Ein neues Projekt der Dienstleistung unter Mitbürgern läuft in Röttenbach an: "Wir tauschen".
Was, Sie bügeln nicht gerne, sind aber ein Ass bei der Gartenarbeit? Schön wär's, wenn man die Arbeiten gegeneinander tauschen könnte. Oder haben Sie vielleicht ein Partyzelt im Keller, das Sie im ganzen Sommer nur ein einziges Mal benutzt haben? Wieso sollte das nicht dem Dauerschlaf entrissen und an Leute verliehen werden, die für ihre Feier dringend eines suchen? Könnte man sich dafür den dringend benötigten Babysitter einhandeln, wäre das eine tolle Sache!
Es ist eine tolle Idee - und sie soll Wirklichkeit werden. Ab Montag heißt es in Röttenbach "Wir tauschen". Ein Projekt, das aus der Röttenbacher Freiwilligenagentur "Wir" heraus entstanden ist.
Frank Schulte, Jugendpfleger der Gemeinde, schleppt die Idee nach eigenen Worten "schon seit Ewigkeiten mit sich rum". Brigitte Beck und Britta Gallwas von der Freiwilligeninitiative "Wir" mischen auch beim neuen Projekt mit.
In Susanne Nees und Winfried Gerum-Nees, Stefan Hartmann und Barbara Bauer wurden weitere Ehrenamtliche gefunden, die sich für die Idee begeistern. Sie werden für Verwaltung und Organisation verantwortlich sein, sind aber auch Ansprechpartner für die Mitglieder.
Menschen besser vernetzen Der Grundgedanke sei die Vernetzung von Strukturen und Menschen, die etwas tun wollen, betonte Bürgermeister Ludwig Wahl (FW) bei der Vorstellung des Projekts. Die Freiwilligeninitiative "Wir", die bereits sehr erfolgreich läuft, sei im übrigen vom Sozialministerium ausgegangen.
In Röttenbach habe Brigitte Beck zusammen mit der Gemeinde die Idee aufgegriffen.
Gegen Geld geht bei der neuen Tauschbörse allerdings gar nichts. Die Währung der Tauschbörse heißt "Talente". Eine Stunde Arbeit beispielsweise wären zwölf "Talente", gibt Frank Schulte einen Richtwert vor.
Die Talente werden dem Konto des Benutzers gutgeschrieben, der damit wieder eine Dienstleistung, Kenntnisse oder auch materielle Dinge bargeldlos tauschen kann. Talente können auch gespendet werden.
Mitglieder können Personen ab 18 Jahren oder auch ganze Familien werden. Um Mitglied zu werden, muss man sich persönlich im Jugend- und Familienbüro der Gemeinde anmelden. Dort füllt man einen Bogen aus und bekommt einen Benutzernamen. Denn die Tauschbörse soll möglichst selbstständig übers Internet laufen. Es gebe auch die Möglichkeit, eine "Tauschzeitung" auszudrucken.
Für die Mitglieder ist die Tauschbörse kostenlos. Für den Zeitaufwand des Organisationsteams werden jedem Teilnehmer monatlich drei Talente abgebucht.
Grenzenlos Talente anzuhäufen, geht allerdings nicht. Ab einem bestimmten Stand werden Talente wieder "abgewertet".
Es geht auch ohne Internet Am einfachsten ist die Tauschbörse über die Homepage der Gemeinde Röttenbach zu erreichen. Mitmachen können aber auch Leute, die mit dem Internet überhaupt nichts am Hut haben: Im Jugend- und Familienbüro der Gemeinde werden montags von 10 bis 12 Uhr und mittwochs von 14 bis 17 Uhr Dienststunden angeboten. Dort können Mitglieder ihre "Talente" durch die Helfer einbuchen lassen.
Die Tauschbörse will sich als Nachbarschaftshilfe verstanden wissen.
"Die Altbürger kennen sich, da weiß jeder, was der Nachbar hat und was er kann und das wird auch getauscht", meinen die ehrenamtlichen Helfer. Ganz anders sei das bei Neubürgern. Deshalb soll es regelmäßige "Marktreffen" geben, die dem gegenseitigen Kennenlernen dienen.
Auf keinen Fall gewerblich Eines geht aber gar nicht: Dass die Tauschbörse ins gewerbliche Milieu abdriftet. Tauschgeschäfte dürfen daher nicht für gewerbliche Zwecke genutzt werden. Und wie schaut es aus, wenn Nicht-Röttenbacher Mitglied werden wollen? "Wir würden uns wünschen, dass sich Hemhofen dranhängt", sagt Brigitte Beck. Der Erfolg des Modells, das übrigens in Dechsendorf schon hervorragend funktioniert, beruhe auf der Nachbarschaftshilfe und das bedeute räumliche Nähe. Darunter falle die Nachbargemeinde, für weiter entfernte Orte dürfte das jedoch schwierig sein.