Schaeffler schließt Standorte: Autozulieferer gibt betroffene Werke bekannt
Autor: Ellen Schneider
Herzogenaurach, Mittwoch, 27. November 2024
Anfang November wurde öffentlich, dass der Autozulieferer Schaeffler mit Sitz in Herzogenaurach zahlreiche Stellen streichen will. Nun konkretisiert das Unternehmen seine Pläne.
Die Nachricht vom 5. November sorgte in ganz Deutschland für Schlagzeilen: Der Zulieferer-Riese Schaeffler kündigte einen massiven Stellenabbau an mehreren Standorten in Europa an. 4700 Stellen will das Unternehmen in den kommenden Jahren streichen - 2800 davon in Deutschland. Betroffen ist unter anderem Franken. An einigen Standorten innerhalb Europas werde sich zudem etwas ändern, hieß es damals. Zwei Standorte sollten demnach komplett geschlossen werden. Nun hat die fränkische Firma weitere Details bekanntgegeben und verrät: die Standortschließungen betreffen Österreich und England.
Wie Schaeffler am Mittwoch (27. November 2024) mitteilte, soll der Betrieb am Standort Berndorf in Österreich für die Sparte Bearings & Industrial Solutions eingestellt werden. Auch die Produktion von Kupplungen im englischen Sheffield soll in naher Zukunft aufgegeben werden. An den Standorten in Kysuce in der Slowakei und im rumänischen Brasov sollen sich die Aufgabenbereiche künftig verändern - auch dort allerdings mit weniger Personal als bisher.
Schaeffler aus Herzogenaurach: Maßnahmen betreffen mehrere europäische Standorte
Die Maßnahmen werden der Mitteilung zufolge zwischen 2025 und 2027 umgesetzt und zielen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens langfristig zu verbessern. 1900 von den 4700 angekündigten Stellen sollen dafür an den europäischen Standorten außerhalb Deutschlands abgebaut werden. Schaeffler erklärt jedoch: "Verlagerungen reduzieren den Nettoabbau in Europa auf rund 3700 Stellen."
Für die Auflösung des Standorts in Berndorf gibt es laut dem Unternehmen mehrere Gründe. Schaeffler fertigt dort Radlager, Radnabenmodule und Getriebelager für Lastkraftwagen, Traktoren und Baumaschinen. Durch den hohen Kosten- und Preisdruck, steigende Fertigungskosten und die schwankende Nachfrage sei die Produktion vor Ort allerdings nicht mehr rentabel. Die Produkte sollen deshalb künftig an wirtschaftlicheren Standorten des Produktionsnetzwerks in Europa, China und Asien gefertigt werden, die Vertriebsmitarbeiter am Standort Berndorf ziehen in neue Räumlichkeiten.
Die Werke in Brasov und Kysuce gehören wie das Berndorfer Werk zur Sparte Bearings & Industrial Solutions. In das Werk in Brasov will Schaeffler aber anders als in Österreich künftig noch mehr investieren. Die Aufgabenbereiche vor Ort ändern sich allerdings: Standardlager und Messingkäfige, die bisher in Brasov produziert wurden, sollen künftig in anderen Werken gefertigt werden. Der Standort in Rumänien wird dann zum zentralen Produktionsstandort für Linearkomponenten, so der Plan. Außerdem sollen dort Industrieprodukte für europäische Kundenbedarfe gefertigt werden.
"Langfristig profitabel sein": Autozuliefer Schaeffler plant Änderungen in englischen und slowakischen Werken
In Kysuce will Schaeffler laut eigener Aussage zusätzliche Fertigungslinien im Lagerbereich schaffen. Um Kosten zu sparen, soll das Personal jedoch reduziert werden. Investitionen in Produktion, Forschung und Entwicklung sowie den Campus werden dennoch wie geplant weiter umgesetzt, um den Standort zukunftsfähig auszurichten, teilt Schaeffler mit. "Im Fokus der Pläne steht eine zukunftssichere Aufstellung des Lagergeschäfts von Schaeffler, um langfristig profitabel zu sein und eine bestmögliche Kundenversorgung sicherzustellen", sagte Sascha Zaps, Vorstand Bearings & Industrial Solutions.
Im englischen Sheffield wurden bisher Kupplungssysteme für Autos und Traktoren hergestellt, der Standort gehört zur Unternehmenssparte Powertrain & Chassis. Durch den Wandel hin zu Automatikgetrieben würden diese allerdings weltweit immer weniger nachgefragt. Dadurch entstünden Überkapazitäten in Sheffield. Die Aufgabenbereiche des Standorts sollen darum künftig auf die Werke in Szombathely (Ungarn) und Hosur (Indien) verteilt werden, um Kosten zu sparen. Matthias Zink, Vorstand der Sparte Powertrain & Chassis betonte allerdings, man sei sich der Konsequenzen bewusst und werde "nun alles daransetzen, gemeinsam mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Sheffield faire Lösungen zu finden."