Mühlhausener Bürger schauten sich die Windenergie-Anlage an, an der sie beteiligt sind. Dabei wurde erneut über Pro und Contra diskutiert.
"Wenn man sie will, hört man sie nicht", sagt Herbert Pickel. Für Zeitgenossen, die der Windenergie-Anlage ablehnend gegenüber stehen, seien die Geräusche der Windräder jedoch überall zu hören, brachte Pickel die Einstellung zur Windenergie auf den Punkt.
Initiiert von der Erlanger Genossenschaft Energiewende (Ewerg) wanderte eine Gruppe von rund 30 Personen von Stolzenroth aus zum "Pöppelberg" oberhalb von Mühlhausen. Dort drehen sich seit Dezember 2012 vier Bürgerwindräder. Reinhard Kirchner, sein Vater Otto und Herbert Pickel können als die Väter der Anlage gesehen werden. Sie haben den maßgeblichen Anstoß gegeben. Reinhard Kirchner und Herbert Pickel beantworteten auch die vielen Fragen der Wanderer.
Viele Fragen unter den Genossenschaftlern Das muss einmal gesagt werden: Direkt auf der Anlage war überhaupt nichts zu hören. Nun wehte am Sonntagnachmittag aber auch kaum ein Lüftchen auf der Anhöhe. Da lag die Frage nahe, die derzeit viele Anleger beschäftigt: Weht der Wind genug? Bringen die Windräder den gewünschten Ertrag? Können die Anleger mit der angekündigten Ausschüttung rechnen?
"Ja, können sie", sagt Reinhard Kirchner, der sich selbst als "Hausmeister der Anlage" bezeichnet. Ende dieses Jahres oder Anfang 2014 werde die Mitgliederversammlung und nachfolgend die erste Ausschüttung stattfinden. Die Anleger könnten mit der prognostizierten Ausschüttung von sechs Prozent rechnen.
Natürlich müsse man ein solches Projekt auf einen längeren Zeitraum - drei bis fünf Jahre - sehen.
2013 sei ein ziemlich windschwaches Jahr gewesen. Das sei auch auf anderen Anlagen festgestellt worden. In Mühlhausen hat man jedoch einen Weg gefunden, den Ertrag zu steigern: Im April sei man in die Direktvermarktung eingestiegen. Der Strom werde über einen Makler täglich an der Strombörse in Leipzig gehandelt. Dadurch steige nicht nur der Ertrag, es gebe außerdem noch einen Bonus. "Da kann man leicht ein paar windschwache Tage ausgleichen", stellte Kirchner fest.
Ein Risiko geht die Gesellschaft durch die Direktvermarktung nicht ein. Man könne jederzeit wieder zurück. Die 2012 garantierte EEG-Einspeisevergütung von 9,41 Cent sei auf 20 Jahre fest garantiert.
Stillstand wegen der Fledermäuse Sollte ein Beobachter festgestellt haben, dass eines der Windräder häufiger nicht läuft, so hängt das möglicherweise mit dem so genannten "Fledermaus-Monitoring" zusammen. Dabei handelt es sich um eine von April bis Oktober laufende Testphase, die der Überwachung von Fledermäusen dient. Die Räder werden vor Sonnenuntergang abgeschaltet und bleiben die Nacht hindurch bis zum Morgen still. Oben auf dem Rad registriert ein Zähler die Fledermäuse.
Bisher habe es noch keine Probleme wegen der Geräusche oder Schattenwurf gegeben, erklären Kirchner und Pickel.
"Wir sind mehr als einen Kilometer von jeglicher Bebauung entfernt." Ewerg-Vorsitzender Peter Weierich kritisiert in diesem Punkt den Gesetzentwurf des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU), der einen Abstand von 2000 Metern zu Windenergieanlagen vorsieht. Damit wären viele Anlagen von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Lisa Maier, Regionalbeauftragte und Gründungsmitglied von Ewerg, versteht nicht, dass man der Windkraft so viele Knüppel in den Weg legt. Ein Windrad brauche nur ein Zehntel der Fläche, die eine Photovoltaikanlage benötigt. "Wenn eine effizientere Technik kommt, legen wir die Dinger einfach wieder um." Die Windkraft sei deshalb als "echte Brückentechnik" zu verstehen.
Zusammen mit der nötigen Infrastruktur haben die vier Anlagen auf dem Pöppelberg insgesamt rund 19,5 Millionen verschlungen. 7,1 Millionen an Eigenkapital hat die Gesellschaft eingebracht. Der Rest wurde fremd finanziert.
Über Ewerg, die Erlanger Energiewende-Genossenschaft, haben sich 170 Anlieger mit einem Gesamtkapital von knapp 500 000 Euro an der Mühlhausener Anlage beteiligt.