Höchstadter Bio-Pionierin ist seit zehn Jahren im Geschäft

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In ihrem Markt am Vogelseck führt Christine Lettenmeier ein breites Sortiment an Bio-Produkten. Foto: Mona Lisa Eigenfeld
In ihrem Markt am Vogelseck führt Christine Lettenmeier ein breites Sortiment an Bio-Produkten. Foto: Mona Lisa Eigenfeld

Als Christine Lettenmeier vor zehn Jahren ihren Bio-Laden in Höchstadt eröffnet hat, stand gesunde Ernährung noch nicht so hoch im Kurs wie heute. Ein Umdenken in der Gesellschaft und ein erzwungener Umzug haben sich für die Geschäftsfrau bezahlt gemacht.

"Ich habe gelernt, aus allem etwas zu machen und auch die kleinsten Dinge zu versilbern", sagt Christine Lettenmeier über sich selbst. Die Lonnerstadterin ist eine von fünf Geschäftsfrauen, die in diesem Jahr ihr Betriebsjubiläum in Höchstadt feiern.
Am 13. September 2005 eröffnete Lettenmeier ihren zunächst noch recht überschaubaren Bioladen in der Kellerstraße. "Ob das Angebot wirklich Abnehmer finden würde, wusste ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht. Natürlich war das ein gewisses Risiko", erinnert sich die 50-Jährige. Hilfe bei der Planung und Umsetzung erhielt sie von ihrem Mann Friedrich. Während sie selbst gerne "Bauchentscheidungen" treffe, habe ihr Gatte sie mit seinen betriebswirtschaftlichen Kenntnissen fundiert beraten und unterstützen können.
Aus der Bio-Branche stammen allerdings beide. Christine Lettenmeier ist gelernte Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft und Dorfhelferin. Früher war sie beruflich auf verschiedenen Höfen unterwegs und hat dort gelernt, aus knappen Ressourcen das Maximale herauszuholen. Als es um ihren Schritt in die Selbstständigkeit ging, stand für sie von Anfang an eins fest: "Wenn schon, dann richtig." Insgesamt 100 000 Euro steckte die Familie deshalb in ihren Traum. Auf 130 Quadratmetern bot Lettenmeier in der Kellerstraße Bio- und Regionalprodukte an. "Am Anfang habe ich zusammen mit einer 450 Euro-Kraft den Laden geschmissen", berichtet die Unternehmerin. Und das sechs Tage die Woche.
Weil im Lauf der Zeit jedoch immer mehr Lieferungen zu bearbeiten waren und auch der Umsatz stieg, habe sie letztlich sechs Teilzeitbeschäftigte eingestellt. Zu dieser Zeit bediente sie hauptsächlich Stammkunden. Viele Erstkonsumenten kämen erst auf den Rat ihres Arztes hin mit Bioprodukten in Berührung, so Lettenmeier. Sei es wegen Lebensmittelallergien oder zu hoher Cholesterinwerte.
Einen echten Schock erlitt Christine Lettenmeier, als ihre alten Geschäftsräume 2013 einem Brand zum Opfer fielen. Offizieller Grund: ein technischer Defekt. "Genau sagen kann man das aber bis heute nicht", erzählt Christine Lettenmeier.
Sie ergab sich jedoch nicht ihrem Schicksal, sondern betrachtete diese kleine Katastrophe als Chance zum Neuanfang. Im März 2014 mietete sie am Vogelseck neue Räumlichkeiten für "Biolett" an. 300 Quadratmeter reine Verkaufsfläche stehen ihr hier seither zur Verfügung.
Neu ist auch die Abteilung "Letteria", wo täglich warme Gerichte, Salate sowie Kaffee und Kuchen angeboten werden. Zu dem breiten Sortiment des Bio-Einkaufsmarktes gehörem unter anderem eine große Käsetheke - natürlich auch mit Käse aus der Region - und ein Eck mit frischem Brot.

Zwei Kinder helfen mit

Den Laden schmeißt Lettenmeier inzwischen gemeinsam mit zwölf Angestellten aus der näheren Umgebung. Durch den Umzug habe sich auch ihr Kundenstamm vergrößert. "Das macht in erster Linie die zentrale Lage, vielleicht aber auch ein wenig das allgemeine Umdenken in der Gesellschaft", meint die dreifache Mutter.
Inzwischen sei ihr Geschäft sogar zu einem richtigen Familienbetrieb geworden. Tochter Zita ist für die Personalplanung zuständig, Sohn Jakob neben seinem BWL-Studium ebenfalls im elterlichen Laden tätig. Dass sich für Christine Lettenmeier berufliche Karriere und Mutterdasein so gut vereinbaren ließen, schreibt sie vor allem einem Umstand zu: "Als ich angefangen habe, waren die Kinder schon aus dem Gröbsten draußen".
Ihren mutigen Schritt in die Selbstständigkeit hat sie nie bereut. Auch, wenn nach wie vor nicht alles optimal laufe. "Natürlich ist es viel Arbeit. Trotzdem würde ich es jedem empfehlen", sagt die Powerfrau heute. Mit der richtigen Portion Herzblut sei schließlich alles möglich. Im Rahmen ihres zehnten Jubiläums freut sie sich besonders über den regen Austausch mit den anderen Powerfrauen der Stadt. "Wir sehen uns stellvertretend für alle selbstständigen Frauen", betont die 50-Jährige. Schließlich ist sie der festen Überzeugung: "Ohne uns wäre Höchstadt viel ärmer dran."