Während auf dem Schlossdach in Herzogenaurach schon zwei Störche stehen, fehlt in der Hauptstraße noch die zweite Hälfte.
Die Ankunft von Meister Adebar gegen Frühlingsanfang wurde von Alt und Jung jedes Jahr mit Sehnsucht erwartet. Meistens kehren um die Fastnachtszeit die Weißstörche (lat. Ciconia Ciconia) aus ihrem Winterquartier wieder in unsere Breiten zurück. Der erste Storch meldet im Nest sitzend seinen Besitzanspruch an. Mit einiger Verzögerung kommt dann die Partnerin bzw. der Partner. Manchmal gibt es auch Rangeleien und Luftkämpfe, wenn sich Jungstörche ein eigenes Nest ergattern wollen.
Störche waren schon über Jahrhunderte in Herzogenaurach heimisch. Die Stadtmauer war bis in das 19. Jahrhundert mit einem Graben umgeben. Auch die Aurach sowie zahlreiche Weiher, Bäche und Wiesen sorgten für die nötige Nahrung. Den Frühling und den Sommer konnte man sich in Herzogenaurach ohne Storchenfamilie gar nicht vorstellen. Dem Protokoll der Sitzung des Herzogenauracher Stadtrats vom 21.
September 1662 ist zu entnehmen, dass das Storchennest auf der Agenda stand. Der damalige Pfarrer und der Spitalpfleger brachten die Beschwerde vor, dass das Storchennest abgetragen werden solle. Der Ort des Nestes wird nicht genannt, auch nicht das Urteil. Da sich der Pfarrer und der Spitalpfleger damit befassten, befand sich das Nest vermutlich auf dem Bürgerspital (jetzt Stadtmuseum) auf der Giebelseite zum Pfarrhof. Der Eingang zum Pfarrhof litt offensichtlich unter der Anwesenheit der Vögel.
Storchenturm am Bräuhausgraben Im 18. Jahrhundert hatten die Störche ihr Nest auf dem sogenannten Storchenturm am Bräuhausgraben gebaut. Dabei handelte es sich um das Anwesen der nachmaligen Schreinerei Neumüller (Haus Nr. 45) jetzt Hauptstraße 35, das Grundstück reicht bis an die Stadtmauer an der Schütt.
Auf der ältesten Ansicht von Herzogenaurach, entstanden um 1800, zeigt als Beleg den dortigen Turm der Stadtmauer mit einem Storchennest bekrönt. Der Turm ging 1807 durch Verkauf in Privathände über und wurde abgetragen. Daher mussten sich die Störche ein neues Zuhause suchen.
Da das Menschel'sche Gasthaus, nunmehr Beyschlag'sche Apotheke, Hauptstraße 31, als höchstes Gebäude ein ähnliches Blickfeld wie der Turm bot, nahm der Dachfirst die Vertriebenen auf. Lange Jahre ohne Storchennest, nistete erstmals 2014 wieder ein Storchenpaar auf einem eigens angebrachten Nest auf der Apotheke.
Zusätzlich zu diesem gab es in Herzogenaurach noch weitere zwei Storchennester, eines auf dem Schloss und ein weiteres auf dem östlichen Giebel des Kirchenschiffs der Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena.
Letztmalig 1981, dann wieder ab 2010 nistete ein Storchenpaar auf dem Herzogenauracher Schloss.
Der Heimatforscher Luitpold Maier hat sich 1905 aus dem Volksmund dazu notiert: "Wenn man den Storch zum ersten Mal im Jahre fliegend sieht, dann hat man Glück. Sieht man ihn dagegen sitzend, dann ist es umgekehrt."
Die Weißstörche sind Kulturfolger und dadurch nimmt der Mensch unbewusst auch Einfluss auf das Verhalten der Störche. Diese schleppten schon immer unterschiedliches Nistmaterial in ihr Nest. Während sich in früherer Zeit zum Beispiel Kopftücher der Bauersfrauen nicht nachteilig auswirkten, sind die unterschiedlichen Kunststofffolien dagegen sehr schädlich. Da diese nicht wasserdurchlässig sind, führen sie in Regenperioden zu einem Wasserstau im Nest und bei den Jungtieren zu Unterkühlungen, die sogar deren Tod verursachen können.
Daher muss der Mensch hier unterstützend eingreifen, um die Storchenpopulation zu erhalten. Gerade in unserer Gegend scheidet sich die Flugroute der Störche nach Süden.
Imaginäre Grenzlinie Aufmerksame Beobachter wollen festgestellt haben, dass sich hier eine imaginäre Grenzlinie von Nord nach Süd befindet. Die Storchenpopulationen östlich davon ziehen über den Bosporus nach Afrika, westlich davon dagegen über Gibraltar. Ausnahmen sind natürlich möglich.Durch die nicht so kalten Winter kann es auch sein, dass die Störche in der Region bleiben, oder nur bis an den Bodensee ziehen.