Lindenstraße in Höchstadt: Wo die Fernsehserie real wird

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Wenn sich die Bewohner der Höchstadter Lindenstraße treffen, gibt es immer viel zu bereden. Im Bild (v. l.): Matthias Hofmann mit Sohn Elias, Birgit Brehm, Simone Hofmann mit Tochter Olivia, Gerlinde Nagel, Hildegund und Leonhardt Dinkel. Foto: Mona Lisa Eigenfeld
Wenn sich die Bewohner der Höchstadter Lindenstraße treffen, gibt es immer viel zu bereden. Im Bild (v. l.): Matthias Hofmann mit Sohn Elias, Birgit Brehm, Simone Hofmann mit Tochter Olivia, Gerlinde Nagel, Hildegund und Leonhardt Dinkel. Foto: Mona Lisa Eigenfeld

Seit 30 Jahren flimmert sonntagabends die Lindenstraße über die TV-Geräte in ganz Deutschland. Wie nah die Drehbuchschreiber oft an der Wirklichkeit sind, wird in der gleichnamigen Straße in Höchstadt deutlich.

Wenn es eine Straße mit Kultcharakter gibt, dann ist es wohl die Lindenstraße. Die berühmteste von allen befindet sich in München und ist jeden Sonntagabend in Millionen deutschen Wohnzimmern zu sehen. Ein Unikat ist sie aber keineswegs. Auch in Höchstadt gibt es sie. Vom Polizeikreisel bis zur großen Ampelkreuzung an der Tankstelle reicht die Höchstadter Lindenstraße. Und auch ihre Bewohner haben so manches erlebt in den letzten 30 Jahren.
"Eigentlich brauchen wir die Serie gar nicht. Hier ist doch genug los", sagt Birgit Brehm mit einem Augenzwinkern. Sie selbst eröffnete 1995 ihren ersten eigenen Laden für Spielwaren in der Lindenstraße. Familie Biemüller, die bis heute in der Straße lebt, führte jahrzehntelang ein Geschäft für Haushaltstechnik. Heute befindet sich der Lebensmittelpunkt der Laufer Mühle in dessen Räumlichkeiten.


Immer mehr Parallelen

Auch einen Schuhladen, Arztpraxen und sogar ein Kasino gab es im Lauf der Zeit. Und genau wie in der Fernsehserie war auch ein Friseur über viele Jahre in der Straße zu finden. "Sogar den ersten Höchstadter Supermarkt überhaupt hatten wir hier", erinnert sich Gerlinde Nagel. Bis vor einigen Jahren war sie selbst treue Lindenstraßen-Zuschauerin. "Inzwischen ist das aber nicht mehr so interessant für mich", gesteht sie. Schließlich durchlebe man die gezeigten Probleme fast alle irgendwann selbst im richtigen Leben.
Daran, dass die TV-Lindenstraße viel mit dem normalen Alltag in deutschen Straßen gemein hat, zweifeln auch Hildegund und Leonhardt Dinkel keine Sekunde. Sie sind vor 25 Jahren von Kieferndorf nach Höchstadt gezogen und fühlen sich hier nach wie vor wohl. "Eigentlich ist doch die ganze Stadt eine Straße", findet Hildegund Dinkel. Gemeinsam mit ihrem Mann sitzt sie tatsächlich jeden Sonntagabend vor dem Fernseher, um die neuesten Geschehnisse um Mutter Beimer und Co. zu verfolgen. "Das ist einfach alles so authentisch und wie im wirklichen Leben", schwärmt das Ehepaar.
Als Vertreter der älteren Generation weiß es aber auch, dass die Lindenstraße in den letzten Jahren an Bedeutung verloren hat. Gerade jüngere Leute könnten mit den Geschichten heute kaum noch etwas anfangen. So auch Familie Hofmann. Sie lebt seit zehn Jahren in der Lindenstraße und kennt die Seifenoper allein vom Hörensagen. "Meine Oma musste sonntags immer rechtzeitig nach Hause, um keine Folge zu verpassen", erinnert sich die zweifache Mutter Simone Hofmann. Parallelen zu ihrer eigenen Nachbarschaft kann sie dennoch ausmachen: "Man kennt und hilft sich gegenseitig."
Völkerverständigung, kultureller Austausch und Toleranz werden seit 30 Jahren in der TV-Serie groß geschrieben. Und auch in der Höchstadter Lindenstraße treffen verschiedene Nationen aufeinander. "Wir haben beispielsweise eine Großfamilie aus Slowenien als Nachbarn. Sie haben ein Haus renoviert und wohnen nun mit vielen Kindern und Enkeln zusammen unter einem Dach. Integriert sind sie perfekt und wir verstehen uns gut mit ihnen allen", so Matthias Hofmann. Auch seinem vier Jahre alten Sohn Elias gefällt es hier. Er kann mit vielen Gleichaltrigen in der Nachbarschaft spielen und den nur eine Straße entfernten Kindergarten besuchen.


Vorsicht vor der Polizei

Ruhig geht es aber keineswegs immer zu. Nicht nur der Betrieb an der Polizeiwache sorgt regelmäßig für Aufruhr. Auch die Feuerwehr befindet sich direkt an der Lindenstraße. "Manchmal müssen wir dann ganz schnell sein und von der Straße springen, wenn plötzlich die Sirene losgeht und die Einsatzkräfte losfegen", lacht Gerlinde Nagel.
"Achja und nicht zu vergessen: Auch unser Bürgermeister wurde hier geboren", ergänzt Gerald Brehms Schwägerin Birgit, die noch heute mit ihrer Familie in der Lindenstraße wohnt. Anders als in der Fernsehversion sei es hier allerdings schwer, eine echte Straßengemeinschaft aufzubauen. "Wir sind eben eine Durchgangsstraße. Da hat man meist nur Kontakt zu den direkten Nachbarn", gesteht Gerlinde Nagel. Der Plan, ein Straßenfest aufzuziehen, sei deshalb vor einiger Zeit gescheitert. Vielleicht nimmt die Lindenstraße das 30. Jubiläum ihrer großen Schwester ja nun zum Anlass, diese Idee wiederaufleben zu lassen.