Viele Jahre wurde in Hemhofen über den teils desolaten baulichen Zustand der Schule diskutiert. Jetzt gab der Gemeinderat nach längerer Diskussion grünes Licht für das ehrgeizige Millionenprojekt.
Die Fenster lassen sich nur mit Gewalt oder gefährlichen Turnübungen schließen. Durch Ritzen kann man durchblicken. In der Schule wird gleich die ganze Umgebung mitgeheizt. "Und das schon seit 20 Jahren", wie ein langgedientes Ratsmitglied das Statement von Schulleiter Herbert Winter zum Grobkonzept der Schulsanierung ergänzte.
Die alten Probleme
Winter kam als erster unmittelbar Betroffener bei der Sondersitzung des Gemeinderats zu Wort. Seit Monaten sind die altbekannten Probleme Gegenstand der Ratsdiskussionen. Nach mehreren Debatten liegt nun ein Konzept vor, das eine Erneuerung in vier Bauabschnitten in den Jahren 2016 bis 2019 oder 2020 vorsieht.
Bestandteil ist auch eine zentrale Heizanlage, durch die eventuell auch der Kindergarten mit versorgt werden soll. Das Konzept soll die Grundlage für den Zuschussantrag bilden. Es zu beschließen, war der Zweck der Sitzung.
Die ersten beiden Bauabschnitte betreffen die Klassenzimmer und die notwendigen Nebenräume der Schule. In Bauabschnitt drei soll der Osttrakt umgestaltet werden. Das Obergeschoss soll die Musikschule aufnehmen.
Unter einem Dach
Die Aula könnte zu einem Multifunktionsraum werden, der einen Teil der sportlichen Aktivitäten in der alten Turnhalle auffängt. Bauabschnitt vier wäre der Abriss der Turnhalle. Ein Punkt, der im Gemeinderat strittig ist.
Kerstin Ebert von der Mittagsbetreuung ist mit dem Raumkonzept zufrieden. Musikschulleiter Erich Koch hält das Zusammenwachsen mit der Schule für pädagogisch und strukturell geboten. Zwar hat die Musikschule in Zeckern seit 2001 optimale Räume, aber "die Schulveränderungen seither machen Arbeiten unter einem Dach wünschenswert", so Koch ausdrücklich.
Er und der Schulleiter sind jetzt schon bereit, mit dem Architekten Raimund Wölfel in die Detailplanung zu gehen.
Bis dahin sah es so aus, als würde der Gemeinderat auch zu einer schnellen, positiven Entscheidung kommen. Doch da bremste Jutta Emrich (SPD): "Mir geht es zu schnell. Wir haben noch weitere Aufgaben wie das Feuerwehrhaus vor uns. Dadurch steigt unsere Pro-Kopf-Verschuldung."
Kosten bereiten Bauchschmerzen
Es fanden sich sofort Mitstreiter, denen die Kosten ebenfalls Bauchschmerzen bereiten. Auch Herbert Marr (AW) wollte sich nicht durch den für die Zuschussvergabe 2016 einzuhaltenden Abgabetermin unter Druck setzen lassen. "Dann sind wir halt ein Jahr später dran. Warum machen wir nicht erstmal nur neue Fenster rein?", fragte er in die Runde.
Geschäftsleiter Horst Lindner erinnerte daran, dass eine Schulsanierung oft Thema "im alten Rat" gewesen und immer wieder zurückgestellt worden sei. Gleichzeitig seien aber Vorwürfe erhoben, warum nichts geschehe. "Es kann nicht sein, dass wie in den letzten zwanzig Jahren alles hinausgeschoben wird", mahnte Georg Bögelein (CSU). Er erinnerte daran, dass 1998 die Abwasserkanäle mit Kameras befahren wurden. Erst im aktuellen Haushalt habe die Gemeinde erstmals die Summe von 600 000 Euro eingestellt, um die damals festgestellten Schäden beheben zu lassen.
"Bisher ist nichts vorangegangen", schloss sich Dritter Bürgermeister Reimer Hamm (CSU) an. "Es kommt mir so vor, als ob wir Angst haben, etwas anzupacken." Lutz Bräutigam (Grüne), der bekannt für sein Hinterfragen ist, schlug sich eindeutig auf die Seite der Befürworter.
Wegen des Ansteigens der Schulden von sieben auf elf Millionen Euro habe er bei der Rechtsaufsicht angefragt. Deren Auskunft: Es handele sich um sinnvolle Pflichtaufgaben. Eine höhere Verschuldung deswegen sei nicht gefährlich, weil die Finanzstruktur von Hemhofen gesund ist.
Rechtsaufsicht sagt Ja
Bürgermeister Ludwig Nagel (CSU) ergänzte dazu: "Ich habe von der Rechtsaufsicht das Signal bekommen, dass sie hinter unserem Konzept steht." Und: "Für das, was wir beim Zuwarten zum Fenster hinausheizen, können wir einiges finanzieren."
Bräutigam wies seine Ratskollegen nochmals darauf hin, dass die Bauabschnitte 1 und 2 auch ohne eine Entscheidung zu den Abschnitten 3 und 4 realisiert werden kann. "Jetzt Mut aufbringen!", bat er.
Am Ende stimmten nur die zwei Vertreter der SPD-Fraktion mit Nein.