Druckartikel: Tierheim Erlangen: Besitzerin fuhr 400 Kilometer, um Hund Gustav auszusetzen

Tierheim Erlangen: Besitzerin fuhr 400 Kilometer, um Hund Gustav auszusetzen


Autor: Isabel Schaffner

Erlangen, Donnerstag, 21. März 2024

Mitarbeiter des Tierheims Erlangen fanden kürzlich eine Bulldogge am Gelände angebunden. Von Besitzern keine Spur. Eine Influencerin leistete daraufhin bemerkenswerte Detektivarbeit.
Gustav ist eine Englische Bulldogge. Lieblos wurde er einfach seinem Schicksal am Tierheim Erlangen überlassen.


Gustavs treuer und etwas trauriger Hundeblick berührt schon, ohne seine Geschichte zu kennen. Mit dem Wissen über das Schicksal der Bulldogge zerreißt es jedoch vielen Tierfreunden das Herz. Mitarbeiter des Tierheims Erlangen fanden den Hund am frühen Dienstagmorgen (12. März 2024) angebunden am Tor. Auf sich allein gestellt, wohl in der kalten Nacht ausgesetzt - ohne jegliche Information. Das berichtete ein Tierpfleger am Mittwoch (20. März 2024) inFranken.de.

Seine Ohren waren wohl wegen einer Allergie geschwollen. Das Tierheim nahm ihn in seine Obhut und so begann das Rätselraten über den Hintergrund des Hundes. Die Tierschützer entschieden sich dafür, die Öffentlichkeit um Hilfe zu bitten. "Wer kennt diesen Hund? Dieser liebe Rüde wurde heute bei uns am Tierheim ausgesetzt. Sein Gesundheitszustand ist nicht besonders gut", heißt es in den sozialen Medien. Der Aufruf sollte Erfolg haben.

"Bemühen uns nun um sein gebrochenes Herz": Tierheim Erlangen erlebt bewegendes Hundeschicksal

"Das Aussetzen von Tieren ist eine Straftat! Kein Tier hat es verdient, so lieblos an den Zaun gebunden zu werden. Wir haben ihn 'Gustav' getauft und bemühen uns nun um seine Gesundheit und sein gebrochenes Herz!", schreiben die Tierschützer weiter. Gegenüber inFranken.de erklärt Tierpfleger Vincent Fritz das Fatale am anonymen Aussetzen: "Viele wichtige Infos gehen verloren. Wir wissen nichts über sein Verhalten. Das ist total gefährlich, auch für die Pfleger."

Video:




Vorsichtig müssten diese sich an ihn herantasten, er reagiere empfindlich an den Ohren aufgrund seiner Futtermittelallergie. Eine Übergabe vom Besitzer an das Tierheim sei indes bei persönlichem Kontakt "viel schonender" über gemeinsame Spaziergänge, Gespräche und einen Kontakt für Rückfragen, betont er. Das alles gab es bei Gustav nicht, sein Alter musste geschätzt werden.

"Nachdem unser Post geteilt wurde, gingen viele Hinweise bei uns ein", teilt Tierheimmitarbeiterin Laura Legradi im Gespräch mit. "Es war aber nie etwas Ausschlaggebendes dabei." Doch plötzlich sei eine Nachricht von einer bekannten Persönlichkeit im deutschen Tierschutz eingegangen. Als Gizem teilt die Frau in den sozialen Medien mit über 18.000 Followern Beiträge rund um das Thema Hunde und setzte sich auch für Gustav ein.

Influencerin ermöglicht Telefonat mit Besitzerin: "Sie war sehr überrascht"

"Sie hat die Besitzerin durch Recherche ausfindig gemacht", so Legradi. So sei das Tierheim an die Telefonnummer geraten und habe sogar ein Gespräch mit der Frau geführt, die 400 Kilometer weit gefahren sei, um die Bulldogge auszusetzen. "Sie war, glaube ich, sehr überrascht, dass wir sie gefunden haben und daher kooperativ." Gustav, der eigentlich Diego hieß, habe sie nur etwa zwei Monate lang besessen und "fadenscheinige Gründe" für die Aktion vorgetragen. Die Tierschützer hätten sich so aber über den Gesundheitszustand des Tieres erkundigen und das Alter in Erfahrung bringen können.

"Alles für uns Wichtige ist nun geklärt", so Legradi. Wie weiter mit der Frau verfahren wird, sei jetzt in der Hand des Veterinäramts. Gustavs Ohren besserten sich mit dem richtigen Futter inzwischen und er habe sogar schon eine Freundin gefunden, mit der er herumtoben könne. 

"Gustav ist nun bereit, die Vergangenheit abzuschütteln", erklärt das Tierheim. Er ist zur Vermittlung freigeben. Interessenten müssten sich über die gesundheitlichen Beeinträchtigungen dieser Rasse im Klaren sein, macht Fritz im Gespräch deutlich. Spaziergänge mit Englischen Bulldoggen in der Sommerhitze könnten etwa tödlich für die Tiere aufgrund ihres Körperbaus enden. Gustav, nicht kastriert, sei darüber hinaus sehr menschenbezogen und verträglich mit anderen Hunden.

Das Schicksal von 18 Kätzchen aus illegalem Transport hat ebenfalls viele Tierfreunde bewegt. Das Tierheim Kulmbach zeigte sich jetzt genervt von den vielen Anfragen. Weitere Nachrichten aus Erlangen und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.