Kommen die Fahrradständer aus London?

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Auch am Interimsrathaus steht ein "gelbes Auto". Für den Bürgermeister sind diese Fahrradständer ein Symbol mit Botschaft, der CSU gefallen der Preis und die Herkunft nicht. Foto: Bernhard Panzer
Auch am Interimsrathaus steht ein "gelbes Auto". Für den Bürgermeister sind diese Fahrradständer ein Symbol mit Botschaft, der CSU gefallen der Preis und die Herkunft nicht.  Foto: Bernhard Panzer

Für das Maßnahmen-Paket der Stadt Herzogenaurach zum Energy-Award gab's Lob im Stadtrat, aber auch Kritik bei vermeintlichen Kleinigkeiten.

Am Vorabend des bundesweiten Klimastreiks und wenige Tage vor der großen Konferenz befasste sich auch der Stadtrat mit dem Thema. Da ging es allerdings nicht darum, einen etwaigen Notstand auszurufen, so wie es die Europäische Union am gleichen Tag symbolisch getan hatte; einen solchen hatte der Stadtrat ja schon vor Monaten mit großer Mehrheit abgelehnt. Stattdessen wurde das Maßnahmen-Paket vorgestellt, das sich die Stadt für das kommende Jahr geschnürt hat. Zu den von der Klimaschutzbeauftragten Mignon Ramsbeck-Ullmann vorgetragenen Aktivitäten im Rahmen des Energy-Awards gab's ungeteilte Zustimmung.

Kritik aber wurde bei eher kleineren Dingen dennoch geäußert. Gleich dreimal gab es Anmerkungen, vor allem von der CSU, aber auch aus den Reihen der Grünen. Sie betrafen die gelben Fahrradständer in "Autoform", die Klimawürfel-Aktion der Future-Bewegung und auch das Bürgerforum zum Klimaschutz.

Beispiel Fahrradständer

Stephan Wirth (CSU), der sich nicht gerade als größter Fan des Energy Awards bezeichnete, fragte nach der Herkunft der gelben Fahrradständer. "Kommen die aus Großbritannien?" Dann müsse er sich fragen, wo der regionale Aspekt sei. Sein Fraktionskollege Konrad Körner hieb in die gleiche Kerbe und ergänzte, dass diese Modelle doch viel zu teuer seien.

Knapp 4000 Euro koste ein Exemplar, "normale" Fahrradständer gebe es schon für 200 Euro. Auch nahm er Bezug auf schlechte Erfahrungen, die die Stadt Düsseldorf mit den Design-Ständern gemacht habe. Diese seien teils kaum ausgelastet und wegen des interessanten Designs eher unpraktisch, heißt es in einem Bericht des Express. Und, so habe er recherchiert, "die Dinger kommen tatsächlich aus London".

Bürgermeister German Hacker (SPD) verwies auf den Symbolwert, "die Fahrradständer haben eine Message". Damit werde verbildlicht, dass ein parkendes Auto durch 14 Räder ersetzt werden könne. Die Symbolwirkung sei den höheren Preis wert, auch wenn die Ständer "von anderswo herbeigeschafft werden". Außerdem seien die Produkte in der Montage die Produkte einfach, während ein verzinkter Stahlbügel einbetoniert werden müsste.

Beispiel Klimawürfel

Retta Müller-Schimmel von den Grünen fand es etwas schade, dass die Stadt den Klimawürfel der Fridays-for-Future-Bewegung nicht habe annehmen wollen. "Das wäre doch was Positives gewesen", meinte sie. Der Bürgermeister verteidigte die Haltung der Stadtverwaltung: Der Würfel sollte bei den Schulen bleiben, sagte er, und das habe man doch so freigegeben. Hacker: "Ich verstehe das Problem nicht."

Beispiel Bürgerforum

Das Bürgerforum zum Klimaschutz bezeichnete Retta Müller-Schimmel als "vertane Chance". Denn so richtig hätten die Wünsche gar nicht aufgezeigt werden können, meinte sie. Auch Körner stellte fest, man hätte sich etwas anderes erwartet. Im Endeffekt sei es halt "ein netter Stuhlkreis" gewesen.

Auch hier verteidigte Bürgermeister Hacker den Ansatzpunkt der Stadt. Man habe bewusst nicht die Leistungen der Stadt im Bereich Klimaschutz angehen, aber auch nicht politischen Forderungen einen Platz einräumen wollen. Das Ziel des Forums sei es gewesen, Hemmschwellen abzubauen und aufzuzeigen, was denn jeder einzelne tun kann.

Franz-Josef Lang (CSU) bezeichnete das Forum als interessanten Gedankenaustausch. Und den jungen Leuten von der Future-Bewegung, die sich da einbrachten, galt sein Respekt. Lang mahnte zum Maßhalten, denn manchmal "geht auch Weniger". Der Begriff Wachstum, der seit vielen Jahren allem Tun voran gestellt werde, sei für ihn zu positiv belegt. Denn: "Jede Generation muss Rechenschaft ablegen".

Lob für die Leistungen

Grundsätzlich aber gab es in der Stadtratssitzung viel Lob für die erreichten Ziele. Bürgermeister German Hacker hatte eingangs erläutert, dass man wie jedes Jahr wieder eine lange Liste abzuarbeiten habe. Alle Punkte seien akribisch durchgegangen worden, auch von den Leuten des Agenda-Arbeitskreises Energie.

Das Maßnahmen-Paket dokumentiert laut Hacker "den klaren Willen, im Klimaschutz als Stadt weiterhin umfassend in allen möglichen Zielbereichen zu arbeiten." Für das Jahr 2021 strebe man die Re-Zertifizierung in Gold an. Das bedeute, dass man bei einem internen Audit im Jahr 2020 schon deutlich über der nötigen Punkteschwelle für Gold liegen sollte.