Hannelore Hippe alias Hannah O'Brien stellt bei den Adelsdorfer Pfadfindern ihren Krimi "Irisches Erbe" vor.
Im Heim der Adelsdorfer Pfadfinder, dem Stamm Raubvögel, liest am Freitag, 8. Juni, auf Einladung der Pfadfinder, von Bücher Schmidt und des Freundeskreises Castlebar liest die Autorin Hannelore Hippe alias Hannah O'Brien aus ihrem neuen Irlandkrimi "Irisches Erbe". Im Interview erzählt sie von sich, vom Bücherschreiben, ihren anderen journalistischen Tätigkeiten und ihrer Liebe zu Irland.
Wie würden Sie sich von Berufs wegen einordnen: Autorin, Journalistin ... oder?Hannelore Hippe: Ich war 30 Jahre als Journalistin und Autorin tätig. Heute bin ich fast ausschließlich als Autorin, man kann auch sagen, Schriftstellerin tätig.
Bei genauerem Nachforschen erfährt man, dass Sie in Irland, in Köln und an der Mosel leben. Wo gefällt es Ihnen am besten?Das ist schwer zu sagen. Eigentlich in Irland, aber meine Familie, meine Freunde, mein Lebensschwerpunkt ist Köln. In meinem Haus an der Mosel, wirklich direkt am Fluss gelegen, bin ich auch gern und es macht Spaß, dort zu schreiben und zu wandern.
Warum spielen Ihre spannenden Geschichten in Irland an der Westküste?Weil ich mich dort seit 1973 herumtreibe. Früher monatelang. Wenn man alles zusammenrechnen würde, käme man auf mehrere Jahre, die ich dort gelebt habe. Ich würde nicht behaupten, ich kenne in Connemara jeden Stein, eher nur jeden zweiten Stein. Ja, das wäre korrekt ...
Wieso haben Sie für Ihre Irlandkrimis als Autorin das Pseudonym Hannah O'Brien gewählt?Das war meine letzte Chance auf einen irischen Nachnamen und ist gleichzeitig eine Hommage an meinen irischen Lieblingsschriftsteller Flann O'Brien. Und der hieß eigentlich O'Nolan. Wir haben sogar den gleichen Geburtstag, den 5. Oktober.
I
hre Hauptfigur ist Grace O'Malley, Leiterin des Morddezernats in Galway. Ihr irischer Name ist Gráinne Ni Mháille - ein geschichtsträchtiger Name. Sie war irische Piratin und Clanführerin. Hat das einen Grund?Er bleibt gut im Gedächtnis und ist gleichzeitig ein prägendes Merkmal für Grace gewesen. Von klein auf mit so einem Namen bereichert worden zu sein, prägt schon. Man stelle sich vor, man heißt Friedrich Schiller in Deutschland. Das würde bei einem Spuren hinterlassen.
Nach den Kriminalromanen "Irisches Verhängnis", "Irisches Roulette" und "Irische Nacht" ermittelt Grace O'Malley zusammen mit ihrem Kollegen Rory Coyne und dem Privatdedektiv Peter Burke in "Irisches Erbe" in einem ganz kniffeligen Fall mit gleich vier Morden. Verraten Sie uns etwas aus der Geschichte und wie Sie gerade auf dieses Thema kamen?Da will ich wirklich nicht viel verraten. Die Geschichte ist sehr komplex, und erst am Schluss kommt alles zusammen. Die Rolle der Kirche ist schon ein wichtiges Thema, wenn man über Irland schreibt. Sie hat über Jahrhunderte positiven wie negativen Einfluss auf die Menschen dort gehabt und durch die Kolonialgeschichte eine andere Rolle übernehmen müssen als zum Beispiel hier bei uns. Das wirkt bis heute stark nach und prägte die Menschen auf besondere Weise.
Der Untertitel des Buches lautet "Eine Frage des Glaubens". Hier geht es ganz viel um die Rolle der Kirche heute und in früheren Zeiten. Die Mordfälle führen uns auch in Nordirlands Hauptstadt Belfast mitten hinein in einen nach wie vor schwelenden Glaubenskonflikt. Was hat Sie an diesem Thema gereizt?Ich bin in den letzten Jahren immer wieder in Nordirland zu Gast gewesen und habe die starken Veränderungen dort verfolgt. Vieles, nicht alles, ist heute glücklicherweise überwunden, aber durch die Brexit-Entscheidung sehe ich, wie viele Menschen dort oben, vieles wieder in Gefahr. In meinem Buch will ich das auch ein wenig thematisieren, um dafür zu sensibilisieren. Über den Brexit spreche ich gern bei der Lesung ausführlicher. Ein großes und wichtiges Thema, das man leider nicht in wenigen Sätzen schildern kann.
In diesem kniffligen Kriminalfall muss man sich ganz intensiv in die Geschichte einlesen, um die richtigen Mörder aufzuspüren. Ist das Absicht? Entwickeln sich Ihre Geschichten erst beim Schreiben oder wissen Sie schon zu Beginn genau, wie das Ende aussieht?Darüber werde ich bei meiner Lesung sprechen, denn da muss ich länger ausholen. Also: gespannt bleiben!
Haben Sie schon eine Fortsetzung der Kriminalfälle mit Grace O'Malley im Kopf?Ich schreibe zur Zeit an der "Irischen Totenwache", die im kommenden März erscheinen soll. Zwei Drittel sind schon fertig. Da ist das Leitmotiv "Schuld".
Gibt es weitere Veröffentlichungen von Ihnen?Es gibt drei Romane und drei Sachbücher nebst zahllosen Hörfunkreportagen und Hörspielen, alles unter dem Namen Hannelore Hippe. Im September 2018 erscheint ebenfalls unter diesem Namen der Roman "Die verlorenen Töchter". Wer zum großen Thema Brexit und Nordirland mehr wissen möchte, den verweise ich auf die Mediathek des Deutschlandfunks. Dort ist mein Hörfunk-Feature (45 Minuten) "Kein Weg zurück? Über die Konsequenzen des Brexit für Nordirland" vom November 2017 abrufbar.
Das Gespräch führte
Johanna Blum.
Die Lesung
Termin: Freitag, 8. Juni, um 19.30 Uhr, Einlass ab 19 Uhr.
Eintritt: zwölf Euro, Schüler und Studenten acht Euro, Anmeldung bei Bücher Schmidt, Telefon 09195/992057, E-Mail info@buecher-schmidt.de oder direkt im Buchladen in der Hauptstraße in
AdelsdorfRahmenprogramm: Im Pfadfinderheim in Adelsdorf, Höchstadter Straße 44, tauchen die Gäste diesmal in eine typisch irische Pub-Atmosphäre ein. Vor der Lesung, in der Pause und am Ende werden Craftbier der Westmayo Brewery sowie Guinness direkt aus Irland, aber auch Tee, nichtalkoholische Getränke und irische Snacks angeboten. Sinéad Price, die Tochter der irischen Bierbrauer Caroline und Iain Price, weilt zu dieser Zeit zu einem Parktikum in Höchstadt und ist Gast bei der Lesung. Sie stellt kurz die kleine Brauerei ihrer Eltern vor.