Bei einem gemeinsamen Wochenende im Jugendcamp Vestenbergsgreuth konnten junge Flüchtlinge und Jugendliche des Landkreises aufeinander zugehen und voneinander lernen.
18 Jugendliche und junge Erwachsene sitzen um die Tische des Jugendcamps. Ihre munteren Unterhaltungen werden nur von ihrem Lachen und dem Klimpern von Geschirr unterbrochen.
Ein ganz normales Jugendwochenende? Vielleicht nicht so, wie man es sich im ersten Moment vorstellen würde. Die Teilnehmer kennen sich erst seit einigen Stunden, verstehen und sprechen kaum die Sprache des anderen, sehen anders aus und stammen aus anderen Kulturen. Es gäbe wohl einiges aufzuzählen, was diese jungen Menschen voneinander unterscheidet, aber all das "andere" trat für sie an diesen Tagen in den Hintergrund.
Das Begegnungswochenende vom 15. bis 17. Januar stand unter dem Motto "Flüchtlinge werden zu Freunden" und wurde im Rahmen des Jugendprojekts "Flüchtlinge willkommen" von der kommunalen Jugendarbeit und dem Kreisjugendring initiiert. "Die Flüchtlinge kommen nach Deutschland, um zu bleiben und sollen integriert werden. Dafür müssen Begegnungen geschaffen werden", erklärt Udo Rathje, Vorsitzender des Kreisjugendrings Erlangen-Höchstadt. Er betreute mit vier weiteren Mitarbeitern die Gruppe im Jugendcamp. Ein weiterer Betreuer war der Sozialpädagoge Helge Höppner, der bereits an vielen Aktionen und Projekten mit Jugendlichen im Landkreis beteiligt war. Mit den jungen Flüchtlingen aus Baiersdorf steht er schon länger in Kontakt, plante mit ihnen auch das gemeinsame Essen und begleitete sie zum Einkaufen. Für die Zubereitung des Abendbuffets packte dann jeder dort mit an, wo Hilfe benötigt wurde.
Schnell ein Miteinander
"Im Vorhinein hat man sich viele Gedanken gemacht, was nicht funktionieren könnte, oder wo Probleme auftreten könnten", sagt Höppner, "aber diese Gedanken waren unbegründet. Es ist wesentlich harmonischer als gedacht und jeder ist freundlich aufeinander zugegangen. Das Miteinander entstand ganz schnell." Miteinander wurde der erste Abend im Jugendcamp auch abgeschlossen - mit einer Schneeballschlacht, Tischkicker, Gesellschaftsspielen und einer großen Portion Spaß.
Am Samstagvormittag ging es aus den Räumen des Camps raus in den schneebedeckten Wald zum Geocaching. Es wurden vier Gruppen ausgelost, die in unterschiedlicher Reihenfolge sechs Stationen mithilfe eines GPS-Geräts finden mussten. Am Nachmittag fand ein Austausch in Gruppen mit dem Thema "Mein Land, meine Kultur, mein Leben" statt. Damit jeder von den Erfahrungen der anderen profitieren kann, wurden die Gruppenergebnisse anschließend einander präsentiert.
Die Kommunikation untereinander erfolgte mit Mimik, Gestik, auf Deutsch, Englisch oder Arabisch. "Einige sprechen schon sehr gut deutsch. Aber häufig übersetzen sie sich auch gegenseitig, wenn einer mal etwas nicht verstanden hat", erklärt der siebzehnjährige Nico Kauper, ein Mitglied im Vorstand des Kreisjugendrings.
Die 14 Flüchtlinge stammen aus Syrien, dem Irak und Somalia. Untergebracht sind sie in Hemhofen, Adelsdorf, Buckenhof und Heroldsberg und kamen über Mitarbeiter der Jugendarbeit vor Ort zum Begegnungswochenende. Durch Zuschüsse konnten die Teilnahmekosten auf zehn Euro reduziert und dennoch ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt werden. So wurde der Samstag mit einer Fahrt zur Bowlingbahn abgeschlossen.
In den Sonntag startete die Gruppe gemütlich mit einem Brunch, der alle für das Aufräumen stärkte. Anschließend beendete ein Ausflug in die Höchstadter Eishalle mit Schlittschuhlaufen die gemeinsame Zeit. Ein etwas anderes, aber trotzdem nicht weniger normales Jugendwochenende.