Islamzentrum in Erlangen eröffnet

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In Erlangen kann jetzt ein in Bayern bislang einzigartiger Islam-Studiengang studiert werden. Foto: dpa/Archiv
In Erlangen kann jetzt ein in Bayern bislang einzigartiger Islam-Studiengang studiert werden.  Foto: dpa/Archiv

An der Universität Erlangen-Nürnberg startet ein bayernweit neuer Islam-Studiengang. Zwar haben sich bisher noch keine Studenten dafür eingeschrieben, doch die Hochschule will nun die Werbetrommel rühren.

Die Eröffnung fällt in stürmische Zeiten. Inmitten der Konflikte um das antiislamische Mohammed-Video, das heftige Reaktionen in der muslimischen Welt ausgelöst hat, richtet die Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg als erste Hochschule in Bayern ein Department für Islamisch-Religiöse Studien (DIRS) ein. Studenten können damit zukünftig einen neuen Islam-Studiengang absolvieren.

Die Überschneidung der Eröffnung mit den Ereignissen um das Schmähvideo ist Zufall. Doch Universitätspräsident Karl-Dieter Grüske betonte am Donnerstag bei der Feier, an der auch Innenminister Joachim Hermann (CSU) und Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) teilnahmen, dass es gerade die Aufgabe einer akademischen Einrichtung sei, "reflektierte Klärungen und vernünftige Argumente in diese hitzige Diskussion zu tragen". Der Islam müsse Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung sein, sagte Grüske. Gerade auch, was den Islam als "gelebte und geglaubte Religion in seiner religiösen Praxis in den Bildungseinrichtungen unseres Landes" betreffe.

So sollen in dem Department Wissenschaften wie Politikwissenschaft oder Soziologie mit der bekenntnisbezogenen Wissenschaft des Islam verbunden werden. Es war im Vorfeld eine hoch diskutierte Frage innerhalb der Universitätsgremien, wie das Zentrum ausgestaltet werden sollte. "Ein heftiger Diskurs hat stattgefunden, bis wir die Form gefunden haben", so Uni-Vizepräsidentin Johanna Hauberer.


Anders als an anderen Standorten, soll an der Universität Erlangen nicht eine spezielle Ausrichtung des Islam Gegenstand des Studiums sein. Geplant ist vielmehr, viele verschiedene in Bayern vorhandene Ausrichtungen aufzugreifen und im Studium zu berücksichtigen.

Das DIRS wird als eines von vier Zentren in Deutschland die Islamisch-Religiösen Studien anbieten. Das Wissenschaftsprojekt wird von der Bundesregierung über fünf Jahre mit 4,4 Millionen Euro gefördert.

Noch kein Student eingeschrieben


Ab dem Wintersemester können sich Interessierte für den gleichnamigen Bachelor-Studiengang anmelden. Allerdings: Bis jetzt hat sich offiziell kein einziger Student eingeschrieben. Universitätspräsident Grüske führte dies darauf zurück, dass man den Studiengang bisher nicht beworben habe. Es sei zunächst wichtig gewesen, abzuwarten, ob man die Professoren für sich gewinnen kann, die man gerufen habe. Drei der vier Professuren am DIRS sind nun besetzt.

"Wir können es kaum erwarten, anzufangen", sagte Harry Harun Behr, einer der Professoren. Behrs Professur für Islamische Religionslehre bestand bereits, sie wird nun in das Department integriert. Seit 2003 hat Harry Harun Behr 200 Studierende für den islamischen Religionsunterricht ausgebildet. Der künftige Sprecher des DIRS ist zufrieden damit. Es sei gerade wichtig, den jungen Muslimen in der Schule Orientierungshilfe zu geben. Islamexperten seien laut Hochschule aber nicht nur im Schulunterricht gefragt, auch in der Wirtschaft oder in den Medien könnten Absolventen als Experten eingesetzt werden. Sie könnten aber auch als Imame an Moscheen arbeiten.

Neben Harry Harun Behr wird auch Reza Hajatpour am Department arbeiten. Hajatpour lehrte zuletzt unter anderem als Privatdozent am Lehrstuhl für Iranistik in Bamberg.

Das Department sei "ein herausragendes Wissenschaftsprojekt", sagte Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch. Innenminister Joachim Herrmann erhofft sich durch das wissenschaftliche Angebot einen Fortschritt in der Integration. Sich zu einer Religion zu bekennen und sie wissenschaftlich zu erforschen und zu lehren, gehöre zur freiheitlichen Rechts- und Werteordnung dazu.

Bis zum 15. Oktober können sich Studenten einschreiben. Die Universität will bis dahin noch für ihren neuen Studiengang die Werbetrommel rühren.