Die Unabhängigen Röttenbacher möchten für alle Wohngebiete Maßnahmen, um das Tempo der Kraftfahrer zu drosseln. Die "gefühlte" Geschwindigkeit sei höher als die tatsächliche, gab Polizeichef Jürgen Schmeißer zu bedenken. Kontrollen bestätigten das.
Die Situation ist nicht so dramatisch wie angenommen: Die meisten Autofahrer halten sich in den Röttenbacher Wohngebieten an das vorgeschriebene Tempolimit von 30 Stundenkilometern.
Die Unabhängigen Röttenbacher, Hubert Amon und Marlis Liepelt, hatten in einem schriftlichen Antrag die Gemeinde ersucht, Maßnahmen zur Reduzierung der Geschwindigkeit zu ergreifen. Und zwar flächendeckend für alle Wohngebiete, weil insgesamt zu schnell gefahren werde. Pflanzkübel wären nach Amons Meinung das angesagte Mittel zur Verlangsamung des Verkehrs, da sie flexibel zu handhaben und die Kosten überschaubar sind.
Die eigenen Messungen der Gemeinde, die Bürgermeister Ludwig Wahl (FW) in der Sitzung erläuterte, stimmten mit dem überein, was auch Höchstadts Polizeichef Jürgen Schmeißer ausführte: Dass die "gefühlte" Geschwindigkeit höher ist als die tatsächlich gefahrene.
Die Gemeinde hatte sich viel Arbeit gemacht und nicht nur mit einem Erfassungsgerät die gefahrenen Geschwindigkeiten - in der Schulstraße oder in der Altenseestraße - aufgezeichnet. Es wurden auch Schwellen ausgelegt und das Tempo vor und nach dem Hindernis gemessen. Tatsächlich, so Wahl, hätten die Schwellen eine Reduzierung der Geschwindigkeit gebracht. Aber auch Nachteile, wie Thomas Sapper (CSU) zu berichten wusste: "Ist ein Lkw drüber gefahren, hat's dich vom Sofa gehoben." Mancher Autofahrer habe die Schwelle sogar umschifft und sei auf den Gehsteig gefahren. Sappers Vorschlag: die Straße mehrfach mit Tempo 30 markieren und Baustellen-Baken zur Verlangsamung aufstellen.
Polizeikontrollen zur Hauptverkehrszeit bestätigten die Messungen der Gemeinde.
In der Schulstraße wurde nur ein Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit von 48 Stundenkilometern "gelasert". "Das Bild sei repräsentativ und spiegle wider, was auch in anderen Gemeinden registriert werde, sagte Polizeichef Schmeißer. Was die Menschen fühlen, die in der Straße wohnen und sich bewegen, sei die eine Seite, die andere sei die tatsächliche Verkehrssicherheit.
Im Durchschnitt der letzten drei Jahre habe es in Röttenbach jährlich 46 Verkehrsunfälle gegeben. Der überwiegende Teil seien Kleinunfälle gewesen, wie Auffahren, Unfälle beim Parken oder Vorfahrsverletzungen. "Unfälle, die mit Geschwindigkeitsverletzungen zu tun hatten, haben wir in diesem Zeitraum nicht registriert."
Im Hinblick auf den UR-Antrag sieht Schmeißer bei flächendeckenden Maßnahmen rechtliche Probleme.
Schwellen auf der Fahrbahn würden auch nach den Erkenntnissen der Polizei zwar zur Verlangsamung führen. Nachteile wären jedoch der erhebliche Lärm für die Anwohner. Für Bereiche mit Gewerbeverkehr wären sie total ungeeignet. Außerdem müsse eine Kommune an das Befahren mit dem Schneepflug denken. Auch Pflanzkästen würden den Verkehr verlangsamen. Sie wären jedoch bei Nacht oder bei schlechtem Wetter schlecht sichtbar und die Gemeinde könne bei Schäden eventuell haftbar gemacht werden.
Der Verkehrsexperte schlug vor, optisch gesicherte Hindernisse anzubringen und die Verkehrssituation zu beobachten. Ganz wichtig ist dem Polizeichef "die Sensibilisierung der Menschen" durch Öffentlichkeitsarbeit. In Firmen, Behörden, Vereinen, bei Festen und im Gemeindeblatt müsse das Thema kommuniziert werden. Viele Verkehrsteilnehmer würden nur "unbewusst" zu schnell fahren.
Laut Beschluss soll der Bauausschuss jetzt eine geeignete "Modellstraße" auswählen. Auf dieser sollen zum einen mobile Pflanztröge aufgestellt, zum anderen Parkbuchten versetzt aufgemalt werden, um das Fahrverhalten zu testen.