Mit Musik und Gesang, aber auch mit nachdenklichen Texten stimmten Herzogenauracher Realschüler in der evangelischen Kirche auf Weihnachten ein.
Den begeisterten Besuchern bot sich in der völlig überfüllten evangelisch-lutherischen Kirche ein imposantes Bild beim Weihnachtskonzert der benachbarten Realschule. Einmal mehr wurde deutlich, dass sich die Kirche hervorragend für Konzerte eignet, aber auch, dass es unter den Schülern viele musikalische Talente gibt. Die musikalischen und gesanglichen Beiträge der Solisten, der verschiedenen Ensembles und der Schulband sowie des Schulchores wurden mit tosendem Applaus und Jubelrufen belohnt.
Zwischen den Auftritten gab es von den Schülerinnen aber auch Nachdenkliches sowie Texte, die zum Schmunzeln oder Lachen anregten. Auf den Abend stimmte rhythmisch und mitreißend die Percussiongruppe unter der Leitung von Marion Spitz mit "Djigbo" ein, einem in Westafrika populären Tanz. Weihnachtlich wurde es dann mit dem Schulchor unter der Leitung von Nina Pörner mit dem Song "Zat You, Santa Caus?" von Louis Armstrong sowie mit dem Titel "Bin heute Abend bei dir" von Roger Cicero.
Schulchor feiert Premiere
Ob rockig, geistlich oder weihnachtlich, die jungen Interpreten trumpften mit einem breit gefächerten Programm auf. Unter den Besuchern war auch der Chorleiter und Kantor Gerald Fink. Er zeigte sich vom Programm angetan und insbesondere vom Schulchor: "Der Schulchor der Realschule, der vom Liederkranz Herzogenaurach unterstützt wird, hatte heute seinen ersten Auftritt. Ein toller Erfolg für alle Sängerinnen und Sänger mit ihrer Leiterin Nina Pörner", zeigte sich Fink begeistert.
Nach "Run, Run, Rudolph" las eine Schülerin "Das Märchen vom Auszug aller Ausländer", ein besinnliches Thema, das nicht aktueller sein könnte. Drei Tage vor Weihnachten sprühten Männer die Worte "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen" an die Kirchenmauer und warfen Steine in das Fenster des türkischen Ladens.
Und tatsächlich: Mitten in der Nacht kam Bewegung in die kleine Stadt. Die Türen der Geschäfte sprangen auf. Zuerst kamen die Kakaopäckchen, die Schokoladen und Pralinen in ihrer Weihnachtsverkleidung. Sie wollten nach Ghana und Westafrika, denn da waren sie zu Hause. Dann der Kaffee, palettenweise, der Deutschen Lieblingsgetränk: Uganda, Kenia und Lateinamerika waren seine Heimat. Und so verließen die tropischen Hölzer die Fensterrahmen, Gold und Edelsteine, japanische Autos, vollgestopft mit Optik und Elektronik, fuhren in Richtung Osten.
Weihnachtsgänse flogen nach Polen, gefolgt Seidenhemden und Teppichen aus Asien. Überall quoll Öl und Benzin hervor, die VWs und BMWs lösten sich auf und die Materialien flogen nach Hause. Nach drei Tagen war der Spuk vorbei, der Auszug geschafft, gerade rechtzeitig zum Weihnachtsfest. Nichts Ausländisches war mehr im Land. Aber Tannenbäume gab es noch, auch Äpfel und Nüsse. Und die "Stille Nacht" durfte gesungen werden - allerdings nur mit Extragenehmigung, das Lied kam immerhin aus Österreich!
Zurück zur Vernunft
Nur eines wollte nicht in das Bild passen: Das Kind in der Krippe sowie Maria und Josef waren geblieben. Ausgerechnet drei Juden! "Wir bleiben", hatte Maria gesagt, "denn wenn wir aus diesem Land gehen, wer will ihnen dann noch den Weg zurück zeigen - zurück zur Vernunft und zur Menschlichkeit?"