In "Herzo" fühlt sie sich pudelwohl

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Gillian Gonsalves beim Interview durch die Realschüler im Stadtmuseum Foto: Max Kaltenhäuser
Gillian Gonsalves beim Interview durch die Realschüler im Stadtmuseum  Foto: Max Kaltenhäuser

Dem Thema "Migration und Heimat" widmet sich das Stadtmuseum gemeinsam mit der Realschule. Am Montag gab Gillian Gonsalves Schülern im Interview Auskunft über ihren Weg nach Deutschland.

Vor etwa 13 Jahren kam Gillian Gonsalves nach Deutschland. Ihr Weg führte sie gemeinsam mit ihrem Ehemann von Mumbai über München bis nach Herzogenaurach, wo die 47-jährige Inderin inzwischen schon seit sieben Jahren lebt. Hier fühlt sich die Mutter einer zehnjährigen Tochter rundum wohl, wenngleich auch einige Hürden in Deutschland überwunden werden mussten. Am Montagnachmittag stellte sich Gonsalves den Fragen dreier Zehntklässler und war Teil eines neuen Projekts des Stadtmuseums Herzogenaurach und der hiesigen Realschule.

Als Mitarbeiterin einer Software-Firma bekam die gebürtige Inderin einst die Möglichkeit, für sechs Monate in Deutschland zu arbeiten. Obwohl sie in ihrer Heimat ein geregeltes Leben geführt hatte, entschied sich Gonsalves für das Abenteuer und zog gemeinsam mit ihrem Ehemann nach München.


"Eigentlich war ich davon ausgegangen, nach sechs Monaten oder spätestens einem Jahr wieder zurück nach Mumbai zu gehen. Aber wir haben uns hier eingelebt und fühlen uns seither wohl, sodass wir geblieben sind", erzählte die Frau. Schritt für Schritt integrierte sich ihre Familie in den deutschen Alltag. Auch die Sprache lernte Gillian Gonsalves mithilfe mehrerer VHS-Kurse und Kinderbüchern.

Lediglich der fränkische Dialekt macht der 47-Jährigen noch zu schaffen: "Mein Deutsch ist noch nicht so gut, dass ich alles verstehe. Besonders Fränkisch fällt mir schwer." Doch die Integration ist der Inderin nicht immer so leicht gefallen. Erst seit ihrem Umzug nach Herzogenaurach sei es ihr gelungen, auch in ihrer Freizeit Kontakte zu anderen Deutschen zu knüpfen. "In den Großstädten war es wesentlich schwieriger, andere Menschen kennenzulernen. Aber Herzo ist eine familiäre Stadt mit Einwohnern aus der ganzen Welt. Außerdem sind vor allem die älteren Menschen hier besonders nett." Auch ihr Ehemann fühlt sich in der Sportstadt pudelwohl und arbeitet seit jeher für den Sportartikelhersteller adidas.

Im Rahmen des Projekts "Migration und Heimat" beleuchtet das Stadtmuseum derzeit die Werdegänge verschiedener, aus dem Ausland stammender Herzogenauracher. Gemeinsam mit freiwilligen Zehntklässlern der Realschule werden die Zuwanderer hinsichtlich ihrer persönlichen Geschichten und Werdegängen befragt.
Der dafür zuständige Geschichtslehrer Sebastian Thienel lobt das neue Projekt und die Kooperation mit der Stadtverwaltung: "Migration und Heimat sind zwei gesellschaftlich aktuelle Themen. Daher ist es unser Ziel, dass sich auch junge Menschen für die Geschichte ihrer Mitmenschen interessieren und somit an der Kultur teilhaben. Es ist großartig, dass uns das Stadtmuseum diese Möglichkeit bietet." Am 17. Mai beginnt dann der erste dazugehörige Ausstellungszyklus im Herzogenauracher Museum. Ein Engagement, das auch Gillian Gonsalves sehr gut gefällt: "In meiner Schulzeit haben wir damals nur aus Büchern gelernt. Ich finde das Projekt toll, da die Jugendlichen viel mehr Kontakt zu anderen Menschen damit haben. Außerdem lernt man so andere Kulturen bessern kennen."

Vom 7. Mai bis zum 5. Juli läuft die Veranstaltungsreihe "Migration und Heimat". Den Anfang macht die Ausstellung "Die verschwundenen Orte", die Fotografien von verlassenen Dörfern und Städten zeigt. So wird sich ein Ausstellungsprojekt beispielsweise mit der Frage auseinandersetzen, wie sich die Landschaft im tschechischen Grenzgebiet nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung in der Nachkriegszeit veränderte. Ergänzt wird die Ausstellung durch weitere Dokumentationen im Stadtmuseum.