22 Jahre wirkte der Bamberger Karmelit in der Pfarrei Schlüsselau. Zum 31. August scheidet der 76-Jährige aus dem aktiven Dienst aus. Einen eigenen Pfarrer bekommt die Pfarrei dann nicht mehr, doch "Baumeister" Schüßler wird weiterhin im Ort wohnen und als Geistlicher aushelfen.
Höhepunkte waren für Pater Wolfram Schüßler O.Carm. immer dann, wenn er ein Projekt, eine Baumaßnahme erfolgreich abschließen konnte. Für den geschickten "Baumeister" waren das nicht wenige in den 22 Jahren seiner seelsorgerischen Tätigkeit in der Pfarrei Schlüsselau. Die schön renovierten Gotteshäuser von Schlüsselau und seinen einstigen Filialen Röbersdorf und Erlach geben davon Zeugnis. Wenige Wochen nach seinem 76. Geburtstag geht der Pfarrer von Schlüsselau zum 31. August in den verdienten Ruhestand.
Mit Pater Wolfram Schüßler geht auch die Ära der Karmeliten in Schlüsselau zu Ende: 65 Jahre lang stellte der Orden die Pfarrer der kleinen Pfarrei im Reichen Ebrachgrund. Mit dem Ruhestand von Pater Wolfram gibt der Karmeliterorden diesen Standort auf.
Bei der Reform der Diözese sei im Personalplan für den Pfarreienverbund Ebrachgrund (zu dem Schlüsselau gehört) kein eigener Pfarrer für Schlüsselau mehr vorgesehen worden, erklären der Geistliche und Elisabeth Schillab, Pfarrsekretärin und Vorsitzende des Diözesanrats. Was nicht verwundert, denn mit nur 270 Katholiken ist Schlüsselau einfach zu klein.
Pfarrer Eßel übernimmt Ab 1. September wird Pfarrer Wolfgang Eßel aus Sambach die Pfarrei Schlüsselau mit betreuen. Im Vorabendgottesdienst am 5. Oktober wird er offiziell in sein Amt eingeführt.
"Es waren schöne und gesegnete Jahre, für die ich sehr dankbar bin", versichert Pater Wolfram seiner Pfarrei beim Eintritt in den Ruhestand. Wobei eigentlich eher von einem "Unruhestand" oder vom Seelsorger i. R. (in Rufbereitschaft) die Rede sein muss.
Denn Pater Wolfram Schüßler wird weiterhin in Schlüsselau wohnen und als "Subsidiar", also als mithelfender Geistlicher, im gesamten Seelsorgebereich Ebrachgrund tätig sein und die Pfarrer Wolfgang Schmidt und Wolfgang Eßel unterstützen. Erhalten bleibt auch weiterhin das Pfarrbüro in Schlüsselau, das wie bisher von Elisabeth Schillab betreut wird.
Die guten Kontakte zu seiner ehemaligen Pfarrei möchte Pater Wolfram gerne auch künftig pflegen. Das heißt, dass er gerne weiterhin zur Krankenkommunion, bei runden Geburtstagen, für Hochzeiten oder Taufen zur Verfügung steht, sofern das gewünscht wird. Obwohl er zuvor Pfarrer in der Großstadt Wien war, sind ihm sein Seelsorgebereich, seine Gemeinde, die Kirche zur Schmerzhaften Dreifaltigkeit, die Wallfahrten ans Herz gewachsen, ja ein Stück Heimat geworden.
Eine zweite Heimat gleichsam, denn auch sein Kloster in Bamberg und die Ordensgemeinschaft sind dem Pater ein Zuhause. In ständigem Kontakt mit seinen Mitbrüdern, ist er in die Entscheidungen und Gemeinschaftsaktionen des Ordens eingebunden.
Karmelitinnen aus Holland Die Tradition der Karmeliten in Schlüsselau geht zurück bis ins Jahr 1948. Als Nachfolger des letzten "weltlichen" Pfarrers Andreas Bierfelder kam im März 1948 als erster Karmelit Pater Anastasius Daxl als Pfarrverweser nach Schlüsselau. Schon bald gefolgt von dem unvergessenen Pater Benedikt Zweier, der gleich zweimal Pfarrer von Schlüsselau war (1948 bis 1955 und 1967 bis 1985).
Wie aus der Chronik hervor geht, wollte der Provinzial der Karmeliten in Bamberg, Pater Jacobus Beck, nach dem Zweiten Weltkrieg einen Sühnekonvent im Erzbistum gründen.
Die Greuel des Krieges sollten durch Gebet und Opfer gesühnt werden. Karmelitinnen aus Boxmeer in Holland sollten diesen Konvent in Schlüsselau gründen. Dafür wurden umfangreiche Vorarbeiten notwendig, wie in dem Buch "Schlüsselau - eine Reise durch die Zeit" detailliert nachzulesen ist. Die Nonnen lebten unter einfachsten Verhältnissen. Anfangs hatten sie nicht einmal Bänke im Chor und jede Schwester musste den Stuhl aus ihrer Zelle überall dorthin mitschleppen, wo eine Sitzgelegenheit gebraucht wurde.
Das Los hat entschieden Nach einem halben Jahr ohne Klausur - denn sie musste ja erst eingerichtet werden - freuten sich die Schwestern auf den 3. Juli 1949. An diesem Tag wurden sie von Erzbischof Joseph Otto Kolb in die Klausur geführt. In den ersten drei Jahren traten so viele junge Frauen dem Orden bei, dass per Los entschieden wurde, einige in die Mission zu senden.
Zudem musste durch Ausbau des Dachbodens mehr Raum geschaffen werden. In den 1960er Jahren seien die Wohnbedingungen im Kloster selbst für die asketischen Schwestern unerträglich geworden: In den Zellen im Dachboden gab es keinen Strom, kein fließendes Wasser, keine Heizung, keine Duschen und nur ein WC. 1968 wurde in Erlangen-Büchenbach ein Grundstück gefunden und ein neues Kloster gebaut, in das sie im Oktober 1969 übersiedelten. Heute dient das Klostergebäude in Schlüsselau als Pfarrzentrum und Pfarrhaus. Immer wieder nutzen auch Jakobspilger das Klostergebäude zur Übernachtung.
Pater Wolfram Schüßler lädt ein zum Dankgottesdienst mit anschließender Agape am Samstag, 31. August, um 18.30 Uhr in der Wallfahrtskirche Schlüsselau.