Vier große Baustellen begleiten den Höchstadter EC in die neue Oberliga-Saison, die am 6. November starten soll. Der ohnehin klammen Klubkasse entgeht durch das Coronavirus ein sechsstelliger Betrag. Wie ernst ist die Situation wirklich?
Mit etwa 800 000 Euro plant der Höchstadter EC in einem gewöhnlichen Jahr für die Eishockey-Oberliga Süd. Knapp die Hälfte davon entfällt auf die Mannschaft. Doch das Coronavirus und die einhergehenden Einschränkungen geben dem HEC kaum Möglichkeiten zu planen. Die Folge ist eine Saison voller Ungewissheit, die am 6. November starten soll.
Zu den drängendsten Fragen bezog der HEC am Montag Stellung: Im Sterpersdorfer Gasthof Lauberberg gaben Axel Rogner, Verwaltungsratsvorsitzender der Alligators, sowie der stellvertretende Präsident Dominik Rogner ihre Corona-Rechnung bekannt. Das Fazit ist ernüchternd: "Unter dem Strich fehlen uns 250 000 bis 300 000 Euro", erklärte Axel Rogner. Eisstadion 2000 Zuschauer fasst das altehrwürdige Eisstadion am Kieferndorfer Weg, bei etwa 800 Fans lag der Schnitt in den Vorjahren. Um Abstandsregeln und Hygienevorschriften umsetzen zu können, darf der HEC jedoch maximal 600 Zuschauer einlassen. "Wir hatten mit etwa 150 000 Euro an Zuschauereinnahmen geplant. Jetzt können wir höchstens auf die Hälfte hoffen", sagt Rogner.
Auch das im Jahr 1978 erbaute Stadion bedarf finanzieller Zuwendungen: Weil ausbleibende Steuereinnahmen den Neubau eines geschlossenen Eisstadions in Höchstadt vorerst unmöglich machen, kommen notwendige Reparaturmaßnahmen hinzu: Die Banden wurden bereits ausgetauscht, die Stadiontechnik und die Anlage zur Präparierung der Eisfläche müssen erneuert werden. "Die Betriebsgenehmigung der Eisanlage läuft in drei Jahren ab", sagt Rogner. Auch das Dach macht Probleme.
Helfen soll in beiden Punkten der Staat: Für die Sanierungsmaßnahmen wurden Fördermittel beantragt, die fehlenden Zuschauereinnahmen sollen aus dem Fördertopf für Profisport ausgeglichen werden. Bis zu 80 Prozent des Zuschauer-Fehlbetrags übernimmt der 200 Millionen Euro schwere Nothilfe-Fonds des Bundesinnenministeriums - allerdings vorerst nur bis Jahresende. Sponsoreneinnahmen Anders als bei anderen Eishockeyklubs steht hinter dem Höchstadter EC kein großer Geldgeber, sondern eine Gruppe von etwa 200 kleine und mittelgroße Sponsoren aus der Region. "Uns unterstützen Handwerksbetriebe, Firmen aus dem verarbeitenden Gewerbe, aber auch Messebauer, die in der Krise stecken", erklärt Rogner. Zusätzliche Einnahmen, die der Klub sonst durch Veranstaltungen abseits des Sports wie Konzerte generierte, fallen corona-bedingt ebenfalls aus. Die Folge: Ein Fehlbetrag von 180 000 Euro.
Möglicherweise hilft die Steigerung von Einnahmen in der Vermarktung: Das Streaming-Portal "Sprade TV" überträgt ab der kommenden Saison jedes Oberliga-Spiel live. Für acht Euro pro Partie können Fans die Spiele im Internet schauen. "77 Prozent davon gehen an uns. Wir wissen noch nicht, wie das Angebot angenommen wird. Aber es kann helfen", meint Rogner. Kader Um Kosten zu senken, wird vor allem der Mannschaftsetat gekürzt. Die geschlossenen Verträge enthalten eine Corona-Klausel, durch die der Start der Verträge nach hinten geschoben wurde. Einige Profis sind zudem in Kurzarbeit. 80 000 Euro spart der HEC im Vergleich zur Vorsaison - ein Wagnis angesichts des eng getakteten Spielplans, der in den nächsten Tagen erscheinen soll Die gesamte Hauptrunde wird zwischen dem 6. November und dem 22. Januar ausgetragen.
"Wir spielen gefühlt alle drei Tage, dabei haben wir weniger Spieler als zuvor zur Verfügung. Da darf nichts schief gehen", sagt Rogner.
Nachwuchs Auf seine Talentschmiede ist der HEC stolz. 200 Kinder und Jugendliche trainieren im Verein, doch das ist nicht billig: Rund 70 000 Euro des Etats sind für den Nachwuchs verplant, der Deutsche Eishockey-Bund fordert unter anderem lizensierte Trainer.
"20 000 Euro kommen durch Mitgliedsbeiträge wieder rein, den Rest stemmen wir eigentlich durch Sponsoren und Zuschauereinnahmen", erklärt Axel Rogner, der nicht zuletzt deshalb klarstellt: "Wir brauchen wie alle anderen Eishockey-Oberligisten Hilfe, um diese Situation zu überstehen."