Pokémon: Comicleben auf dem Friedhof in Herzogenaurach

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Auf dem städtischen Friedhof wartet dieses bärenähnliche Wesen. Es wartet vor den Grabsteinen, um gefangen zu werden. Fotos: Michael Busch
Auf dem städtischen Friedhof wartet dieses bärenähnliche Wesen. Es wartet vor den Grabsteinen, um gefangen zu werden.  Fotos: Michael Busch
Auch auf dem kirchlichen Friedhof findet sich so manch seltsames Wesen. Diese Wesen finden sich oberhalb der Gräber.
Auch auf dem kirchlichen Friedhof findet sich so manch seltsames Wesen. Diese Wesen finden sich oberhalb der Gräber.
 
Die Aussegnungshalle auf dem städtischen Friedhof ist ein Pokémon-Stop. Hier können die Spieler Kräfte tanken und Waffen bekommen.
Die Aussegnungshalle auf dem städtischen Friedhof ist ein Pokémon-Stop. Hier können die Spieler Kräfte tanken und Waffen bekommen.
 

In München entdeckten Pokémon-Spieler einen Unglücksfall beim Spielen auf dem Friedhof. Sind die Friedhöfe in Herzogenaurach auch ein großer Spielplatz?

Es ist eine Schlagzeile, über die man zwangsweise schmunzeln muss, auch wenn die Geschichte tragisch ist. Die Münchener Abendzeitung titelte Mitte August: "Toter auf dem Friedhof gefunden!" Das alleine ist makaber, aber die Geschichte, warum er gefunden wurde, ist auch sehr eigen.

Denn es war eine 53-jährige Münchnerin, die aus einem besonderem Grund auf dem Friedhof war. Nicht etwa zur Grabpflege oder auf der Suche nach Persönlichkeiten, die am Münchener Nordfriedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Nein, mit insgesamt fast 100 anderen Spielern war sie im Schatten der hohen Bäume mit ihrem Smartphone auf der Pokémonsuche. Es war ein Sonntag, ein sogenannter Community Day, bei dem sich viele Spieler an öffentlichen Orten treffen.

Pokémons sind Zeichentrickwesen, die in einem sogenannten Augmented-Reality-Game (Spiel in einer erweiterten Realität) gesucht und gefangen werden müssen. Dabei bewegen sich die Spieler mit ihrem Smartphone oder einem Tablet durch die Gegend und suchen die Wesen, die dann auf die reale Welt im Bedienerbildschirm eingeblendet werden.

Pokémons in Herzogenaurach?

Neben den Pokémons fand die Frau dann aber einen Mann, der blutüberströmt auf dem Friedhof lag. Alle weiteren Tätigkeiten übernahm dann erst einmal die Polizei. Dass es Tote auf den Herzogenauracher Friedhöfen gibt, ist an und für sich klar. Auf ein Verbrechen an diesem Orte mag jeder gerne verzichten, wie sieht es aber mit den Pokémons aus? Wird hier in Herzogenaurach auch auf den Friedhöfen gespielt?

Tatsächlich: Sowohl auf dem städtischen Friedhof als auch auf dem kirchlichen Friedhof befinden sich die Zeichentrickfiguren, um gesammelt zu werden. Walter Berger, der am kirchlichen Friedhof ein Grab pflegt, findet es eher pietätslos: "Ist auf dieser Welt nicht genug Platz, um zu spielen? Muss es dann noch wirklich der Friedhof sein?" Er unterstrich, dass er nicht humorlos sei, aber es gebe einfach gesellschaftliche Grenzen.

Kräfte an der Halle

Paula Linkmann ist da offener. Nicht, weil sie mit ihren 55 Jahren deutlich jünger als Berger ist, sondern, weil sie den Friedhof durchaus als Ort der Begegnung sieht. "Klingt komisch: Aber mit dem Spiel bringen die jungen Menschen ein wenig Leben auf den Friedhof." Interessiert schaut sie auf das Smartphone, auf dem ein Vulpix sein Unwesen treibt.

Eine besondere Station findet sich dann noch auf dem städtischen Friedhof. Dort gibt es einen "Pokéstop". Diese befinden sich in der Regel an mehr oder weniger bekannten Sehenswürdigkeiten und werden in der Augmented-Reality-App mit blauen Quadraten repräsentiert. Dort gibt es dann neue Waffen, Kraft oder Ähnliches. Die "Aufladestation" am Friedhof ist in diesem Falle die Aussegnungshalle. "Irgendwie gruselig das Spiel", meint Linkmann dann doch. Mit Realität habe das dann doch nicht wirklich etwas zu tun.