Spieß ist ein Geschichtenerzähler

3 Min
Fritz Spieß hat einiges zu erzählen. Soviel, dass er es aufschreiben musste. Fotos: Richard Sänger
Fritz Spieß hat einiges zu erzählen. Soviel, dass er es aufschreiben musste. Fotos: Richard Sänger
Die Verabschiedung des letzten Amerikaners mit dem damaligen Polizeichef Edmund Bräuning. Foto: Fritz Spieß
Die Verabschiedung des letzten Amerikaners mit dem damaligen Polizeichef Edmund Bräuning.  Foto: Fritz Spieß
 
 
 
 
 
 

Ihn interessiert viel, er will viel wissen - und das bis ins hohe Alter. Auch mit 85 Jahren ist Fritz Spieß alles andere als im Ruhestand.

Dem 85-jährigen Herzogenauracher Fritz Spieß ist die Ahnen- und Familienforschung immer noch eine Herzensangelegenheit. Überhaupt widmete sich der bekannte Herzogenaurach in seiner Freizeit und nach dem Eintritt in den Ruhestand insbesondere der Heimatgeschichte sowie der Natur und Umwelt. Über Jahre versuchte Fritz Spieß die Wurzeln der "Spieß'n" zu ergründen, da der Name Spieß in den Aufzeichnungen der Stadt Herzogenaurach nicht auftauchte, mussten Vorfahren in den früheren Jahren zugezogen sein.


1865 fing alles an

Fritz Spieß wälzte alte Aufzeichnungen mit Unterstützung der Museumsleiterin Irene Lederer. Er wurde im Stadtarchiv fündig. So begab sich ein Alban Spieß, geboren am 25 November 1865 in Amlingstadt bei Bamberg, auf Wanderschaft. Wie weit er wirklich kam, ist nicht mehr nachvollziehbar.
Scheinbar kam er aber nur bis nach Herzogenaurach, denn bereits am 15. März im Jahr 1900 wurde ihm für "15 Jahre pflichteifrige Feuerwehr Dienstleistung" bei der Freiwilligen Feuerwehr Herzogenaurach ein vom Bayerischen Landes-Feuerwehrausschuss ausgestelltes Ehrendiplom verliehen. Also muss Alban Spieß vor 1885 nach Herzogenaurach gekommen sein, denn auch das Ehrenzeichen für 25-jährigen Ordnungsdienst wurde ihm 1. September 1911 verliehen.
Irene Lederer fand im Archiv weiterhin eine Niederschrift vom 22. August 1887 des Stadtschreibers Schürr, dem Protokollführer des Bischofs. Dort ist zu lesen, dass er "am Vortag beim hiesigen Schuhmachergesellen Verein zum Vorstand gewählt wurde, da der bisherige Vorstand Noppenberger sich nicht mehr dahier aufhält".


Verliebt, verlobt, verheiratet

Spieß weiß dann aber noch mehr und erzählt: "Die nächste Aufzeichnung war dann die standesamtliche Trauung durch den Standesbeamten Johann Zimmerer mit Anna Körner am 29. November 1890. Die kirchliche Trauung fand dann am 3. Dezember in der Pfarrkirche St. Magdalena statt." Seinen Lebensunterhalt verdiente sich Alban Spieß in der Fränkischen Schuhfabrik. Das Ehepaar unterschrieb mit dem Baumeister Johann Gast einen am 10. April einen Bauvertrag für die Hausnummer 334 (heute Hirtenbuck-Straße 1) und baute ein Wohnhaus für 3250 Mark.
Alban Spieß und seine Frau scheinen sich in dem Häuschen sehr wohl gefühlt zu haben, denn die Ehefrau Anna schenkte ihrem Mann Alban in den Jahren 1889 bis 1915 14 Kinder. Fünf Mädchen und neun Buben bevölkerten das Heim. Am 3. Februar 1905 erhielt Alban Spieß laut Beschluss des Magistrates das Bürgerrecht. "Dafür musste er 42 Mark und 86 Pfennige an die Stadtkasse entrichten", erzählt Spieß. Seine Frau verstarb bereits im Alter von 51 Jahren fast alle Kinder des Ehepaares arbeiteten damals in den Herzogenauracher Schuhfabriken.
Aufgrund der 14 Kinder des Ehepaares Alban und Anna Spieß ist auch die Anzahl der Nachkommen entsprechend. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sich zu den bekannten "Spieß'n-Treffen" immer rund 50 Personen einfanden.
Bei Fritz Spieß, der sich auch als Heimatforscher einen Namen gemacht hat, sammelten sich in all den Jahren eine große Menge an Aufzeichnungen und Fotografien an. Denn eine weitere Leidenschaft des Herzogenaurachers war das "Lichtbildnern". Spieß: "In meinem Besitz befindet sich eine Fotografie mit der Belegschaft der Fränkischen Schuhfabrik, bei der meine Mutter beschäftigt war." Bemerkenswert ist dabei ein Bub in der Mitte des Bildes. Denn das war der spätere Bürgermeister Hans Maier, der das Amt von 1945 bis 1970 innehatte.


Immer mit der Kamera dabei

Fritz Spieß war auch dabei, als mit John Charles Odell der letzte Amerikaner aus der Stadt offiziell verabschiedet wurde. Er fotografierte aber auch Prominente auf dem früheren Golfplatz. Im Grunde ist Spieß ein "wandelndes Geschichtsbuch". Ein interessanter Zeitzeuge, der sowohl zum Kriegsende als auch zu den politischen Begebenheiten in der Stadt und ihrer industriellen Geschichte einiges erzählen kann.
Über viele Jahre ging er mit der Kamera auf Jagd, um Vögel, die Natur und die schönen Ecken und Winkel der Heimat abzulichten.
Dajmit aber nicht genug. Spieß erzählt: "Mit meiner Frau kümmerte ich mich um Tiere. Von 1982 bis 1998 war ich Vorsitzender des Tierschutzvereins in Herzogenaurach." Dort gestaltete er Führungen zum Thema Natur- und Naturschutz. Aus diesem Fundus schöpfend verfasste Spieß eine Reihe von Broschüren und Bücher über seine Heimat.
Seit jeher versucht Fritz Spieß stets, den Menschen aus Herzogenaurach ihre eigene Geschichte näher zu bringen. Nachdem er über viele Jahre bei Puma gearbeitet hatte, "gab es natürlich auch ein Werk über die Schuhfabriken in Herzogenaurach sowie Geschichte und Geschichten aus Herzogenaurach, in denen sich Begebenheiten und damalige Persönlichkeiten wiederfinden".