Soziale Netzwerke wie Facebook vereinfachen einerseits die Kommunikation innerhalb größerer Gruppen, bieten andererseits eine Plattform für Mobbing. Eltern sollten die ersten digitalen Schritte ihrer Kinder begleiten, riet ein Experte bei einem Vortrag in Herzogenaurach.
                           
          
           
   
          Knapp 25 Millionen Deutsche nutzen regelmäßig die Dienste von Facebook. Mithilfe von Likes, Gruppenchats oder integrierten Minispielen kommunizieren die aktiven User fleißig miteinander. Besonders bei Jugendlichen erfreut sich das soziale Netzwerk großer Beliebtheit. Mittlerweile nutzen vereinzelt sogar Lehrer die Vorteile derartiger Plattformen, indem sie Klassenprojekte organisieren oder den Schulalltag koordinieren.
Soziale Netzwerke bieten viele Chancen und vereinfachen oftmals auch die Kommunikation innerhalb größerer Gruppen. Jedoch bringen das Internet und die damit verbundenen Freiheiten auch viele Risiken mit sich. Schließlich sinkt bei einigen Usern auf Plattformen wie Schueler.cc oder Facebook die Hemmschwelle. Cyber-Mobbing, das Teilen von unangenehmen Fotos und Videos oder die Verletzung von Urheberrechten werden vor allem bei jüngeren Usern immer häufiger beobachtet. 
Doch wie wird richtig gehandelt, wird man selbst Opfer solcher Mobbing-Attacken? Wie können Kinder vor den Gefahren im Netz geschützt werden? Und wie funktioniert eigentlich Facebook?
Auf derartige Fragen ging Lehrer und Medienpädagoge Jörg Schreiber in Rahmen eines Vortrags am Donnerstagabend in der Aula der Herzogenauracher Mittelschule ein. Eltern und Lehrer aus verschiedenen Herzogenauracher Schulen waren gekommen, um sich die Ratschläge des Referenten anzuhören. Thema des Diskussionsabend war "Medien in der Familie: Medienaneignung der 10- bis 14-Jährigen".
Obwohl Schreiber selbst über keinen Facebook-Account verfügt, ist ihm Rahmen seiner Tätigkeit im Referentennetzwerk der Stiftung "Medienpädagogik Bayern" eines bewusst geworden: "Vieles, was im Internet veröffentlicht wird, würde man so vielleicht nicht unbedingt an jede beliebige Wand hängen." Daher sei besonders das Verantwortungsbewusstsein der 
Jugendlichen unabdingbar. Für Eltern sei es deshalb wichtig, sich selbst mit Facebook, Schueler.cc und Co. auseinanderzusetzen und ihren Kindern eine gewisse Grundkompetenz zu vermitteln.
Schließlich dürfe der soziale Druck in derartigen Netzwerken nicht unterschätzt werden. Besonders die Anzahl der befreundeten Profile spielt laut Schreiber eine wichtige Rolle: "Der Freundezähler sorgt oft für Druck. Außerdem denken viele Jugendliche: Wenn ich da nicht dabei bin, bin ich eventuell ein Außenseiter. Diesen Gedanken müssen wir Erwachsene sehr ernst nehmen."
Wichtig ist, dass Eltern die ersten digitalen Schritte ihrer Kinder begleiten. So soll den jungen Nutzern klar gemacht werden, wie wichtig die Auswahl eines geeigneten Profilfotos sei. Zudem rät Jörg Schreiber dringend dazu, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu lesen und ein besonderes Augenmerk auf die Einstellungen der Privatsphäre zu legen. 
Ein weiterer hilfreicher Insidertipp: "Es ist wichtig, dass sich auch minderjährige User mit ihrem richtigen Alter anmelden. Denn wenn sich ein 13-Jähriger als volljährig ausgibt, ändert Facebook automatisch die Sicherheitseinstellungen!"
Klare Regeln und Vereinbarungen im Umgang mit sozialen Netzwerken sind für Kinder wichtig. Allerdings warnt der zweifache Vater und Medienpädagoge dringend davor, Medien zur Belohnung oder zur Strafe einzusetzen. Dies vermittle den Jugendlichen nur eine falsche Vorstellung davon, wie bedeutsam Computer, Fernsehen oder Smartphones für ihr Leben sind.
Eine unerlässliche Voraussetzung für die Teilnahme an einem virtuellen Netzwerk ist der sorgsame Umgang mit anderen Usern. Denn gerade an Schulen werden immer häufiger Fälle von Cyber-Mobbing bekannt. Auch der Schulpsychologin des Gymnasiums, Doris Malik, sind derartige Beleidigungsattacken unter Jugendlichen schon mehrmals aufgefallen. 
Betroffenen rät sie, mithilfe eines Ausdrucks der entsprechenden Seiten die Schule oder schlimmstenfalls sogar die Polizei zu informieren. Keinesfalls sollte man direkt den Täter damit konfrontieren.
Schreiber betont, dass die Zeitdauer derartiger Mobbing-Attacken wichtig sei. "Eine wichtige Definition von Internet-Mobbing ist die Belästigung über einen längeren Zeitraum. Das kann auf unsere Kinder ernstzunehmende psychische Folgen haben", erklärt der Experte.
Dennoch hebt auch Schreiber die Nützlichkeit solcher Internetportale hervor. Schließlich liegt es in der Verantwortung eines jeden einzelnen Users, welche Informationen er über sich publizieren möchte. Dabei lehnt sich der Lehrer aus Schwabach an eine Aussage des Facebook-Gründers Marc Zuckerberg an: "Die Frage lautet nicht: Was wollen wir über die Menschen erfahren? Sie lautet: Was wollen die Menschen über sich selbst erzählen?"