Die Liebfrauenhausschule hatte zum zehnten Mal Berufsexperten eingeladen, um den angehenden Abschluss-Schülern einen Einblick zu geben.
Ob Handwerker oder Kaufleute, Pfleger oder Polizisten, Hebammen oder Feuerwehrleute: Die Schüler der siebten bis neunten Klassen des Liebfrauenhauses haben zur Zeit eine Woche lang die Möglichkeit, in Ausbildungsberufe hinein zu schnuppern. Zum zehnten Mal findet an der privaten Mittelschule die Berufsorientierungswoche statt.
Wieder wurden eine Woche lang Experten aus Industrie, Handel, Handwerk, Dienstleistung sowie von Innungen und Gewerkschaften eingeladen, um den Schülern die unterschiedlichen Facetten des Berufslebens vorzustellen. Auch gab es die Möglichkeit zu trainieren, wie man sich bei Vorstellungsgesprächen oder Einstellungstests verhält oder wie Bewerbungsunterlagen aussehen sollten. Der Unterricht wurde für diese Woche aufgelöst, wird in einer Pressemitteilung der Schule informiert. 20 Stunden musste aber jeder Schüler zusammenbringen, weshalb auch diejenigen Angebote besonders gut gefragt waren, die Zeit in Anspruch nahmen.
Wie zum Beispiel das Malern. Am Mittwochvormittag durften Schüler der achten Klasse sich in dem Handwerk erproben und im Ganztages-Bereich der Schule Wände weißeln. Auch drei junge Frauen waren darunter, obwohl das doch eher ein Männerjob zu sein scheint. Die 14-jährige Isabell überlegte da nicht lang. "Ich mag Malen", sagte sie. "Aber ich kann ja nicht einfach zu Hause alles anstreichen." Und die gleichaltrige Valentina entschied sich in der Orientierungswoche für das Handwerk, obwohl sie später eigentlich gerne Polizistin werden möchte. Aber beide Angebote waren zeitgleich, und so musste sie sich entscheiden. "Ich find' Streichen cool", sagte sie. Und für den Job bei der Polizei sei sie wohl eh zu klein.
Angelika Drebinger von der gleichnamigen Herzogenauracher Raumaustatterfirma betreute die jungen Leute. Ihr Familienbetrieb, den sie an der Seite ihres Bruders Josef mit leitet, bildet auch regelmäßig angehende Raumausstatter, aber auch Maler und Lackierer aus. Einfach sei es nicht, geeignete Jugendliche zu finden, sagt sie. Bewerber gebe es genügend, doch "vielen ist die Arbeit dann doch zu viel."
Mehr als 50 Workshops
Insgesamt können die Schüler in dieser Woche aus mehr als 50 Workshops auswählen, viele Unternehmen und Einrichtungen aus Herzogenaurach machten mit, viele zum wiederholten Male. Koordiniert wurde das Projekt von den Leiterinnen der beiden achten Klassen, Alena Albert und Christine Farack. Mit im engeren Team waren auch die Fachlehrer Michaela Eibert, Daniel Otto und Julia Wolrab.
Alena Albert machte das heuer zum ersten Mal. Nicht nur für Schüler, auch für Lehrer kann die Woche durchaus aufregend sein, bestätigte sie. Beim Organisieren müsse man flexibel sein, da sei mal ein Referent krank oder es falle ein Beamer aus. Aber dieser "Job" machte der jungen Lehrerin Spaß, und Schülerlob gab's obendrein, auch für ihren Unterricht. "Sie machen das immer sehr schön", sagte Valentina.
Neben dem Fokus auf praktische Tätigkeiten wurde in diesem Jahr auch Wert auf die einige Termine außer Haus gelegt. Unter anderem gestalteten Siebtklässler einen halben Tag im Jugendhaus rabatz. Am heutigen Donnerstag geht eine Schülergruppe nach Heßdorf zu Aldi. Dort erleben sie ein besonderes Projekt mit, denn drei Wochen lang leiten Auszubildende die Filiale. Bereits am Mittwoch gab es den theoretischen Unterricht an der Schule des Liebfrauenhauses, drei Azubis erläuterten das Unternehmen.
Azubis als Chefs
Betreut wurden die jungen Leute durch die Regionalverkaufsleiterin Teresa Biedenbacher. Zehn Auszubildende aus ganz Franken nehmen an dem Projekt teil, die Filiale Heßdorf sei deshalb ausgewählt worden, "weil sie noch keiner kannte", sagte Biedenbacher. In der Filiale müssen die Azubis alles organisieren und machen, was sie für sie als spätere Mitarbeiter auch anfällt. Bis hin zum Filialeiter. Denn pro Schicht müsse ein Azubi die Chef-Verantwortung übernehmen, sagte die junge Frau. Sie werden dabei begleitet von Filalleiter Thomas Grau und seinem Vize Maik Spengler.
Die Zusammenarbeit mit der Liebfrauenhausschule passe da gut, erklärte die Regionalleiterin. Schon vom Alter her. So würden die Azubis gerne als Botschafter des Unternehmens betrachtet. Die Orientierungswoche hält sie für eine "super Geschichte".
Bisher positiv seien auch die Rückmeldungen der Referenten gewesen, berichtet die Schulleitung. Das gute Verhalten sowie die Höflichkeit und das Interesse der Schüler seien gelobt worden.