Der Höchstadter Biologe Hans Krautblatter hat in seinem Garten etliche Exemplare des Perlhuhnegerlings entdeckt. Bisher war im gesamten Steigerwald und in Mainfranken kein Fund dieses Pilzes bekannt.
Für Hans Krautblatter ist es eine echte Sensation: "Ich habe diesen Pilz noch nie gesehen", sagt der Höchstadter Biologe. Dass er sich gerade in seinem Garten breit gemacht hat, freut ihn daher ganz besonders. 30 bis 40 Exemplare des "Perlhuhnegerlings", so der deutsche Name, haben sich im Halbschatten auf der Wiese hinterm Haus angesiedelt.
"Agaricus" ist, wie Krautblatter erläutert, der lateinische Name der Gattung, also praktisch der "Familienname" aller Champignonarten. Etwa 60 verschiedene seien davon bekannt. Dieser, der "Agaricus praeclaresquamosus" , ist laut Krautblatter eine ausgesprochene Seltenheit. Im Steigerwald und in Mainfranken sei nach dem Verbreitungsatlas für Großpilze überhaupt kein Fund bekannt. Wegen seiner Seltenheit sei er auch auf der Roten Liste zu finden.
Schon der Zusatz im Namen sagt aus, dass er "besonders klar" oder "auffällig" geschuppt ist. Der ältere Pilz wird bräunlich und die Schuppen reißen auf. "Wie das Gefieder eines Perlhuhns, daher auch der Name", sagt der Experte. Trotz seines appetitlichen Namens sollte man den Perlhuhnegerling aber lieber nicht essen. Er gilt zwar nicht als stark giftig, aber als ungenießbar. Manche Menschen würden ihn vielleicht vertragen, andere jedoch nicht. Magen-Darm-Probleme, aber auch allergische Reaktionen könnten eintreten.
Sporentest bringt Gewissheit
Vorsicht ist ohnehin geboten: Die jungen Exemplare könne man leicht mit dem weißen Knollenblätterpilz verwechseln. Allerdings sind beim Knollenblätterpilz die Sporen immer weiß, beim Champignon braun. Wer absolut sicher gehen will, könne den Sporentest machen: Dazu den Pilz über Nacht auf eine weiße Unterlage legen, dann könne man am nächsten Tag die Farbe der Sporen sehen. Ein anderes typisches Merkmal ist, dass sich beim Anschneiden des Pilzes die Stielbasis oder das Fleisch gelb färbt. "Alle giftigen Pilze bekommen diese Gelbfärbung, wenn sie mit Sauerstoff in Berührung kommen", erklärt der Biologe.
Begonnen hat es vor ein paar Monaten: In der Wiese hätten sich offene Stellen gebildet. "Das könnte ein Pilzmyzel sein, das verdrängt das Gras", vermutete der Kenner richtig. Zuerst mache es sich Platz, verdränge die Konkurrenten, dann aktiviere der Pilz die Nährstoffe und bilde markante Hexenringe, wie sie auch in Krautblatters Wiese zu beobachten sind.
Drehen statt schneiden
Der eigentliche Pilz sei das Geflecht im Boden. Was über der Erde wachse, sei der Fruchtkörper, der dafür sorgt, dass sich der Pilz verbreitet. Ein Pilz habe Milliarden von Sporen, erklärt der Biologe. Der Riesenchampignon sei das fruchtbarste Lebewesen auf der Erde. "Bei uns gibt es mindestens zehn Arten von Champignons, die ausgezeichnete Speisepilze sind." Beim Sammeln müsse man daher sehr genau hinschauen. Krautblatter empfiehlt, Pilze nicht abzuschneiden, sondern herauszudrehen. Nur so sei das wichtigste Merkmal, die Knolle, zu sehen.
In den letzten Jahren seien die Champignons stark zurück gegangen. Die Schuld daran gibt er der starken Düngung. Gülle sei der Tod der Pilze. Durch Unverstand werde auch beim Sammeln viel kaputt gemacht. Gegen achtsames Sammeln hat der Experte jedoch nichts einzuwenden.