Klaus Becker erklärt, dass Weiden im Frühjahr für Insekten eine wichtige Nahrungsquelle darstellen und sie nicht auf Stock geschnitten werden sollten.
Klaus Becker, Vorsitzender des Imkervereins Herzogenaurach, ist stocksauer. Denn dem Aufruf "Rettet die Bienen" zum Trotz werden in jedem Jahr zahlreiche Weiden kurz vor der Blüte auf Stock geschnitten, wie die Bilder aus dem Landkreis belegen. "Aus Sicht der Imker ist das ein Frevel an unserer Natur, und das Volksbegehren verkommt zur reinen Augenwischerei, aber Hauptsache, das Gewissen wurde mit einer Unterschrift im Rathaus beruhigt", schimpft Becker aufgebracht.
Wie Becker erklärt, sind für die heimische Insekten- und Tierwelt die Weiden unverzichtbar. Weiden gehören zu den besten und reichhaltigsten Pollen- und Nektarquellen im Frühjahr, und nicht nur Imker schätzen diese als hochwertige Trachtpflanze für ihre Honigbienen. Wer blütenbesuchende Insekten im Frühjahr sucht, wird sie alle in großer Zahl auf den blühenden Weiden finden - von der Hummel und Wildbiene bis hin zum Schmetterling. Wer sich im Frühling unter einen blühenden Palmkätzchen-Strauch (meist ist das die Saalweide) stellt, wird das laute Summen und rege Treiben zwischen den Weidenzweigen schnell bemerken, weil die Insekten dort ihr Frühjahrsfestmahl im wärmenden Sonnenschein genießen. Durch die Hilfe der dort gesammelten Pollen und Futtersäfte können sie frisch gestärkt für Nachkommen sorgen.
Auch die Honigbiene ist im Frühjahr an den vielen Weidenkätzchen beim Sammeln von Nektar und Pollen zu finden, womit Energie in die Bienenvölker eingetragen wird, die zum Wärmen und Aufziehen der jungen Brut gebraucht wird. Die Volksstärke vieler Bienenvölker besteht im Frühjahr oft nur aus 5000 bis 7000 Arbeitsbienen und einer Königin.
Die Königin braucht Kraft
Nur wenn die Königin ausreichend mit kraftspendender Nahrung gefüttert wird, hat sie die Kraft, bis zu 2000 Eier pro Tag zu legen und das Bienenvolk kann wieder wie in jedem Jahr auf bis zu 50 000 und mehr Lebewesen anwachsen, wobei der größte Teil des eingetragenen Futters vom Bienenvolk selbst genutzt wird und nicht vom Imker geschleudert wird.
Bleibt die kraftspendende Frühjahrsnahrung aus, weil die Menschen aus lauter Ordnungsliebe oder welchen Gründen auch immer die energiespendenden Büsche und Bäume auf Stock geschnitten haben, dann fehlt den Bienenvölkern die notwendige Nahrung zum zeitgerechten Aufbau ihrer Bienenvölker.
Die Bienenkönigin legt weniger Eier, die Bienenvölker wachsen kaum an oder leiden darunter, dass die Winterbienen aus Altersgründen sterben, ohne durch junge Bienen abgelöst zu werden. Solche geschwächte Völker können im Mai, nicht wie ein gesundes, starkes Bienenvolk, rund eine Million Blüten pro Tag befliegen und dabei für die notwendige Blütenbestäubung sorgen.
"Unsere Natur braucht die Artenvielfalt und keine übertriebene Ordnungsliebe", erklärt Becker, dem auch insbesondere die sterilen und aufgeräumten Gärten ein Dorn im Auge sind. Er bittet, die Weidenkätzchen zu schonen, denn "sie sind das Brot für die Bienen und Insekten".