Der Landkreis Erlangen-Höchstadt verpachtet Schuldächer mit Photovoltaik-Anlagen an Investoren. Die Einnahmen gehen in die Umweltbildung an den Schulen. Am Spardorfer Gymnasium profitiert davon der Physikunterricht. Auch in Höchstadt wurden Versuchsaufbauten angeschafft.
Grau hängt der Himmel am Dienstagmorgen über dem Emil-von-Behring-Gymnasium in Spardorf. Die Schüler der Klasse 9b präsentieren aber trotzdem stolz die neuste Errungenschaft ihrer Schule: eine thermische Solaranlage, eine Messstation für den Warmwasserkollektor und ein neues System für das Teleskop, mit dem man Sonnenflecken sehen kann. Die Geräte wurden in diesem Schuljahr neu angeschafft und sind Teil des Physikunterrichts der Gymnasiasten.
Der 15-jährige Benjamin Kahlert aus Spardorf ist ein echter Physik-Crack. Das Verständnis der physikalischen Prozesse mache ihm enorm Spaß. "Ich finde es einfach spannend, verstehen zu lernen, warum die Welt so ist, wie sie ist. Die grünen Technologien sind vielleicht noch nicht ganz reif, aber wenn man daran forscht, entwickeln sie sich schnell weiter", sagt er und schließt Messinstrumente und ein kleines Lämpchen an eine der Solarplatten an. Und: Trotz der Wolken leuchtet das Licht sofort auf.
Finanziert von Pachteinnahmen Die Geräte für den Physikunterricht wurden finanziert aus einem Projekt des Landkreises. Dieser verpachtet Photovoltaik-Flächen auf den Dächern der kreiseigenen Schulen an Investoren. Jährlich fließen aus diesen Einnahmen - je nach Witterung - zwischen 8000 und 12 000 Euro in die Umweltbildung, so wie in die Solar-Technik am Spardorfer Gymnasium. Für die Realschule Herzogenaurach wurde unter anderem ein Brennstoff-Versuchskoffer, ein Solarkocher-Set und eine Wildbienenwand angeschafft, am Gymnasium Höchstadt eine Photovoltaik-Elektrik, ein Umweltmesskoffer und ein Bodenanalyse-Set finanziert.
Nach Angaben des Landratsamtes erzeugen die verpachteten Schuldächer insgesamt 600 000 Kilowattstunden regenerativen Stroms jährlich. Das entspricht einer CO2 -Einsparung von etwa 420 Tonnen, umgerechnet handelt es sich um den Gesamtausstoß von 42 Personen pro Jahr. Die Anlage in Spardorf ist seit 2008 auf dem Dach.
Landrat Eberhard Irlinger (SPD) ist gekommen, um sich ein Bild davon zu machen, wie die Anschaffungen von den Schülern angenommen werden. Und er erklärt die Absichten hinter der Initiative des Landkreises: "Wir müssen mit den regenerativen Energien dort anfangen, wo viele Menschen sind. Was wäre da besser geeignet als die Schulen? Schließlich seid ihr die Nachwuchsforscher", appelliert er an die Neuntklässler.
Genauso wie Benjamin findet die 15-jährige Svenja Callies aus Spardorf die Technik sehr interessant: "Physik und Elektrotechnik sind schon manchmal recht schwierig. Aber wenn man selbst experimentieren kann, dann versteht man vieles schneller." Für ihren Physiklehrer Bertram Wegner ist die Solaranlage natürlich eine willkommene Hilfe: "Es ist eine wirklich sinnvolle Anschaffung. Anhand des Versuchsaufbaus lässt sich den Schülern vieles erklären."
Fächerübergreifende Nutzung Nicht nur in Physik, sondern auch in der Geographie könne der Warmwasserkollektor eingesetzt werden. Zudem sei die Anlage klassenübergreifend im Unterricht zu verwenden. "In der neunten Klasse erklären wir die Solarzelle in der Praxis. Was in der atomaren Mikro-Ebene genau geschieht, lernen die Schüler in der elften Jahrgangsstufe", erläutert Wegner den Lehrplan zur Solarenergie.
Diese sei deshalb auch so gut für den Physikunterricht geeignet, da viele Eltern auf den Dächern zu Hause auch Strom produzieren und Wasser erwärmen. Zusammen mit dem Messen und Ausprobieren in der Schule sei das natürlich viel praxisnaher als jede Theoriestunde.
Und den Neuntklässlern merkt man die Neugier in der Physikstunde richtig an. Svenja und Benjamin haben gerade bemerkt, dass die Glühbirne durchgebrannt ist. "Wir haben gerade zwei Platten hintereinander geschaltet, da ist wohl zu viel Strom im Spiel gewesen", sagt Sevenja grübelnd.
Eberhard Irlinger lässt es sich nicht nehmen, einen Blick durch das neue Teleskop zu wagen. Sonnenflecken wird der Landrat zwar am regnerischen Vormittag in Spardorf nicht gesehen haben, mit dem Verpachtungskonzept beweist der Kreis jedoch Weitblick und Zukunftsorientierung.
.... dass der Erlös zweckgebunden in die Umweltbildung an den Schulen geht.