Rufe nach Frieden und Wohlstand

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Mit dem Freiheitslied "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" endete die Feier im Weihersbach. Foto: Richard Sänger
Mit dem Freiheitslied "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" endete die Feier im Weihersbach.     Foto: Richard Sänger

Bei der Kundgebung in Herzogenaurach machten sich die Redner für ein soziales Europa stark.

Ein Tag der Arbeiter und Arbeitnehmer ist traditionell der 1. Mai, der bei der Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in den Herzogenauracher Wei-hersbachanlagen mit dem Hauptredner Roland Nosko, Bezirksleiter der IG BCE Nürnberg, ganz im Zeichen von Europa und den gesellschaftlichen Veränderungen stand.

Nosko ist es wichtig, die europäischen Grundwerte zu verteidigen. Dazu gehört in seinen Augen auch das entschlossene Eintreten für mehr Verteilungsgerechtigkeit. "Denn Tarifflucht, Steuervermeidung, Klimazerstörung, Verarmung und verantwortungsloses Spekulieren spalten die Gesellschaft und zerstören Demokratie und Freiheitsrechte. Deshalb: Europa. Jetzt aber richtig!", rief der Redner den Besuchern unter Beifall zu.

Rechtspopulisten Einhalt gebieten

Denn die Europäische Union sei eine Gemeinschaft für Frieden und Wohlstand. Trotzdem würden immer mehr Menschen erleben, dass in der EU die Interessen der Märkte oft Vorrang haben vor sozialen Belangen. Die EU stehe für Demokratie und Solidarität, für Vielfalt, für ein partnerschaftliches Miteinander und für eine gemeinsame europäische Identität. Der Aufstieg rechtsextremistischer und nationalistischer Kräfte stelle die EU vor existenzielle Herausforderungen. Den Rechtspopulisten, den Nationalisten und Extremisten, den völkischen Sektierern überall in Europa müsse Einhalt geboten werden, forderte der Redner. Denn wenn sich diese Menschen und deren Meinung durchsetzen, gebe es am Ende nur Verlierer.

Mit dem Blick zurück nach Bayern betonte Nosko, dass das verfügbare Einkommen seit 2000 gesunken ist. Er sieht den Hauptgrund im Rückgang der Tarifbindung in der Region. Nur noch 25,8 Prozent der bayerischen Betriebe seien tarifgebunden. Das betreffe 53,4 Prozent der Beschäftigten. Bayern sei damit Schlusslicht der westdeutschen Bundesländer.

Auch im Anwachsen prekärer Beschäftigung sieht Nosko einen Grund für Verschlechterungen. Der Anteil der prekären Beschäftigungsverhältnisse ist seit dem Jahr 2003 im Landkreis Erlangen-Höchstadt von 26 auf über 32 Prozent angestiegen. "Auch im Landkreis Erlangen-Höchstadt geben zahlreiche Haushalte über 30 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für die Miete aus. Sozialwissenschaftler und Immobilienexperten halten eine Mietbelastung von mehr als 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens für problematisch. Politik darf sich hier nicht aus der Verantwortung stehlen! Die gute Wirtschaftslage muss allen zugutekommen und darf nicht ganze Bevölkerungsgruppen ausschließen", erklärte Nosko.

Wie Bürgermeister German Hacker (SPD) in seinem Grußwort ausführte, stellte die gute Beschäftigungslage in Herzogenaurach die Stadt auch vor Herausforderungen. So steige der Wohnungsdruck, und auch der Verkehrssituation mit den vielen Ein- und Auspendlern muss begegnet werden.

Lob für den Mittelstand

"Vollbeschäftigung ist keine Selbstverständlichkeit", erklärte Landrat Alexander Tritthart (CSU) und verwies auf die tolle Entwicklung der Unternehmen im Landkreis. Denn neben den Großbetrieben sei die hervorragende Arbeitsmarktlage vor allem auch den Handwerksbetrieben und mittelständischen Unternehmen im Landkreis zu verdanken.

So lege der Landkreis viel Wert auf ein hochwertiges Bildungsangebot und auf eine gute Vernetzung des ÖPNV, der einer ständigen Verbesserung unterliege. "Alle sollten mehr über Freiheit und Frieden nachdenken", warb Tritthart für eine Teilnahme an der Europawahl.

Dafür warb am Ende auch der DGB-Ortsvorsitzende Thomas Mölkner, denn die Kernforderung der Gewerkschaften sei ein soziales und gerechtes Europa. Dazu gehören faires, europaweites Arbeiten mit starken Tarifverträgen und armutsfesten Mindestlöhnen in allen EU-Mitgliedsstaaten. "Wir brauchen aber auch sozialen Frieden in Europa, und dieser wird nur möglich durch europaweite Arbeits-, Sozial- und Umweltschutzstandards sowie die Wahrung von Arbeitnehmer- und Menschenrechten, dafür kämpfen wir", rief Mölkner unter Beifall.

Musikalisch umrahmt wurde die Kundgebung von "John Marshal and Friends", und mit dem Freiheitslied "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" endete die Feier im Weihersbach.