Michael Meister aus Herzogenaurach will für die AfD in den Landtag

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Der Herzogenauracher Michael Meister sagt, er beschreite einen moderaten Kurs innerhalb der AfD. Alles Taktik? Das weist er von sich. Am 14. Oktober will er für die AfD in den Bayerischen Landtag einziehen. Foto: Christian Bauriedel
Der Herzogenauracher Michael Meister sagt, er beschreite einen moderaten Kurs innerhalb der AfD. Alles Taktik?  Das  weist er von sich. Am 14. Oktober will er für die AfD in den Bayerischen Landtag einziehen. Foto: Christian Bauriedel

Der Herzogenauracher Michael Meister tritt bei der Landtagswahl für die AfD an. Mit dem rechts-nationalen Parteiflügel habe er nichts am Hut, sagt er.

Er könnte es ganz ruhig haben. Zwischen Herzogenaurach und seinem Haus am Bodensee pendeln, von den Früchten seiner Arbeit leben. Doch Michael Meister kandidiert für den Landtag, für die AfD.

Der 54-jährige Herzogenauracher ist Direktkandidat für Erlangen-Höchstadt und will am 14. Oktober in den Landtag einziehen. Mit Wahlkreis-Listenplatz 8 sehe er seine Chance "50 zu 50".

Meister kommt aus der Medienwelt, für die AfD, deren Verhältnis zur Presse bekanntermaßen sehr kritisch ist, außergewöhnlich.

Karriere bei Privatradiosendern

Bereits im Studium in Bamberg in den 80ern hat er das Aufkommen der Privatradiosender erkannt und sich selbstständig gemacht. Es folgten Gründungen und Beteiligungen an Sendern wie Radio Starlet, Radio 5, Radio N1 und Radio Lindau. Sein letztes Projekt: Truck Radio mit Programm für Fernfahrer. Hinter den Kulissen war er im Mediamarketing und der Rundfunkwerbung aktiv.

Seit 2010 habe er sich aus dem operativen Radiogeschäft zurückgezogen, halte nur noch kleine Kapital-Beteiligungen.

Worte wie "Lügenpresse" würde er nicht in den Mund nehmen, sagt er. Medienhäuser dürften gerne Meinung beziehen. Schließlich handle es sich um Privatunternehmen. Die Öffentlich-Rechtlichen aber würden "belanglose Regierungsunterwürfigkeit" verbreiten.

So mancher in Herzogenaurach kennt ihn vielleicht wegen seines Vaters Hans Meister, dem kirchlichen Entwicklungshelfer in Cajamarca (Peru), dem Aktiven im Arbeitskreis Kultur Grenzenlos, dem Weltmusik-Fan. Ja, sein Vater habe in vielem eine andere Ansicht, sagt der AfD-Politiker. Aber er habe seinen eigenen Kopf.

Meister ist Werbefachmann, weiß seine Worte gut zu wählen. Er zeichnet ein völlig anderes Bild der AfD, als es in der Öffentlichkeit herrscht. Es gebe eine verzerrte Außendarstellung. Schuld seien Extreme am rechten Rand. Eine Minderheit, behauptet Meister.

Er sieht Parteikollegen kritisch

Zündeln wolle er nicht, versucht er im Gespräch mit dem Fränkischen Tag deutlich zu machen. Meister präsentiert sich als scharfer Kritiker eines Teils seiner Partei. Er ist bemüht, sich moderat zu zeigen, abzugrenzen, etwa vom rechten Flügel um den Thüringer Björn Höcke. Der sei ein "Lautsprecher", ein "Scheinriese", ein "Provokateur".

Meister sagt Sätze wie: "Von Pegida sollte die AfD deutlich Abstand nehmen." Oder: "Von den Leuten, die eigentlich in die NPD gehören, müssen wir uns trennen." Dass dies Taktik sei, um Stimmen aus der Mitte zu gewinnen, weist er zurück.

Scheuklappen nach rechts?

Doch wie kann man in einer Partei aktiv sein, in der auch Leute mitmachen, die nach seiner Aussage eher zur "NPD gehören"? Deren Spitzenpersonal medial rechtsradikal auftritt? Er wolle die Partei nicht den Rechtsaußen überlassen. Dass die AfD sich in den nächsten fünf Jahren zu einer rein rechtsradikalen Partei entwickelt, glaube er nicht. Zumindest solange es Leute wie ihn gebe.

Er sei 2013 in die AfD eingetreten. Eine ganz andere Zeit. Damals saß noch Wirtschaftsprofessor Bernd Lucke an der Spitze. Euro und Griechenland waren die Themen. Der AfD-Kreisverband ERH sei der erste bundesweit gewesen. Daher sei man anders drauf, als mancherorts drüben im Osten. Liberaler, wirtschaftsorientiert, nicht fixiert auf das Thema Migration, sagt Meister.

Er hat lange im Ausland gelebt. Mit sechs Jahren lebte er in Peru, wo sein Vater Entwicklungshelfer war. Später war er in Österreich, Spanien und Belgien tätig. Seine Lebensgefährtin ist Ungarin. "Orban-kritisch", liberal eingestellt, wie auch er, versichert Meister.

Ein weltoffenes Leben und die AfD: für ihn kein Widerspruch. Er werbe für eine geregelte Zuwanderung. Und Asylsuchende? "Ich will nicht bestreiten, dass es ,echte' Flüchtlinge gibt. Aber wie viele sind das?", fragt er. Migration sei gut, aber nur, wenn sie den Migranten und der Gesellschaft nutze.

"Bescheurtes Islambashing"

Die Wahlplakate der AfD halte er teils für unglücklich. Etwa den Slogan "Islamfreie Schulen": "Ich konnte es verhindern, dass das bescheuerte Islambashing im westlichen Landkreis hängt", sagt er fast stolz. Dass die Plakate ein paar Kilometer weiter an jeder Laterne hängen, nimmt er hin. Er wolle sich um praktische Themen kümmern. Um die "Killerampel" auf dem Frankenschnellweg oder eine bessere Anbindung der Flughäfen München und Nürnberg. Um Entlastungen des Mittelstands: Bürokratieabbau, Abschaffung der IHK-Zwangsbeiträge, Reform des Länderfinanzausgleichs und die Rente.

Klingt alles ein bisschen nach FDP und CSU. Warum ist er nicht dort? "Die CSU ist eine Mitläuferpartei. Nicht besonders demokratisch geführt, nicht mein Politikstil", sagt er. Mit der FDP habe er früher sympathisiert, sei aber kein Mitglied gewesen. Karrierist zu sein, besonders schnell ein Mandat zu wollen, weist er von sich. Berufspolitiker sei nicht sein Ziel. Dafür habe er schon zu viel erreicht im Leben.