Die Flucht ins Dunkle und Trockene

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Jochen Brosig (links) und Reinhard Dölfel freuten sich auf einen besonderen Wettkampf. Foto: privat
Jochen Brosig (links) und Reinhard Dölfel freuten sich auf einen besonderen Wettkampf. Foto: privat
Mehr als 1000 Sportler suchten 500 Meter unter Tage die Herausforderung. Foto: privat
Mehr als 1000 Sportler suchten 500 Meter unter Tage die Herausforderung. Foto: privat
 
Eine Lore aus früheren Tagen Foto: privat
Eine Lore aus früheren Tagen  Foto: privat
 
Ein Pritschenwagen brachte die Läufer an den Start. Foto: privat
Ein Pritschenwagen brachte die Läufer an den Start.  Foto: privat
 

Diesmal in Jochen Brosigs Fränkischer-Tag-Kolumne: Im Rausch der Tiefe gehen einem Marathoni komische Gedanken durch den Kopf.

Ein Sonntag im Februar. Der Querläufer dreht seine Runden beim Merkerser Kristallmarathon. Etwa 500 Meter unter der Erde. Ich wollte besonders schlau sein und dem tristen Februarwetter entfliehen. Unter Tage ist es angenehm warm. Es herrschen Temperaturen zwischen 22 und 29 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von nur 30 Prozent. Über der Erde ist herrlichster Sonnenschein. Im Halbdunkel laufe ich im Kreis. Falsch gepokert.

Es war doch so gut geplant, denke ich mir. Bei Schlechtwetter unter Tage zu laufen, das ist doch im Februar die beste Idee. An diesem Wochenende ist der "Internationale Regenschirmtag". Das hat doch einen guten Grund. Regen ist da programmiert, die Gummistiefel werden hervorgeholt. Früher waren sie rot, gelb oder grün. Heute sind sie bunt und kosten mehr als 200 Euro. Viel Geld für ein Kleidungsstück, das man zweimal im Jahr braucht. Bei "Rock im Park" und in Wacken.

Fast habe ich den Verpflegungsstand verpasst. Bei der trockenen Luft ist Trinken besonders wichtig. Ja, wen sehe ich denn da? "Grüß dich Reinhard". Reinhard Dölfel vom TSV Burghaslach läuft den Halbmarathon. Durch das schlechte Licht übersehe ich eine Bodenwelle. Mist. Das Wasser verschütte ich. Der Helm mit dem Grubenlicht drückt auf die Stirn. Er drückt wie früher meine Gummistiefel. Und mit den Regenschirmen ist es auch nicht besser. Entweder sie sind nicht da, wo sie sein sollten oder sie sind kaputt. Hast du dann einmal einen besonders schönen, wird er dir bestimmt geklaut. Du darfst deinen Regenschirm auf keinen Fall in einen Schirmständer stellen. Hier unten ist das wurscht, da brauchst du keinen.

Wir laufen bergauf, natürlich ohne Schirm. Unter Tage wollte ich heute alle Gummistiefel- und Schirmträger über der Erde auslachen. Jetzt lacht die Sonne über mich. Mein Grubenlicht flackert und geht aus. Jetzt habe ich nur die spärliche Deckenbeleuchtung zur Orientierung. Naja, egal, auf jeden Fall kann es hier unten nicht regnen.

Manchmal spüre ich sogar einen leichten Windhauch vom Belüftungsschacht. Vorsicht Gegenwind, haha. Durch Regen werde ich auf keinen Fall nass. Somit auch nicht durch Spritzwasser vom Regenschirm, weil es zu regnen aufgehört hat. Niemand will nach dem Regen so ein tropfendes, nasses Teil mit sich herumtragen. Kleine Oberfläche und große Wirkung. Was vorher bei Regen trocken gehalten hat, macht dann nass. Weiter geht es.

Der 13. März 2017 wäre ein guter Termin gewesen. Dann ist der "Öffne-drinnen-einen-Regenschirm-Tag". Wie wäre es, einen Marathon mit Regenschirm zu laufen? Das denke ich mir und laufe über die Ziellinie. Manchmal gehen einem Läufer schon komische Gedanken durch den Kopf. Regenschirm?

Der Aufzug bringt uns wieder nach oben. Als ich dort ankomme, regnet es. Ich habe keinen Regenschirm dabei. Der liegt im Auto. Bis zum Parkplatz bin ich klatschnass.

Run happy and smile!
Euer Querläufer