seinen Gang gehen.


Wieder eine 1.
Klasse

Damit war Lottes auch schon beim wichtigsten Punkt, der Schule, die im vergangenen Jahr die Gemüter bewegt hatte. Mit Beteiligung der Bürger habe man ein Konzept entwickelt, um zumindest eine Teilgrundschule im Ort zu halten und das übrige Gebäude für die Allgemeinheit zu nutzen. Als alles schon in trockenen Tüchern war, habe es Widerstand aus Teilen der Gemeinde gegeben. "Da hat man gemerkt, dass die Interessen der einzelnen Ortsteile auseinandergehen."

Der Gemeinderat sei jedoch "nicht eingeknickt" und habe das beschlossene Konzept realisiert. Seit September gibt es daher wieder eine erste Klasse in Vestenbergsgreuth. "Warum haben wir das Ziel einer Teilgrundschule so hartnäckig verfolgt?", stellte Lottes in den Raum. Die Antwort gab er selbst: Immer rasanter würden sich die Lebensverhältnisse verändern, immer mehr "Mosaiksteinchen" der Infrastruktur ausbrechen. Schon gebe es keinen Metzger mehr und auch nur noch einen Bäcker. Ziel müsse es sein, so viel Infrastruktur wie möglich zu erhalten.

1,1 Millionen Euro habe die Gemeinde in den ersten Bauabschnitt der Schule gesteckt. Darin seien allerdings schon einige Hunderttausend enthalten, die in den zweiten Bauabschnitt "hineinwirken". "Ob wir uns schon im nächsten Jahr an den zweiten Bauabschnitt wagen, ist noch ungewiss. Da müssen wir erst einen Kassensturz machen", sagte Lottes.

Der Ausbau der Kindertagesstätte, der 550.000 Euro verschlungen hat, war die zweite große Maßnahme. Die Zahl der Krippenplätze wurde von 12 auf 24 erhöht. Wegen ihrer guten Finanzkraft sei der Gemeinde nur der Mindestfördersatz von 60 Prozent gewährt worden. Zum Glück habe Vestenbergsgreuth in der Unternehmensgruppe Maba einen großherzigen Partner. Eine Spende von 100.000 Euro werde bei der Kita-Einweihung am 8. Dezember an die Gemeinde übergeben. "Bei der Kinderbetreuung sind wir gut aufgestellt", konnte Lottes daher behaupten. Auch die Mittagsbetreuung finde in der Kita statt.

Gelegt hat sich auch die Aufregung um mögliche Windenergieanlagen bei Kienfeld. Das "Windkraftgebiet 51" sei Historie, betonte Lottes. Zwischenzeitlich würden sich die beiden Lager aufeinander zu bewegen. Lottes hofft, "dass etwas zusammenwächst, auch wenn es etwas dauert". Derzeit sei in Sachen Windkraft überhaupt nichts im Laufen - weder ein Bauantrag noch ein Verfahren.

Von den übrigen "gelösten Problemen" wie die Sanierung der Kleinweisacher Friedhofsmauer, die Anschaffung eines Baggers für den Bauhof, die Sanierung der Ortsverbindungsstraßen oder die Abrechnung von Beiträgen sei an dieser Stelle lediglich die Zukunft der Feuerwehren näher beleuchtet. Fünf Ortsteilwehren gibt es in der Gemeinde. Sie werden sich nach Lottes Worten "nur noch begrenzte Zeit eigenständig halten können". Denn es werde immer schwieriger, Ehrenamtliche zu finden.

50.000 Euro werde die Einführung des Digitalfunks verschlingen. Weitere 50.000 Euro muss die Gemeinde für ein Mehrzweckfahrzeug aufwenden. Die Firma Maba habe zwar ein Fahrzeug, das auch für Einsätze zur Verfügung stehe. Darin fänden aber nur drei Personen Platz. Ein Einsatz müsse aber mindestens mit einer Gruppe von neun Mann gefahren werden.

Ein Punkt, der zur Zeit die Bürger beschäftigt, ist wohl die Neukalkulation der Abwassergebühren. Denn die Martin-Bauer-Gruppe, die bis dahin einen Großteil der Kosten der Gemeinde-Kläranlage getragen hatte, baute 2012 eine eigene Anlage. Jetzt ist die Gemeinde zusammen mit einem Ingenieurbüro dabei, ihre mit 5500 Einwohnergleichwerten zu große Anlage "kostenmäßig zurückzufahren". Angaben zum neuen Verteilungsschlüssel könnten noch nicht gemacht werden, aber die Bürger sollen nicht mehr belastet werden als bisher. "Die Firma" - so sagt Bürgermeister Lottes, wenn er vom Unternehmen Martin Bauer spricht - werde die Gemeinde aber "nicht auf der großen Anlage sitzen lassen, sondern weiter einen gewissen Kostenbeitrag leisten".


Camp und Polen-Reise

Und was steht für die Zukunft an? Im Austausch mit der Partnergemeinde sollen 2014 ein Camp und eine Reise nach Polen stattfinden. Die endgültige Planung für das Multifunktionshaus im Schulgebäude, der fehlende Gehsteig an der Kreisstraße (Uehlfelder Straße) - für Lottes eine Gefahrenstelle, insbesondere für Schulkinder, die "Greuther Friedhofsmauer", ein Schandfleck, wie Lottes findet, stehen auf seiner Agenda.

Außerdem die Auffüllung der "Kühnplatte", einem künftigen Baugebiet, für das die Gemeinde eigens die dort befindlichen "Zauneidechsen" umsiedeln musste. Noch immer koste der Quadratmeter Bauland weniger als 50 Euro, betonte Lottes. Er hofft, dass sich dann auch Bauwerber finden, denn ein leichter Zuwachs würde Vestenbergsgreuth gut tun. Aktuell zählt die Gemeinde 1593 Einwohner und das sind 20 weniger als im Vorjahr. Bei 17 Sterbefällen wurden 2013 nur fünf Geburten verzeichnet.

Und noch eine Zahl ist bemerkenswert: Sechs Scheidungen und nur fünf Hochzeiten fanden statt. Bleibt zu hoffen, dass der Appell des Bürgermeisters, für Nachwuchs zu sorgen, nicht ungehört verweht.