Vor zehn Jahren hat Renate Lang ihren Boutique "Naturschön" in Höchstadt gegründet. Mit fair gehandelten und nachhaltigen Naturtextilien will sie einen Kontrapunkt zum Billigtrend auf Kosten anderer setzen.
Für Renate Lang ist Fairtrade mehr als nur ein guter Gedanke. Die Unternehmerin lebt und arbeitet für Nachhaltigkeit und gerechte Löhne. In diesem Jahr feiert sie gemeinsam mit vier anderen Höchstadter Powerfrauen ihr Geschäftsjubiläum.
Anfang November 2005 eröffnete Lang ihre Boutique "Naturschön" in der Kirchgasse. "Damals war das noch ein recht kleiner Laden", erinnert sich die heute 53-Jährige. Schließlich habe sie die Resonanz auf dieses neue Angebot in Höchstadt erst einmal abwarten wollen. Lang ist gelernte Erzieherin und lebt bereits seit 35 Jahren in Höchstadt. In städtischen Vereinen ist sie seit jeher aktiv. "Außerdem habe ich schon immer viel genäht und gestrickt", berichtet die zweifache Mutter und inzwischen auch Oma dreier Enkel.
Vor rund zehn Jahren habe sie dann eine Entwicklung beobachten müssen, die sie persönlich beängstigte: "Quantität war plötzlich zunehmend wichtiger als Qualität". Sie selbst wollte einen solchen gesellschaftlichen Wohlstand auf Kosten anderer nicht hinnehmen. "Wer würde denn hierzulande schon für einen Euro am Tag arbeiten?", gibt sie zu bedenken. Weil sich aber ihrer Ansicht nach gleichzeitig das Bewusstsein vieler Menschen in Bezug auf Nachhaltigkeit gewandelt habe, sah Lang die Zeit gekommen, eine Alternative zu den zahlreichen Textil-Discountern im beschaulichen Aischgrund zu bieten. Ihr Leitsatz dabei: "Weniger ist mehr".
Naturtextilien für Damen jeden Alters sind in ihrem Sortiment bis heute zu finden. Jedoch wurde im Lauf der vergangenen Dekade nicht nur dieses erweitert, sondern auch die Räumlichkeiten verlagert. Seit sechs Jahren ist "Naturschön" nun in der Hauptstraße zu finden.
Zu Langs Kundschaft zählen hauptsächlich Frauen ab 40. "Ältere Damen legen eben oft mehr Wert auf gute Stoffe und wissen tolle Kleidung eher zu schätzen", meint die Geschäftsinhaberin. Hinzu komme, dass die Mode in ihrem Laden natürlich auch etwas teurer sei und sich junge Leute einen solchen Luxus nur selten leisten könnten oder wollten.
Ihre Produkte bezieht sie von vielen deutschen Firmen, die hierzulande oder auch in China produzieren. "Das ist aber alles zertifiziert und die Arbeitsbedingungen werden regelmäßig kontrolliert", betont Lang nachdrücklich.
"Ich habe den Laden vor drei Jahren durch Zufall entdeckt und kaufe seitdem nur noch hier ein", erzählt eine Lehrerin aus Erlangen begeistert. Sie schätzt nicht nur die kompetente und vor allem individuelle Beratung, sondern auch die netten Unterhaltungen mit Renate Lang und ihrem Team.
Unterstützung erhält die Geschäftsfrau aktuell von einer Mitarbeiterin sowie einer jungen Praktikantin. Seit Herbst findet sich auch Kinderkleidung in Renate Langs Sortiment. Aber auch, wer außergewöhnliche Accessoires oder hochwertige Taschen sucht, wird hier fündig.
Stammkunden aus der Region Ihre Kundschaft komme aber nach wie vor zu großen Teilen von außerhalb, berichtet Lang. "Viele meiner Stammkunden sind aus Nürnberg, Bamberg oder Neustadt", so die 53-Jährige.
Dass junge Leute heutzutage vermehrt davor zurückschrecken, sich in der Textilbranche selbstständig zu machen, kann Renate Lang nur allzu gut nachvollziehen. "Es wird immer schwerer, mitzuhalten", weiß sie aus eigener Erfahrung. Große Modekonzerne und Online-Angebote stellten schließlich starke Konkurrenz dar.
Für ihre eigene berufliche Zukunft wünscht sie sich, dass alles genauso weitergeht wie bisher. "Mir gefällt mein aktueller Standort wirklich sehr gut", sagt die Modeexpertin.
Allgemein erhofft sie sich in der Höchstadter Innenstadt aber mehr Wachstum. "Es wäre schön, wenn hier noch mehr qualitativ hochwertige Geschäfte entstünden und die Höchstadter diese Angebote vor Ort auch wahrnehmen würden", findet Lang. Eins steht für sie nämlich fest: Ohne Fortschritt und Weiterentwicklung geht es nicht weiter. In keinem Bereich.