Thomas Hawel übernimmt in Höchstadt ab 1. Januar das Lagerhaus und den Meerrettichhandel seiner Mutter Gretel. Gretel Hawel ist als Höchstadter Original und als "Kree-Gretel" landesweit bekannt.
Das Zepter legt sie aus der Hand, die geliebte Kree-Stange aber wohl nicht gänzlich: Gretel Hawel, im weiten Umkreis als "die Kree-Gretel" bekannt, übergibt zum 1. Januar ihr Geschäft an ihren Sohn Thomas.
Das Telefon, um ihre "connections" zu pflegen, hat die 83-Jährige immer in Reichweite. Denn seit sie 1958 das Geschäft von ihrem Vater übernommen hat, hat sich Gretel Hawel unzählige Verbindungen aufgebaut - und die möchte sie auch in Zukunft nicht missen. Auch nach dem Besitzerwechsel wird sich im Meerrettichhandel kaum etwas ändern. Denn Thomas Hawel kam bereits nach seiner kaufmännischen Ausbildung 1987 ins Geschäft und wurde 1994 zum Geschäftsführer ernannt. "Im Bereich Meerrettich läuft es genauso weiter", lässt er wissen.
Nur größere Mengen sollen umgesetzt werden "Als ich eingestiegen bin, hatten wir 120 Bauern, jetzt noch etwa die Hälfte", berichtet der neue Besitzer. Die Kreebauern hätten allerdings enorm vergrößert, sodass sich trotz der gesunkenen Zahl an Anbaubetrieben die Produktionsmenge erhöht habe. "Der fränkische Kleinbetrieb stirbt aus", stellt Hawel fest. Was nicht verwundert, denn der Kreeanbau ist sehr arbeitsintensiv. "Tausend Arbeitsstunden pro Hektar fallen an", erklärt Gretel Hawel. Heute würden auch Fremdkräfte zur Arbeit geholt.
Die Mengen zusammensammeln und verteilen - Thomas Hawel macht das seit beinahe 20 Jahren. "700 Tonnen Meerrettich bewegen wir im Jahr", sagt er. Der größte Teil davon geht zur Verarbeitung in die Meerrettichfabrik Schamel nach Baiersdorf.
Seit Jahrzehnten schließen die Hawels mit ihren Bauern Anbauverträge, in denen Abnahmemenge und Preis geregelt sind. Die dreijährige Laufzeit gibt allen Beteiligten Sicherheit. Der Meerrettichhandel unter dem Zeichen von GGA, was Geschützter Geografischer Anbau bedeutet, erstreckt sich "von Mellrichstadt bis Ingolstadt" über ganz Bayern.
Rund 30 Prozent des Lagerhaus-Umsatzes erzielt Hawel mit Meerrettich, rund 50 Prozent mit Brennstoffen, Pellets, Holzbriketts, den Rest mit Landwirtschafts- und Gartenprodukten. Weil die Landwirtschaft immer weniger werde, müsse man sich dem Wandel anpassen, sagt der Unternehmer, der im Jahr 2000 die Spedition "Hawel Logistik" gegründet hat. Transportiert werden neben Meerrettich alle möglichen Güter. Zusammen mit dem Lagerhaus hat Thomas Hawel zwölf Mitarbeiter beschäftigt.
Unter ihnen ist auch Rosi Häuser, "Gretels rechte Hand", die sie 20 Jahre lang treu begleitet hat.
Von Horbach nach Höchstadt Wenn Gretel Hawel zurückblickt, war der für sie wichtigste Schritt die Verlegung des Betriebs von Horbach nach Höchstadt im Jahr 1976. In Horbach geboren, ist sie mit dem Lagerhaus und Meerrettichhandel ihres Vaters Andreas Kupfer aufgewachsen. Gegründet hatte das Lagerhaus Gretels Großonkel Andreas Roth im Jahr 1930. Nach dessen Tod übernahm Gretels Vater das Lagerhaus und erweiterte es zeitgleich um den Meerrettich-Handel. Schon mit 17 Jahren fuhr Tochter Gretel auf ihrem Motorrad zu den Bauern, um die scharfen Stangen aufzukaufen. 1958 übernahm sie das Lagerhaus und den Kreehandel von ihrem Vater.
Bekannt wurde sie als Höchstadter Original durch Radio- und Fernsehsendungen zum Thema Kree.
2002 wurde Gretel Hawel die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland und 2009 die Ehrenspange der Stadt Höchstadt verliehen. 2007 wurde sie für die 60-jährige Partnerschaft mit der Meerrettich-Firma Schamel geehrt. Die schönsten und unvergesslichsten Momente waren für Gretel Hawel jedoch immer die Feste und Umzüge, bei denen die Kree-Krone mitgeführt wurde.