Meister ist Werbefachmann, weiß seine Worte gut zu wählen. Er zeichnet ein völlig anderes Bild der AfD, als es in der Öffentlichkeit herrscht. Es gebe eine verzerrte Außendarstellung. Schuld seien Extreme am rechten Rand. Eine Minderheit, behauptet Meister.
Er sieht Parteikollegen kritisch
Zündeln wolle er nicht, versucht er im Gespräch mit dem Fränkischen Tag deutlich zu machen. Meister präsentiert sich als scharfer Kritiker eines Teils seiner Partei. Er ist bemüht, sich moderat zu zeigen, abzugrenzen, etwa vom rechten Flügel um den Thüringer Björn Höcke. Der sei ein "Lautsprecher", ein "Scheinriese", ein "Provokateur".
Meister sagt Sätze wie: "Von Pegida sollte die AfD deutlich Abstand nehmen." Oder: "Von den Leuten, die eigentlich in die NPD gehören, müssen wir uns trennen." Dass dies Taktik sei, um Stimmen aus der Mitte zu gewinnen, weist er zurück.
Scheuklappen nach rechts?
Doch wie kann man in einer Partei aktiv sein, in der auch Leute mitmachen, die nach seiner Aussage eher zur "NPD gehören"? Deren Spitzenpersonal medial rechtsradikal auftritt? Er wolle die Partei nicht den Rechtsaußen überlassen. Dass die AfD sich in den nächsten fünf Jahren zu einer rein rechtsradikalen Partei entwickelt, glaube er nicht. Zumindest solange es Leute wie ihn gebe.
Er sei 2013 in die AfD eingetreten. Eine ganz andere Zeit. Damals saß noch Wirtschaftsprofessor Bernd Lucke an der Spitze. Euro und Griechenland waren die Themen. Der AfD-Kreisverband ERH sei der erste bundesweit gewesen. Daher sei man anders drauf, als mancherorts drüben im Osten. Liberaler, wirtschaftsorientiert, nicht fixiert auf das Thema Migration, sagt Meister.
Er hat lange im Ausland gelebt. Mit sechs Jahren lebte er in Peru, wo sein Vater Entwicklungshelfer war. Später war er in Österreich, Spanien und Belgien tätig. Seine Lebensgefährtin ist Ungarin. "Orban-kritisch", liberal eingestellt, wie auch er, versichert Meister.
Ein weltoffenes Leben und die AfD: für ihn kein Widerspruch. Er werbe für eine geregelte Zuwanderung. Und Asylsuchende? "Ich will nicht bestreiten, dass es ,echte' Flüchtlinge gibt. Aber wie viele sind das?", fragt er. Migration sei gut, aber nur, wenn sie den Migranten und der Gesellschaft nutze.
"Bescheurtes Islambashing"
Die Wahlplakate der AfD halte er teils für unglücklich. Etwa den Slogan "Islamfreie Schulen": "Ich konnte es verhindern, dass das bescheuerte Islambashing im westlichen Landkreis hängt", sagt er fast stolz. Dass die Plakate ein paar Kilometer weiter an jeder Laterne hängen, nimmt er hin. Er wolle sich um praktische Themen kümmern. Um die "Killerampel" auf dem Frankenschnellweg oder eine bessere Anbindung der Flughäfen München und Nürnberg. Um Entlastungen des Mittelstands: Bürokratieabbau, Abschaffung der IHK-Zwangsbeiträge, Reform des Länderfinanzausgleichs und die Rente.
Klingt alles ein bisschen nach FDP und CSU. Warum ist er nicht dort? "Die CSU ist eine Mitläuferpartei. Nicht besonders demokratisch geführt, nicht mein Politikstil", sagt er. Mit der FDP habe er früher sympathisiert, sei aber kein Mitglied gewesen. Karrierist zu sein, besonders schnell ein Mandat zu wollen, weist er von sich. Berufspolitiker sei nicht sein Ziel. Dafür habe er schon zu viel erreicht im Leben.