Lebensqualität bis zum Tod

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Landrat Eberhard Irlinger (vorne rechts) und Caritas-Geschäftsführer Markus Beck (daneben) unterzeichneten in einem Zimmer der Palliativstation des Höchstadter Krankenhauses den Kooperationsvertrag. Im Hintergrund alle, die auf dieser Station aktiv sind.
Landrat Eberhard Irlinger (vorne rechts) und Caritas-Geschäftsführer Markus Beck (daneben) unterzeichneten in einem Zimmer der Palliativstation des Höchstadter Krankenhauses den Kooperationsvertrag. Im Hintergrund alle, die auf dieser Station aktiv sind.

Die Caritas arbeitet jetzt mit dem Kreiskrankenhaus St. Anna in Höchstadt zusammen und beteiligt sich an der Betreuung unheilbar kranker Menschen. Die Mitarbeiter auf der Palliativstation des Hauses sehen sich nicht als Sterbeabteilung.

Jeder, der nicht gerade einen Unfalltod stirbt, ist irgendwann mit einem unheilbaren Leiden konfrontiert. Daran erinnert Dr. Hans-Joachim Laugwitz immer gerne mal, wenn es um die Palliativstation am Höchstadter Kreiskrankenhaus St. Anna geht. Laugwitz ist Chefarzt der Inneren und hat vor drei Jahren damit begonnen, eine solche Station aufzubauen. Kürzlich wurde die Palliativstation in Höchstadt offiziell anerkannt und bekommt die dort anfallenden Kosten nun auch vergütet.

Letzte Anforderung für die Anerkennung war die Einbindung eines Sozialdienstes. Da das kleine Höchstadter Krankenhaus keinen eigenen Sozialdienst hat, schloss Landrat Eberhard Irlinger (SPD) als Vertreter des Krankenhausträgers dieser Tage einen Kooperationsvertrag mit dem Caritasverband im Landkreis.

Rat bei der Verlegung

Die Caritas ist nun Mitglied im Palliativ-Care-Team des Krankenhauses St.
Anna und bringt sich mit ihrer sozialpädagogischen Kompetenz ein. Konkret kümmern sich die Fachleute der Caritas beispielsweise um die Verlegung eines Patienten aus der Palliativstation zurück in die häusliche Umgebung oder ein Pflegeheim, beraten Angehörige, damit die Versorgung und Betreuung der Patienten weiter geht.

Die Leute würden nicht hierher kommen, um zu sterben, betont der Chefarzt. Ziel der Palliativstation sei es vielmehr, "den verbleibenden Jahren mehr Leben zu geben". Unheilbar kranke Menschen sollen schmerzfrei gestellt werden, damit es ihnen zu Hause gut geht.

70 bis 90 Patienten wurden bisher jedes Jahr auf der Höchstadter Palliativstation bereits versorgt. 280 waren es insgesamt in den vergangenen drei Jahren. "Nach dieser Vorarbeit ist es jetzt mehr als fällig, dass diese Leistungen auch honoriert werden", sagte Laugwitz bei der Vertragsunterzeichnung. Er dankte dem Team aus Schwestern, Pflegern, Ärzten und Physiotherapeuten und auch den ehrenamtlichen Helfern aus dem Höchstadter Hospizverein, die sich um die Patienten auf der Palliativstation kümmern.

Menschen mit einem nicht mehr heilbarem Leiden sollten so früh wie möglich palliativmedizinisch versorgt werden, rät Laugwitz. "Der Patient soll noch Lebensqualität haben."

Das findet auch Anita Wedel, die Vorsitzende des Höchstadter Hospizvereins, die selbst im Bereich Pflege gearbeitet hat. Sie bedauert, dass sich viele Menschen zu spät palliativmedizinisch versorgen lassen, weil sie glauben, die Palliativstation mit ihren drei Betten in zwei Zimmern sei eine Sterbestation.

Mit Großkliniken mithalten

Die Palliativstation gehört jetzt zum staatlichen Auftrag des Höchstadter Krankenhauses. Und hier könne man auch mit Großkliniken mithalten, weil es nicht um Apparatemedizin gehe, meint Laugwitz.
Finanziell bekomme das Haus nach der Aufnahme in das bayernweite Programm den Zusatzaufwand für die palliativmedizinisch versorgten Patienten vergütet, sagt Verwaltungsleiter Gerhard Zinser. Bisher gab es nur eine Pauschale für die Erkrankung.

Landrat Irlinger, der das Projekt von Anfang an unterstützte, und Caritas-Geschäftsführer Markus Beck unterzeichneten den Vertrag. Dabei räumte Beck ein, das Feld um den sterbenden Menschen bisher vernachlässigt zu haben. Jetzt wolle die Caritas auch auf lange Sicht Personal zur Verfügung stellen.