Mehr Karpfengerichte südlich des Weißwurst-Äquators

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Irene Häusler, Walter Jakob, Martin Oberle setzen auf die Verbindung mit dem Münchner Pschorr-Wirt Jürgen Lochbihler (Dritter von rechts). Fotos: Evi Seeger/Archiv
Irene Häusler, Walter Jakob, Martin Oberle setzen auf die Verbindung mit dem Münchner Pschorr-Wirt Jürgen Lochbihler (Dritter von rechts).  Fotos: Evi Seeger/Archiv
Der Klassiker: Karpfen knusprig gebachen
Der Klassiker: Karpfen knusprig gebachen
 
Großes fränkisch-bayerisches Treffen am Karpfenweiher
Großes fränkisch-bayerisches Treffen am Karpfenweiher
 

Karpfen soll in der Gastronomie Münchens populärer werden.

In Franken ist er derzeit in aller Munde - der Karpfen. Aber wie ist das in anderen Regionen, in Berlin oder in München? "In München gibt es keine große Karpfentradition", erklärt Jürgen Lochbihler, Wirt des renommierten Lokals "Der Pschorr" am Viktualienmarkt. Seine Gäste würden jedoch regionale und saisonale Spezialitäten sehr schätzen.

Der Herausgeber des Buches "Heimat auf dem Teller" will seinen Gästen hochwertige Produkte auf den Teller bringen und auch um deren Herkunft Bescheid wissen. Daher besuchte er mit seinem Mitarbeiterteam die Heimat des Karpfens.

Bereits im vergangenen Jahr hat Lochbihler rund 400 Kilo "Aischgründer" in Höchstadt geordert.
Und wenn es nach Martin Oberle und Walter Jakob (Vorsitzender der Teichgenossenschaft) geht, sollen diese Beziehungen ausgebaut werden.

Dass sich der Münchner Gastwirt mit seinem Team in Höchstadt und der Weiherregion umsah, hat mit seiner Unternehmensphilosophie zu tun. Damit sich seine Mitarbeiter mit den Produkten bestens auskennen, werden sie auf Exkursionen geschult. So wie in Höchstadt, wo auf die "Karpfen-Theorie" durch den Leiter der Außenstelle für Teichwirtschaft, Martin Oberle, das Erleben der Praxis im Mohrhofgebiet folgte. Dort stellte sich der Delegation aus München auch die neue Höchstadter Karpfenland-Agentur vor. Denn die Spezialität aus dem Aischgrund soll in München populärer werden. Zur Krönung des Tages wurde in Kosbach noch der Klassiker, ein knusprig gebackener Karpfen, serviert. Lochbihlers Team soll in München "mit ganzem Herzen" davon erzählen können. Was man gesehen, gerochen, geschmeckt habe, verbinde man mit Gefühlen, meint der Gastwirt. Seine Stellung im Verband der Münchner Innenstadtwirte will er verwenden, "um andere zu infizieren".

Neue Märkte erschließen

Auf dem Heimweg hatte er daher nicht nur Karpfen für das eigene Lokal, sondern auch fürs "Weiße Brauhaus im Tal" im Gepäck. Das wiederum ist ganz im Sinne von Martin Oberle und Walter Jakob. Die Karpfenexperten wollen dem Aischgründer Spiegelkarpfen neue Märkte erschließen und hoffen daher auf die Münchner. "Wir haben schon lange drüber nachgedacht, wie wir das einfädeln könnten", sagt Martin Oberle. Weil in München viele Franken leben, die gerne Karpfen essen, und auch viele Asiaten. Karpfen sei schließlich ein international bekanntes Produkt und laut WWF (World Wide Fund for Nature) und Green Peace überhaupt der einzige Fisch, den man guten Gewissens verzehren könne. Der Teichwirt füttere lediglich Getreide, alles andere gebe die Natur dazu.

Auch Irene Häusler, Höchstadts 3. Bürgermeisterin, die viele Kontakte zur Gastronomie hat, macht nach eigenen Worten allerorten Werbung für die Aischgründer Spezialität.

"Wir sind die einzige Region in Europa, die die Qualität der Karpfen prüfen und dokumentieren kann", sagt Walter Jakob. Nun ist der Aischgründer Spiegelkarpfen ja seit einiger Zeit EU-geschütztes Herkunftszeichen. "Die Preise werden immer noch von ausländischen Karpfen dominiert", sagt Jakob. Allerdings dürfen diese jetzt nicht mehr als Aischgründer über die Theke gehen. Der gebackene Karpfen sei auch in München die klassische Zubereitungsart, erzählt der Pschorr-Wirt. Bei ihm wird der Fisch jedoch nicht halbiert, sondern geviertelt. Deshalb nehme man größere Karpfen. Ob der Traum von Martin Oberle jemals Wirklichkeit wird, bleibt abzuwarten: "Allwöchentlich am Freitag mit einer Ladung topfrischer Ware nach München zu fahren", wünscht sich der Leiter der Außenstelle.