Seinen 100. Geburtstag feiert das Deutsche Sportabzeichen (DSA) in diesen Tagen. Ohne großes Brimborium, aber mit einer Reform, die ab dem, 1. Januar 2013 in Kraft tritt. Der Sportabzeichen-Referent für den BLSV-Kreis Erlangen-Höchstadt, Werner Böcklein, hofft, dass dadurch der Rückgang bei den Teilnehmerzahlen eingedämmt wird.
Für den 67-jährigen Erlanger Werner Böcklein, der sich neben dem Sport für Briefmarken interessiert, ist das Sportabzeichen eine Herzensangelegenheit, wie im Interview deutlich wird.
Wie wird man Sportabzeichen-Referent?
Werner Böcklein: Wegen der Sportabzeichen-Abnahme meiner Enkelin kam ich im Jahr 2000 zur SGS Erlangen und dadurch zu "Mr. Sportabzeichen" Egon von Stephani. 2003 wurde ich Stephanis Stellvertreter und 2007 zu seinem Nachfolger als Sportabzeichen-Referent im Kreis gewählt.
Wie war die Entwicklung des Sportabzeichens in Erlangen-Höchstadt in den letzten Jahren?
In den letzten fünf Jahren hatten wir im Kreis rund 19 200 Abnahmen. Damit stehen wir in Mittelfranken an erster Stelle.
Am 1.1.2013 fällt das Bayerische Sportabzeichen weg. Dafür gibt es Modifizierungen beim Deutschen Sportabzeichen.
Für Sie der richtige Weg, um neues Interesse in der Bevölkerung zu wecken?
Ja, das Deutsche Sportabzeichen gibt es künftig in den Leistungsstufen Bronze, Silber und Gold. Der Leistungskatalog wurde deutlich gestrafft und reduziert auf vier Disziplingruppen: Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Koordination. Wir hoffen, dass wir mit den neuen Übungen und dem Bonus-Programm bei verschiedenen Krankenkassen unsere Teilnehmerzahlen halten können.
Welche Personen(gruppen) interessieren sich für das Sportabzeichen?
Am meisten interessieren sich Jugendliche bis 20 Jahre und die Altersklasse ab 60. Allerdings klafft eine Lücke bei den 25- bis 55-Jährigen.
In wie vielen Orten im Landkreis kann unter Anleitung das Sportabzeichen erworben werden?
Im Kreis Erlangen-Höchstadt nehmen 29 Orte mit ihren Vereinen das Sportabzeichen ab.
Größere Teilnehmerzahlen haben wir in Adelsdorf, Erlangen, Eckental, Herzogenaurach, Höchstadt, Neuhaus, Niederndorf und Weisendorf.
Wann wird geprüft? Gibt es einheitliche Termine oder regelt das jeder Verein individuell?
Die meisten Prüftermine liegen zwischen April und Oktober. Die genauen Tage regelt jeder Verein selbst.
Eine wichtige Klientel sind die Schulen. Liegt hier noch verborgenes Potenzial? Wie schaut die Kooperation mit dem BLSV aus?
Leider setzt sich der Rückgang bei den Schulen in Bayern fort. Ob das am Online-Verfahren, am Schüler-Rückgang oder zu wenig Sportunterricht liegt, weiß ich nicht genau. Der BLSV hat auf jeden Fall qualifizierte Übungsleiter.
Beim Sportabzeichen-Schulwettbewerb 2011 ehrten wir auf Bezirksebene Schulen aus Erlangen, Hannberg, Herzogenaurach, Höchstadt und Möhrendorf.
Wie steht Erlangen-Höchstadt da im Vergleich zu anderen mittelfränkischen Kreisen. Wie der Bezirk im bayernweiten Vergleich?
2011 wurden im Kreis Erlangen-Höchstadt 2940 Sportabzeichen und vier Behinderten-Abzeichen an Jugendliche und Erwachsene überreicht. Damit waren wir im Bezirk Mittelfranken wieder spitze. Der Bezirk dürfte bayernweit bei der Sportabzeichenabnahme an dritter oder vierter Stelle stehen, das ändert sich von Jahr zu Jahr.
Liegen Ihrer Meinung nach die Schwerpunkte für das Sportabzeichen richtig?
Vielseitig sind die Anforderungen des Deutschen Sportabzeichens außerhalb des Wettkampfsports. Es ist weltweit der einzige staatliche Orden für sportliche Leistungsfähigkeit und Fitness.
Wichtig ist aber auch die Unterstützung des BLSV, der Politik, der Städte und Landkreise für ehrenamtliche Arbeit im Breitensport.
Empfehlen Sie eine vom Arzt bescheinigte Tauglichkeit vor dem geplanten Erwerb des Sportabzeichens?
Nach eigenem Ermessen kann ein kleiner Gesundheitscheck beim Hausarzt hilfreich sein.
Es gibt neue Disziplinen. Wie beurteilen Sie diese Zusatzangebote und das Streichen anderer Disziplinen?
Neuerungen beim Sportabzeichen sind der richtige Schritt in die Zukunft. Disziplinen wie Zielwurf, Seilspringen oder Dauer-/Geländelauf sollte man ruhig erstmal für ein Jahr ausprobieren. Sicherlich kann man Disziplinen auch mal austauschen.
Wären Sie offen dafür, auch Trendsportarten einfließen zu lassen, um Jugendliche anzulocken?
Es gibt ja Trendsportarten wie Nordic Walking oder Stadtläufe bis zehn Kilometer, die schon großen Zuspruch haben.
Diese Entwicklung berücksichtigen wir auch für das Sportabzeichen. Aber die Vereine und Prüfer können nur bestimmte Übungen auswählen, weil sie a) die Geräte, b) den Platz oder c) die Halle nicht haben.
Was wünscht sich der Sportabzeichen-Referent für die Zukunft?
Das Sportabzeichen ist wohl eines der letzten kostenlosen Sportvergnügen unserer Zeit. Das ist wichtig, da immer mehr Menschen sparen müssen - auch beim Sport. Deshalb würde ich mich über Zulauf freuen. Zumal hier Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport treiben können. Die Sportler treten nicht gegeneinander an, sondern unterstützen sich gegenseitig. Hier gibt es nur Gewinner, keine Verlierer.