Kein guter Platz auf dem Schloss: Adebar soll die Flatter machen

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Neben dem Kamin hat das Storchenpaar mit dem Nestbau begonnen. Im Auftrag der Stadt versuchte die Feuerwehr, das Nistmaterial vom Schlossdach zu entfernen. Fotos: Birgit und Fritz Jentsch
Neben dem Kamin hat das Storchenpaar mit dem Nestbau begonnen. Im Auftrag der Stadt versuchte die Feuerwehr, das Nistmaterial vom Schlossdach zu entfernen. Fotos: Birgit und Fritz Jentsch
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ein Storchenpaar versucht hartnäckig, auf dem Schloss zu nisten. Trotz aller Vergrämungsmaßnahmen suchen die Tiere einen geeigneten Platz. Die Stadt kann das nicht dulden: Die Baustelle würde die Tiere gefährden.

Monika Preinl, die Umweltbeauftragte im Rathaus und damit auch für die Störche in der Stadt "zuständig", hat's nicht leicht. Denn Meister Adebar macht einfach, was er will. Schon im letzten Jahr hat ein Storchenpaar auf dem Schlossdach den so genannten Vergrämungsmaßnahmen getrotzt. Und jetzt sind schon wieder zwei dieser großen stolzen Tiere dabei, ein Nest zu bauen. Obwohl das ja gar nicht mehr möglich sein dürfte, denn die Horste sind ja abmontiert und die Kamine verkleidet worden. Eigentlich ist da keine Möglichkeit mehr, zu nisten.

Aber auch nur eigentlich. Denn irgend einen Haken hat so eine Geschichte immer, manchmal auch sprichwörtlich. Es ist tatsächlich ein Haken auf dem Dach, wie er von Schornsteinfegern genutzt wird. Und er diente den Vögeln offenbar als Basis, um drum herum Zweige und anderes Nistmaterial zu platzieren.

Im vergangenen Jahr haben die Verantwortlichen im Herzogenauracher Rathaus noch ein Auge zugedrückt und das Paar nisten lassen. Ausnahmsweise aber nur. Denn jetzt ist Schluss mit lustig, die Störche sollen die Flatter machen. Zu gefährlich wäre es, vor allem für die Jungtiere, wenn man sie brüten ließe.

Warum aber dürfen die Störche nicht bleiben? Weil laut Preinl die Regierung von Mittelfranken das so angeordnet hat. Denn es stehen ja die großen Arbeiten für den Rathausneubau erst noch aus. Ein großer Kran wird in der Mitte des einstigen Schlosshofs stehen, und sein Auflieger schwenkt über die Dächer des altehrwürdigen Schlosses. Die Alttiere mag das möglicherweise nicht groß stören, sagt Preinl. Doch die Jungtiere könnten beim ersten Ausfliegen, unerfahren und neugierig wie Kinder nun mal sind, gegen den Kran krachen. Preinl: "Wir sind an den Bescheid der Höheren Naturschutzbehörde gebunden. Wir müssen uns daran orientieren." Also - die Zweige müssen weg, bevor ein Horst daraus geworden ist.

Um das zu gewährleisten, hat die Stadt die Feuerwehr gerufen. Die rückte am Donnerstag an, fuhr die Drehleiter aus und stürte mit einem Haken nach dem, was einmal ein Nest werden sollte. Offenbar aber haben sie nicht alles Material erwischt, so dass eine andere Lösung angedacht wurde. Ein Fassadenkletterer wurde gefragt, ob er nicht helfen könne. Der hat sich, wie Bauamtsleiterin Silke Stadter auf Anfrage des FT bestätigte, am Freitag die Sache vor Ort angeschaut. Geklettert ist er (noch) nicht. Wie Monika Preinl anmerkte, soll auf jeden Fall versucht werden, den Haken zu beseitigen. Denn dann hat das Reisig keinen Halt mehr und die Störche trollen sich von selbst, so lautet die Hoffnung.

Jedenfalls müssen die Tiere vertrieben werden, bevor sie brüten. Denn wenn erst ein Ei gelegt ist, ist es zu spät.

Die Stadt hat sich wahrlich bemüht, den Tieren einen Alternativstandort schmackhaft zu machen. Auf dem Dach der Carl-Platz-Schule wurden im vergangenen Jahr Horste angebracht. "Laut Lehrbuch ein idealer Standort", sagt Preinl. Doch Störche können nicht lesen - die Nistplätze wurden weder letztes Jahr noch heuer belegt. "Es sind halt sehr standorttreue Tiere", ergänzt Preinl, nicht ohne Respekt und Achtung vor den Großvögeln, die seit jeher vom Menschen besonders geschätzt werden. Also erscheint es durchaus verständlich, ja fast sogar "menschlich", wenn sie zurückkehren an ihr Zuhause, das sie über Jahre hinweg bewohnt haben.

Sie bleiben hartnäckig

Das Storchenpaar auf dem Schlossdach jedenfalls hat seinen Einfallsreichtum spielen lassen und versucht, eben dort auch heuer zu nisten. Der Feuerwehreinsatz hat das turtelnde Duo offenbar auch nicht groß geschreckt. Am Freitag standen sie erneut auf dem Dach und blickten sich um. Vielleicht gibt's ja eine weitere geeignete Stelle, die noch nicht vergrämt worden ist.