Mit seinem Treffer zum 1:0 sorgte Roland Stein vor 24 Jahren für eine Sensation im DFB-Pokal. So nah wie am Samstag war er der Trophäe damals aber nicht.
Platz für Sensationen gibt es im Profi-Fußball heute kaum noch. Und wenn, dann werden solche Geschichten in Deutschland im DFB-Pokal geschrieben. David gegen Goliath: Der Fußballzwerg wächst über sich hinaus und bezwingt den haushohen Favoriten, der sich seiner Sache zu sicher ist. Es sind Momente für die Ewigkeit, Ereignisse, die zu Legenden werden.
Eben diesen Geschichten huldigt die DFB-Pokal-Tour, die 2017 aus der Taufe gehoben wurde und heuer mit einem mobilen Museum und der Original-Trophäe im Gepäck an zehn fußballhistorisch bedeutenden Orten Station macht. Der Startschuss fiel auf der Zugspitze, enden wird die Tour am Samstag, 19. Mai, auf dem Fanfest, das zum DFB-Pokal-Endspiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern München in Berlin stattfindet. Auf dem Weg dorthin gibt es am Samstag, 5. Mai, von 13 bis 18 Uhr einen Zwischenstopp beim TSV Vestenbergsgreuth, der vor 24 Jahren für eine Sensation sorgte.
Besuch an alter Wirkungsstätte
Ein Gedenkstein ziert das Sportgelände am Schwalbenberg und erinnert an den 14. August 1994, als der frisch gebackene Regionalligist den amtierenden deutschen Meister, den FC Bayern München, in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 1:0 blamierte. "Ich hab' ein paar Jahre gebraucht, um zu begreifen, was wir da geleistet haben", sagt Roland Stein, dessen Treffer in der 43. Minute die Sensation erst ermöglichte. Darüber geriet fast in Vergessenheit, das der TSV in Runde 2 den FC Homburg mit 5:1 abschoss und im Achtelfinale erst im Elfmeterschießen am damaligen Zweitligisten VfL Wolfsburg scheiterte.
"Dieser Moment gegen die Bayern wird mich immer begleiten, wobei es schon Wahnsinn ist, dass ich nach so vielen Jahren noch immer darauf angesprochen werde", erklärt Stein, der am Samstag seiner alten Wirkungsstätte einen Besuch abstatten wird. "Ich war schon lange nicht mehr dort. Die DFB-Pokal-Tour nutze ich für einen Familienausflug und ich hoffe, dem einen oder anderen Weggefährten von früher zu begegnen", sagt der 45-jährige Strullendorfer, der nach einem Ausflug in den elterlichen Landswirtschaftsbetrieb heute als Aufzugsmonteur arbeitet.
Zwei Karten für das Endspiel
In Vestenbergsgreuth wird er auf jeden Fall Günther Reichold, der 1994 das TSV-Tor hütete, und Ehrenvorsitzendem Helmut Hack über den Weg laufen, mit denen um 14.30 Uhr eine Gesprächsrunde geplant ist, die die eine oder andere Anekdote von damals zu Tage fördern soll. Nicht nur deshalb lohnt sich ein Besuch am Schwalbenberg, immerhin werden vor Ort auch zwei Karten für das Pokalfinale in Berlin verlost. "Und näher an den Pokal herankommen als bei der Tour werde wohl auch ich nie mehr", sagt Club-Fan Stein, der in der Champions League jüngst vergeblich mit dem FCB sympathisierte. An eine Sensation im Pokalfinale glaubt er nicht: "In Anbetracht des jüngsten Bundesliga-Duells mit den Frankfurtern denke ich, dass es ein klare Sache für München wird."
Die TSV-Pokalhelden von 1994 seien einen starke Truppe gewesen, denen der damalige Siegtorschütze Zweitliga-Tauglichkeit attestiert. Der 45-Jährige freut sich darüber, dass der TSV - nachdem die Fußballabteilung im Fusionsverein SpVgg Greuther Fürth aufgegangen war - nicht von der Bildfläche verschwand und 2007 mit einer Herrenmannschaft wieder in den Spielbetrieb einstieg.
"Es ist zwar schade, dass der TSV jetzt in die A-Klasse absteigt. Aber trotzdem schön, dass der Verein unabhängig vom sportlichen Erfolg intakt ist." Stein selbst hat keine fußballerischen Ambitionen mehr, obwohl ihn der Sport sein Leben lang begleiten wird. "So lange die Knochen mitmachen, werde ich bei den Alten Herren spielen. Als Trainer habe ich mich aber nie gesehen. Auch, weil schon in höheren Amateurligen der Aufwand so groß ist, dass er nebenberuflich nur schwer zu stemmen ist." Stein begnügt sich damit, bei der D-Jugend seines Heimatvereins, in der sein Sohn kickt, verantwortlich an der Seitenlinie zu stehen.