Birgit Brehm gibt nach 22 Jahren ihr weit über die Grenzen Höchstadts hinaus bekanntes Spielwarengeschäft Rappelkiste auf.
Ein einschneidendes Erlebnis hatte die Höchstadter Geschäftsfrau Birgit Brehm vor eineinhalb Jahren: Ein etwa zehnjähriges Mädchen kaufte bei ihr im Spielzeugladen Kleinigkeiten für ihre Freundinnen. Auf Brehms Frage, was sie sich denn selbst zu Weihnachten wünsche, antwortete das Mädchen: "Ich habe schon eine Liste bei Amazon."
Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie sich das Einkaufsverhalten der Menschen in jüngster Zeit verändert hat. Für Birgit Brehm eine Entwicklung, die sie nicht mehr mitgehen möchte und die der Hauptgrund dafür ist, warum sie nach 22 Jahren ihren Spielwarenladen aufgibt, "obwohl ich noch gerne zehn Jahre weitergemacht hätte".
Die Kosten steigen, aber die Umsätze ziehen nicht mit. Die 54-jährige Geschäftsfrau sagt ganz offen, dass sie mit ihrem Laden im Monat erst einmal 5000 Euro Kosten hat. Fünf 450-Euro-Kräfte, IHK, Gema, EC-Gerät und natürlich die Kaltmiete von zehn Euro für jeden ihrer 123 Quadratmeter in dem städtischen Geschäftshaus am Vogelseck summieren sich. Ein Antrag, ihre Miete nach zehn Jahren etwas zu senken, war von der Mehrheit des Stadtrats abgelehnt worden.
Ihr "tolles Personal" konnte Birgit Brehm nicht reduzieren, wollte sie doch die Öffnungszeiten halten. Einen Laden wie die Rappelkiste allein zu führen, sei unmöglich. Sie hat allein 120 Firmen, von denen sie Waren bestellt. Dieser Einkauf, Messebesuche und die immer aufwendiger werdende Buchführung verschlingen neben der Präsenz im Geschäft viel Zeit.
Als Mutter von vier Kindern und Vorsitzende der Eltern-Kind-Gruppe Rumpelstilzchen vermisste sie in Höchstadt ein gutes Spielwarengeschäft und eröffnete 1995 in der Lindenstraße die Rappelkiste. "Ich lebe Spielzeug", sagt Birgit Brehm. Von Anfang an stellte sie hohe Ansprüche an ihr Sortiment, legte Wert auf Qualität, einen pädagogischen Hintergrund und altersgerecht sollte es sein. Alles in ihrem Laden konnte sie empfehlen.
Wichtig sind ihr Gesellschaftsspiele, die die ganze Familie zusammenbringen. Brehm organisierte Spieleabende, war in Schulen und Kindergärten vertreten. In Gesprächen mit den Kunden findet sie auch heute noch heraus, was am besten zu den Kindern passt.
Tolle Kunden
Gerade die Beratung ist es, die nicht nur ihre "tollen Kunden" schätzen, sondern die ihr auch selbst am Herzen liegt. Allerdings kommt es inzwischen immer wieder vor, dass sich Kunden beraten lassen, dann aber im Internet kaufen, weil sie hier einige Euro sparen können.
Der Trend zum Einkaufen im Internet macht vor Spielwaren nicht halt und ist einer der Hauptgründe für die Geschäftsaufgabe. Hinzu kommt die Konkurrenz von Drogerie- und Supermärkten, die verstärkt auch Spielsachen anbieten. Selbst über das Netz verkaufen will Birgit Brehm aber nicht mehr, ihr würde die Beratungsmöglichkeit fehlen.
Die Geschäftsfrau hat einen langen Entscheidungsprozess hinter sich: "Der Kopf weiß, dass es richtig ist, das Herz aber noch nicht." Aber wenn Jahr für Jahr der Umsatz zurückgeht ...
Die 54-Jährige lebt ihren Job. Sieht sie in einem Kinderwagen Kette und Schmusetuch, erkennt sie sofort den Hersteller und weiß sogar, auf welcher Seite im Katalog die Sachen stehen.