Erstmals hat der städtische Arbeitskreis Kultur ("Akku") zu einer A-Cappella-Nacht geladen. Mit der Gruppe Six Pack und dem fränkischen Vokalensemble Fünfstimmt hat er sich gleich zwei musikalische Leckerbissen ins Boot geholt.
Eröffnet wurde der die erste A-Cappella-Nacht in der Fortuna Kulturfabrik durch das noch wenig bekannte fränkische Vokalensemble Fünfstimmt. Doch das machte schnell deutlich, dass es weit mehr ist als nur eine Vorgruppe. Die als Radiosendung aufgezogene Show der zwei Frauen und drei Männer hielt nicht nur eine gelungene Mischung aus Jazz, Pop, Swing und Klassik bereit, sondern war auch gespickt mit komödiantischen Einlagen.
Einstimmen auf Weihnachten So kündigte mal ein mit fränkischen Bräuchen nicht allzu vertrauter Hamburger Radiomoderator das nächste Stück an, mal konnten Anrufer ihre Musikwünsche bei Hitradio "Herzschmerz" loswerden.
Spätestens mit dem Lied "Nur für dich" hatten Lisa Müller, Monika Just, Holger Körner, Markus Prietz und Klaus Regelsberger die 200 Zuhörer dann auf ihrer Seite.
Mit mehr als nur einem Augenzwinkern gingen sie darin auf Notlügen während sowie Probleme nach einer Beziehung ein, um letztlich zu dem Schluss zu gelangen: "Halle Berry ist die schönste Frau der Welt."
Vorweihnachtliche Stimmung ließ das talentierte Quintett mit einer gesanglich ausgefeilten Darbietung des "Little Drummer Boy" aufkommen. Dass kurz darauf Kontrastprogramm in Form einer ganz eigenen Rammstein-Version folgte, verdeutlichte die Bandbreite im Repertoire der Gruppe.
Zu den Höhepunkten des einstündigen Programms zählte Klaus Regels berger in seiner Rolle als Moderator einer römischen Radioshow.
In perfektem Italienisch gab er nicht nur den Wetterbericht wieder, sondern kündigte auch Titel der italienischen Vocalgruppe "Neri per Caso" an. Besonders gut kam der Titel "Le Donne", eine Hommage an alle Frauen, an. Für ein besonderes Überraschungsmoment sorgte die Gruppe, als sie aus dem Song ein Medley machte und kurzerhand Culcha Candelas "Hamma" sowie Bob Marleys "No Woman, No Cry" mit in den
ursprünglichen Song mischte. Wer die Texte nicht immer verstand, konnte sich zumindest über die harmonisch zusammenwirkenden Töne von Fünfstimmt freuen. Mit den Worten "Super Höchstadt, super Show, super Leute - supergeil" sprach die Gruppe am Ende sicherlich so manchem Zuhörer aus der Seele.
Händchen für die Musikauswahl Fünfstimmt, die in ihrer aktuellen Besetzung seit 2012 zusammen auf der Bühne stehen, präsentierten frische Gute-Laune-Musik ohne sich dabei selbst zu ernst zu nehmen und bildeten damit den perfekten Auftakt des A-Cappella-Abends. Ähnliche Stärken weist auch das oberfränkische Sextett Six Pack auf. Zwar haben sich die sechs Ausnahmemusiker mit ihrer A-Cappella-Comedy inzwischen nicht nur in der Region einen Namen gemacht, in der Kulturfabrik gastierten sie aber erstmalig.
Und dort machten sie vom ersten Ton an klar, warum sie zu den besten Vokalensembles des Landes zählen.
Six Pack wartete mit "ganz großer Kleinkunst" auf und bewies ein besonders gutes Händchen für die richtige Musikauswahl: vom Auftakt mit "Rolling in the deep", das sich gesanglich bereits auf hohem Niveau abspielte, über "Save your kisses for me" bis hin zu "Schickeria", bei dem dann wirklich jeder im Saal mitgrölen durfte. Scheinbar spielend leicht gelang den Männern dabei der Spagat zwischen grandiosen Gesangspassagen und unterhaltsamer Wortakrobatik. Ebenfalls teils akrobatisch anmutende Tanzeinlagen und die unverwechselbare Körpersprache der sechs Akteure lockerten die Stimmung zusätzlich auf.
Das Publikum wurde dabei immer wieder mit eingebunden - mal freiwillig, mal weniger freiwillig. Für die wohl größten Lacher sorgte Bernd Esser in seiner Rolle als Zwerg Merlin Monroe, der sich lasziv an einer Schaufel räkelte. Aber auch die Zugabe eines zugedröhnten Playback-Elvis hatte ihren Charme.
Das "Best Of" aus mehr als zwei Jahrzehnten Bühnenerfahrung war insgesamt völlig frei von Instrumentalbegleitungen.
Umso erstaunlicher ist, dass die sechs so perfekt miteinander harmonierenden Stimmen allein durch Zischen und Schnalzen eine so enorme Klangfülle erzeugen können. Dass das Höchstadter Publikum genau darauf gewartet hatte, machten der minutenlange Applaus sowie die "Zugabe"-Rufe am Ende der Show deutlich. Für sie gibt es die gute Nachricht, dass die erste A-Cappella-Nacht nur der Auftakt einer ganzen Veranstaltungsreihe dieser Art gewesen sein soll. "Wir haben uns bisher nicht getraut, etwas in diese Richtung zu machen.
Ein ganz anderes Publikum Aber der überragende Andrang gleich beim ersten Mal zeigt, dass die Leute diese Art von Musik wertschätzen", sagt Bernd Riehlein vom "Akku". Zudem werde auf diese Weise ein ganz anderes Publikum angesprochen als beispielsweise bei der regelmäßig stattfindenden Lachnacht. Eine Fortsetzung findet die A-Cappella-Nacht im nächsten November. Bei entsprechendem Publikumszuspruch können sich die Verantwortlichen aber auch einen Halbjahresrhythmus vorstellen.