"Turmkämmerla" schließt: Heiko Dilger zieht es nach Davos

3 Min
Als "Hotelchef Ost" war Heiko Dilger schon beim Weltwirtschaftsgipfel im Januar im Steigenberger Hotel in Davos tätig. Er begrüßte dort auch den scheidenden US-Außenminister John Kerry. Jetzt erhält der 40-Jährige eine Festanstellung als Direktor. Fotos: Marcel Giger, (1) , Bernhard Panzer (4), privat (3)
Als "Hotelchef Ost" war Heiko Dilger schon beim Weltwirtschaftsgipfel im Januar im Steigenberger Hotel in Davos tätig. Er begrüßte dort auch den scheidenden US-Außenminister John Kerry. Jetzt erhält der 40-Jährige eine Festanstellung als Direktor.  Fotos: Marcel Giger, (1) , Bernhard Panzer (4), privat (3)
Dilger hatte noch viel vor und begann die Zusammenarbeit der Geschäftsleute in der Hauptstraße zu intensivieren. Unser Foto zeigt ihn im Gespräch mit Nachbarn Christian Polster, der einen Bäckerladen eröffnete. Im Hintergund sieht man das "Turmkämmerla". Foto: Bernhard Panzer
Dilger hatte noch viel vor und begann die Zusammenarbeit der Geschäftsleute in der Hauptstraße zu intensivieren. Unser Foto zeigt ihn im Gespräch mit Nachbarn Christian Polster, der einen Bäckerladen eröffnete. Im Hintergund sieht man das "Turmkämmerla".  Foto: Bernhard Panzer
 
Heiko Dilger bei seiner ersten Ansprache als neuer Vorsitzender der Förder- und Werbegemeinschaft
Heiko Dilger bei seiner ersten Ansprache als neuer Vorsitzender der Förder- und Werbegemeinschaft
 
Alt und neu: Föwe-Vorsitzender Heiko Dilger (links) mit seiner Vize Hedwig Röttger (2.von rechts) und seinem Vorgänger Michael Dassler sowie dessen Frau Britta bei einem Event auf dem Marktplatz
Alt und neu: Föwe-Vorsitzender Heiko Dilger (links) mit seiner Vize Hedwig Röttger (2.von rechts) und seinem Vorgänger Michael Dassler sowie dessen Frau Britta bei einem Event auf dem Marktplatz
 
Heiko Dilger mit Gerd Lorenz vom Ordnungsamt auf der Sommerkirchweih in Herzogenaurach
Heiko Dilger mit Gerd Lorenz vom Ordnungsamt auf der Sommerkirchweih in Herzogenaurach
 
Das Turmkämmerla wartet auf einen Nachfolger.
Das Turmkämmerla wartet auf einen Nachfolger.
 
Das Turmkämmerla wartet auf einen Nachfolger.
Das Turmkämmerla wartet auf einen Nachfolger.
 
Das Turmkämmerla wartet auf einen Nachfolger.
Das Turmkämmerla wartet auf einen Nachfolger.
 

Der Wirt des "Turmkämmerla" hört zum 30. Juni auf. Er wird Hoteldirektor in der Schweiz. Die Föwe muss sich einen neuen Vorsitzenden suchen.

Die Stammgäste reagieren mit Verständnis, aber nicht gerade begeistert. "Das ist die richtige Entscheidung", war zu hören, "aber es ist traurig." Heiko Dilger, der Wirt des "Turmkämmerla" in der Hauptstraße, schließt sein kleines Lokal am 30. Juni und zieht aus Herzogenaurach weg.

Knapp zwei Jahre hatte er das ehemalige "Wein & Fein" geführt. Eine Zeit, in der er sich eine Stammkundschaft hat aufbauen können und in der er das Konzept so verändert hat, dass es zum Schluss auch aufgegangen sei, sagt Dilger im FT-Gespräch. Und ergänzt, dass er deshalb nach all den Anstrengungen der Anfangszeit jetzt auch gern weiter gemacht hätte.

Ja, wäre da nicht ein Angebot gekommen, das man wohl nur einmal im Leben bekommt. Dilger geht nach Davos in der Schweiz und wird dort im Steigenberger Hotel Direktor im operativen Bereich. "Die Stelle ist frei geworden. Das Angebot musste ich annehmen", stellt der gelernte Hotelfachmann fest. In Herzogenaurach reißt dieser Weggang sicher eine Lücke.

So ist Dilger nicht nur Wirt seines kleines Lokals, sondern er hat sich auch für die Förder- und Werbegemeinschaft (Föwe) und damit für eine attraktive Innenstadt engagiert. Seit der letzten Wahl vertritt er die Föwe als Vorsitzender. Zuletzt hat sich Dilger erfolgreich für mehr Kurzeitparkplätze an der Schütt stark gemacht, nachdem Geschäftsleute Umsatzeinbußen beklagt hatten.

Solche Einbußen habe er persönlich in seinem Lokal nicht gehabt, ergänzt der 40-Jährige. Dafür habe er aber auch sein Konzept mehrfach umstellen müssen. Allein mit "Dringn und Veschpern" und einem Weinverkauf war es nicht getan, und zudem habe sich gezeigt, dass sich Mittagessen für das kleine Lokal nicht tragen. Schon wegen der aufkommenden Konkurrenz durch die Food-Trucks in der Stadt, sagt der Gastronom. Also änderte er die Öffnungszeiten: Statt wie anfangs von Morgen bis zum frühen Abend war das Kämmerla zuletzt nur noch abends geöffnet. Es gab viele Events, kleine Hochzeiten oder auch größere Feiern. Letztere machte er gemeinsam mit dem Wirt der Herzo Bar in dessen größerem Lokal. "Das hat sehr gut funktioniert".

Gut angenommen worden seien auch die kulinarischen Stadtführungen. Diese werden fortgeführt, und zwar in der Herzo Bar. Im Oktober und November will Dilger dort übrigens selber kochen. Denn dann hat seine neue Arbeitsstätte geschlossen. Außerhalb der Saison, im Frühjahr und Herbst, macht das Hotel insgesamt vier Monate zu.

Und was empfiehlt der gebürtige Schwarzwälder einem möglichen Nachfolger am Turm? Ein kleines Tagescafé und abends Events wären ein Konzept, meint er. Ideal für ein Pärchen, das kein zusätzliches Personal braucht. Für einen allein sei es aber schon eine Menge Arbeit.


Föwe wurde überschaubarer

Generell sei zeichne sich ein Wandel ab. "Die Leute wollen bewusster weggehen und Gastronomie erleben", sagt Dilger. Das habe sich auch bei den Events gezeigt. Darauf habe sich auch die Werbegemeinschaft eingestellt. Man sei weg von den großen Events, habe diese in die Hände der Stadt gegeben, wie zum Beispiel den Lebendigen Adventskalender oder den Weihnachtsmarkt. "Für uns ist das kleine wichtig", sagt der Noch-Vorsitzende. Auch die Föwe selbst sei wieder überschaubarer geworden. Das gelte auch für die Arbeit im Vorstand, weshalb er zuversichtlich sei, dass sich ein Nachfolger findet.

Das Steigenberger Hotel in Davos kennt der Herzogenauracher mit den badischen Wurzeln gut, war er doch in den vergangenen sieben Jahren bereits während des jährlichen Weltwirtschaftsgipfels dort tätig, und in den beiden vergangenen Jahren als "Hotelchef Ost". Im Januar hat er beispielsweise John Kerry, den scheidenden US-Außenminister, zu dessen letzter Amtshandlung begrüßt und verabschiedet. Und auch David Cameron, bis zum Brexit britischer Premierminister, hat im Hotel gewohnt. Dort bekommt Dilger nun eine Festanstellung. Als "kleiner Direktor" kümmert er sich um das operative Geschäft und entlastet den Chef.

Bis zum 30. Juni wird man das "Turmkämmerla" noch besuchen können. Am Altstadtfest wirkt Dilger mit und kredenzt seine "Pulled Pork" und den Abschluss macht die Nacht der Kulturen just am letzten Junitag. Dann gibt's das ganze mit Rind: "Pulled Beef". Bis dahin werden sich auch die Stammgäste verabschieden können. "Schade, dass wir so ein Lokal verlieren", sagt Raimund Müller. Er sei gern zum Essen zum Heiko gegangen, da es dort ein saisonales und regionales Angebot gab. Den Wechsel nach Davos kann Müller "voll und ganz verstehen", wie beispielsweise auch Eva-Maria Hausmann: "Es war die richtige Entscheidung. Aber traurig." Sie wird auch sein Engagement für die Innenstadt vermissen.

Ein Nachfolger fürs Lokal ist übrigens noch nicht gefunden.