Hemhofen hat 5113 Einwohner und Chancen "Supergemeinde" zu werden. Das Preisgeld würde in einen Hilfsfonds fließen. Der ist für Bürger, die wie Maria Biondolillo unverschuldet in Not geraten sind.
Wenn mitten in der Nacht in der Wohnung ein Knistern zu hören ist, kann sich von der einen auf die andere Sekunde alles ganz schnell verändern. Bei Maria Biondolillo waren es wahrscheinlich zehn Minuten, die über ihr Weiterleben am Mittwoch, den 8. Juli, entschieden haben.
Zehn Minuten, in denen sie - immerhin mit ihren wichtigsten Papieren in der Hand - das Haus in der Goethestraße in Hemhofen verlassen konnte, weil ihr Freund von einem ungewöhnlichen Geräusch aufgewacht war und die beiden somit rechtzeitig Alarm schlagen konnten. Vor dem Schlafengehen hatten sie den Blitz sogar noch gehört und ganz nah gesehen, doch sie hätten sich niemals vorstellen können, dass das Haus getroffen wurde, berichtet sie.
Keine Schuld
Nachts riefen sie dann sofort die Feuerwehr, trommelten die anderen beiden Mietparteien aus dem Bett, um dann mit ansehen zu müssen, wie ein Feuerwehrmann nach dem anderen anrückte, um den Brand im Dachstuhl zu löschen. "Wir sind bis acht Uhr vor dem Haus gestanden", erzählt die 20-Jährige gut zwei Monate später, während im Hintergrund das Surren der Trocknungsgeräte zu hören ist. Immer wieder steigen ihr Tränen in die Augen, während sie über die Nacht spricht.
Eine Sommernacht, an die sie sich jetzt bei jedem Donnergrollen, jeder Wetterleuchte, jedem Blitz - bei Gewitter - erinnern wird.
Die 20-Jährige hatte die Wohnung - ihre allererste - gerade mal zehn Monate bezogen. Möbel, Dekorationsartikel - alles war neu gekauft, liebevoll eingerichtet, aber nicht versichert.
Mit einer Hausratversicherung wäre ihr der komplette Schaden, der durch den Brand beziehungsweise viel mehr die Löscharbeiten danach entstanden ist, ersetzt worden. So aber schlug die Kinderpflegerin - gemeinsam mit dem zweiten Mieter aus dem Haus - einige Tage nach dem Feuerunglück in der Gemeinde auf und bat um Hilfe.
Unverschuldete Schicksale
"Ein junger Mensch, der denkt nicht als erstes an die Hausratversicherung", weiß Bürgermeister Ludwig Nagel. Ein Manager oder Profi-Fußballspieler hätte sicherlich nichts bekommen. Doch in diesem Fall plädierte Nagel dafür, von einer "unverschuldeten Notlage" zu sprechen, sodass Gelder aus dem Hilfsfonds eingesetzt werden konnten. Beide wurden mit 2000 Euro entschädigt, eine große und vor allem schnelle Hilfe, die Maria Biondolillo noch heute schätzt.
Nagel erzählt, dass das Spendenkonto vor vielen Jahren ebenfalls nach einem Brandunglück eröffnet wurde und seit dem immer mal wieder durch Spenden aufgefüllt oder unverschuldete Schicksale angezapft wird. So unvergessen die Hilfsbereitschaft der Gemeinde auch bleibt, Bürgermeister Nagel und Maria Biondolillo hoffen beide, dass der Blitz so schnell nicht wieder in Hemhofen einschlägt.
Das ist die Aktion "Supergemeinde":
Abstimmung Seit 21. August und noch bis zum 18. September können Bürger und Bürgerinnen vier Wochen lang über die Seite supergemeinde.infranken.de für eine Gemeinde abstimmen. Die Sieger-Supergemeinde bekommt von von der Mediengruppe Oberfranken am Ende 1000 Euro. Wo das Geld in der Gemeinde eingesetzt wird, entscheidet der Bürgermeister.
Hemhofen Bürgermeister der gut 5000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Erlangen-Höchstadt ist Ludwig Nagel. Er spricht sich dafür aus, dass das Geld in einen Hilfsfonds fließt. "Aus diesem Fonds werden Bürger mit einem einmaligen Betrag unterstützt, die durch ein unverschuldetes Ereignis einen nicht anderweitig gedeckten finanziellen Schaden erlitten haben oder in eine Notlage geraten sind", erklärt Nagel.
Platzierung Hemhofen kam am vergangenen Freitag auf 338 Stimmen. Weitere Gemeinden aus dem Landkreis: Adelsdorf (269), Herzogenaurach (28 Stimmen), Heßdorf (16 Stimmen). Oberhaid ist mit 3085 Stimmen aktuell an der Spitze.
Übersicht Der Zwischenstand des Wettbewerbs wird jedenMorgen auf der Internetseite
www.infranken.de/Supergemeinde-Aktion bekannt gegeben. Hier kann man auch alle Artikel zur Aktion nachlesen.