Hilfe für Flüchtlinge in Erlangen ist riesengroß

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Überwältigende Hilfe: In der Heinrich-Lades-Halle werden die Sachspenden geordnet und von zahlreichen freiwilligen Helfern sortiert. Aktuell werden allerdings keine Sachspenden mehr entgegengenommen. Foto: Max Kaltenhäuser
Überwältigende Hilfe: In der Heinrich-Lades-Halle werden die Sachspenden geordnet und von zahlreichen freiwilligen Helfern sortiert. Aktuell werden allerdings keine Sachspenden mehr entgegengenommen. Foto: Max Kaltenhäuser
Ganze Koffer voller gespendeter Kleidung werden in der Heinrich-Lades-Halle ausgepackt. Foto: Max Kaltenhäuser
Ganze Koffer voller gespendeter Kleidung werden in der Heinrich-Lades-Halle ausgepackt. Foto: Max Kaltenhäuser
 
Foto: Max Kaltenhäuser
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Foto: Max Kaltenhäuser
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Erlangen hat das Freibad-West in eine große Zeltstadt verwandelt und bekommt viel Unterstützung von den Bürgern. Doch muss sie sich jetzt sich auch mit längerfristigen Lösungen auseinandersetzen.

Seit einigen Tagen befindet sich die Stadt Erlangen im Ausnahmezustand. Vor genau einer Woche bekam Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) von der mittelfränkischen Regierung den Auftrag, eine provisorische Erstannahmestation für Flüchtlinge aus aller Welt in der Universitätsstadt für drei Wochen zu errichten. Was seither entstanden ist, basiert auf der tatkräftigen Unterstützung zahlreicher freiwilliger Helfer und gleicht nahezu einem organisatorischen Wunder. Doch was passiert mit den Betroffenen nach den drei Wochen?

Eigentlich könnten Janik und sein politisches Gremium zufrieden sein. Innerhalb weniger Tage verwandelte sich das Freibad-West zu einer großen Zeltstadt, die seit Sonntagabend die ersten Flüchtlinge beherbergt. Mithilfe mehrerer Erlanger Unternehmen, diverser Rettungs- und humanitärer Hilfsverbänden und zahlreicher weiterer freiwilligen Unterstützer war es möglich, nach nur wenigen Tagen die Grundversorgung sämtlicher Flüchtlinge zu gewährleisten.

Durch ein Spendentelefon gab man auch den Bürgern die Möglichkeit, ihren Teil zur Hilfe beizutragen. Maßnahmen, die hinsichtlich der menschenunwürdigen Zustände in der Zirndorfer Asyleinrichtung zweifelsohne notwendig sind. Maßnahmen, die auch allesamt fruchteten.

"Für viele Erlanger gilt: Offenheit ist Tradition. Die allgemeine Bereitschaft, zu helfen, ist riesig", zeigte sich das Stadtoberhaupt bei einem Pressetermin glücklich über das Entgegenkommen seiner Bürger. Derzeit verzichtet das Sozialamt sogar auf weitere Sachspenden. Von nun an sollen diese sortiert und an die bislang 130 eingetroffenen Flüchtlinge, die größtenteils aus Krisenregionen wie Syrien, Algerien, Äthiopien oder der Ukraine stammen, verteilt werden.

Was passiert in drei Wochen?

Dennoch, so ganz glücklich wirkt Janik mit der aktuellen Situation nicht. Wahrscheinlich sind es die zahlreichen, noch offenen Fragen, die das Stadtoberhaupt beschäftigen. Was passiert, wenn die restlichen 170 Asylanten im Freibad eintreffen? Wird weitere Hilfe benötigt? Und wie schaut es überhaupt nach Ablauf der dreiwöchigen Frist aus? Was geschieht anschließend mit den Menschen? Fragen über Fragen, auf die es derzeit noch keine Antworten gibt.

"Wir wissen, dass das aktuell nur eine vorläufige Notunterkunft sein kann und dass sicherlich nicht alles perfekt ist. Auf Dauer müssten andere Lösungen gefunden werden", erklärt Janik. Deswegen setzt sich die Stadt derzeit schon mit langfristigen Alternativen auseinander. Mehrere leerstehende Hallen und Geschäftsgebäude werden auf deren Bewohnbarkeit untersucht. "Es geht für uns darum, zur Not einfach noch einen Plan in der Schublade zu haben. Auf Dauer ist das alles andere als einfach", meint Janik und verweist auf bereits funktionierende Langzeitunterkünfte in Alterlangen.

Dass das Ganze einem organisatorischen Kraftakt gleicht, wird bereits beim Blick in die Notunterkunft deutlich. Insgesamt zehn Mitarbeiter des Sozialamtes werden sich in den nächsten Tagen vor Ort um einen reibungslosen Tagesablauf sorgen. Des Weiteren kümmern sich Angestellte eines hiesigen Sicherheitsdienstes rund um die Uhr um das bislang sehr friedliche Zusammenleben der Bewohner. "Mein Eindruck ist, dass die Stimmung innerhalb der Flüchtlinge gut ist ", weiß die Dritte Bürgermeisterin Elisabeth Preuß (FDP), "aber es ist klar, dass es umso schwieriger wird, je mehr Menschen es werden." Die meisten seien psychisch und physisch ohnehin äußerst angeschlagen, teilweise dramatisiert von ihren Erlebnissen und Reisestrapazen. Ernstzunehmende Krankheiten sind bislang nicht aufgetreten. Auch die rund 30 Kinder fühlen sich täglich wohler.

Für Florian Janik steht außer Frage, dass "den Menschen Zeit zum Durchschnaufen gegeben werden muss". Deshalb organisierte die Stadt zusätzlich noch zwei weitere Gebetszelte für Muslime. Zudem seien auch die Installation eines Internet-Hotspots und mehrerer Satellitenschüsseln geplant. "Ich bin froh, dass wir die Aufgabe bisher so gut bewältigt haben,", erzählt Janik, "aber es ist nichts, worauf wir stolz sein müssen. Wir haben lediglich Hilfe geleistet."

Picknick Bankett

Am kommenden Samstag haben die Erlanger Bürger erstmals die Möglichkeit, mit Flüchtlingen zu sprechen. Beim "Picknick Bankett" werden im Rahmen der Kampagne "Kommunikation für Vielfalt" in der Hauptstraße eine 180 Meter lange Tafel aufgebaut und mehrere Treffpunkte geschaffen.

Zwischen 12 und 16 Uhr haben hier sämtliche Bürger die Chance, miteinander zu essen, sich auszutauschen und Kontakt mit Asylanten zu knüpfen.