Immer mehr Störche überwintern in der Region. Der Höchstadter Experte Edmund Lenz erklärt, woran das liegt.
Was ist nur los? Immer noch tummeln sich Störche in Grüppchen von vier bis sechs Tieren auf den Aischwiesen bei Lonnerstadt und Uehlfeld. Sie sind nicht ausgeflogen in sonnigere, wärmere Regionen wie Spanien oder Nordafrika. Und auch in Höchstadt sind alle drei Nester der Großvögel belegt. Woran aber liegt das? Ist es etwa ein Indiz, dass ein harter Winter ausfällt?
Leider nein. Storchen-Experte Edmund Lenz aus Höchstadt hat eine ganz andere Vermutung, warum die Störche unsere Region nicht verlassen: "Sie probieren wohl, ob sie hier auch ohne den anstrengen Ausflug genügend Nahrung finden. Das belegen auch Studien von Professor Berthold. Daran ist auch die allmähliche Klimaerwärmung schuld."
Eine gefährliche Strategie für die Störche.
Denn: "Kommt es heuer zu einem harten Winter mit längerfristigen Temperaturen zwischen minus fünf oder zehn Grad und viel Schnee, wird es für die Tiere knapp", urteilt Lenz. In der Region rund um Höchstadt wurden dieses Jahr rund 40 Storchenpaare gezählt - allein elf davon im Raum Uehlfeld. Lenz schätzt, dass nur 25 Prozent der Aischgrund-Störche Richtung Süden fliegen.
200 bis 250 Kilometer pro Tag Seit Mitte der achtziger Jahre stieg die Zahl der Vögel stark an. Mittlerweile brüten Paare auch wieder in Diespeck und Neustadt/Aisch. Ein erfreulicher Trend, zumal viele Tiere exponiert auf Kirchtürmen und Rathäusern ihre Nester haben.
Doch bei aller Freude über diesen Boom bremst Lenz allzu große Euphorie: "Tatsache ist, dass Störche weitläufige Auen benötigen, in denen sie genügend Nahrung wie Frösche, Weichschnecken, Würmer oder auch Aas finden. Leider treiben viele Gemeinden nach wie vor zu viel Raubbau, weisen immer neue Bau- und Gewerbegebiete aus. Das ist eine gefährliche Entwicklung."
Dass so viele Vögel derzeit in den Aischwiesen leben, hat laut Lenz andere Gründe: "In Südspanien gibt es noch sehr viele Mülldeponien, auf denen Störche ein großes Nahrungsangebot vorfinden." Daher kam es dort zu einer enorm starken Vermehrung, viele Tiere wichen wegen Nahrungskonkurrenz in entferntere Gebiete aus. "So kam es dazu, dass einige bis zu uns flogen", fügt der Höchstädter Storchen-Kenner an.
Zwischen 200 und 250 Kilometer könnten die Vögel am Tag zurück legen.
Die Strecke Spanien - Aischgrund sei so in nur einer Woche zu schaffen. "Wir sollten uns daher nicht zu schnell auf die Schulter klopfen, sondern weiter unsere Landschaft schützen und sie ökologisch nachhaltig bewirtschaften.
Das Wasserwirtschaftsamt etwa hat viel aus den Fehlern der vergangenen Jahrzehnte gelernt und die Flussräume wieder naturnaher gestaltet", lobt Edmund Lenz im Gespräch mit dieser Zeitung. Ein Anfang ist also gemacht, dass auch nachfolgende Generationen hoffentlich viele Störche bei ihren majestätischen Flügen durch unsere Region beobachten können.