Hemmschwelle bremst die Höchstadter Helfer

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Die ehrenamtliche Mitarbeiterin im Büro der Ehrenamt-Börse, Ingrid Winkelmann (rechts), erhält selbst Unterstützung von Marlene Kreyenberg (links) im Umgang mit dem Computer. Foto: Maria Leicht
Die ehrenamtliche Mitarbeiterin im Büro der Ehrenamt-Börse, Ingrid Winkelmann (rechts), erhält selbst Unterstützung von Marlene Kreyenberg (links) im Umgang mit dem Computer. Foto: Maria Leicht

Für kleinere Reparaturen im Haushalt, Hilfe bei Behördengängen und vieles mehr gibt es in Höchstadt seit zwei Jahren eine Anlaufstelle. Die Mitarbeiter wollen Bedürftigen die Scheu davor nehmen, zu ihnen zu kommen.

"Sie kann sich in mich hineinversetzen", sagt Ingrid Winkelmann über ihre junge Helferin, die ihr wegen einiger Startschwierigkeiten mit ihrem neuen Computer unter die Arme greift. Über die Ehrenamt-Börse hatte die 16-jährige Marlene Kreyenberg zu Winkelmann gefunden und kommt bei Bedarf zu ihr nach Hause. "Die einfachen Dinge am Computer" zeige ihr die Schülerin dann, wie Winkelmann selbst sagt. Dazu zählt vor allem der Umgang mit dem Internet, den Schreibprogrammen und dem Drucker, aber auch richtiges Abspeichern. Ganz systematisch, wie sie das brauche, erkläre Marlene ihr die Vorgänge, die dafür ein kleines Taschengeld erhält.

Hilfe wie diese kann jeder bei der Höchstadter Ehrenamt-Börse erhalten. Einzige Voraussetzung für die Unterstützung durch die Einrichtung ist die Bedürftigkeit der Hilfesuchenden, erläutert Heinz-Jürgen Berwein, Sprecher der Ehrenamt-Börse.
"Wir mähen niemandem den Rasen, der sich einen Gärtner leisten kann", meint er. Wichtig sei es der Börse außerdem, in Frieden mit den Handwerkerbetrieben zu agieren.

Die Helfer betreuen unter anderem regelmäßig eine Dame im Rollstuhl, daneben bieten sie ein großes Spektrum von Dienstleistungen an. Sie kümmern sich um schleifende Türen, übernehmen Besuchs- und Fahrdienste oder geben Nachhilfe. Koordiniert werden die 31 ehrenamtlichen Mitarbeiter aus einem kleinen Büro am Rande des Marktplatzes heraus.

Dabei stehen viele Helfer wenigen Hilfesuchenden gegenüber, sagt Berwein. Rund acht Fälle pro Monat betreue die Ehrenamt-Börse, weiß Julia Weiland. Die Jugendpflegerin der Stadt Höchstadt, die ehrenamtlich für die Börse tätig ist, wirbt: "Wir könnten schon mehr Einsätze vertragen." Nur wenige Fälle muss die Einrichtung ablehnen. Familiäre Problemfälle werden jedoch beispielsweise an die Charitas weitervermittelt, erklärt Julia Weiland.
Der Startschuss für die Ehrenamt-Börse fiel im November 2012. Doch bevor es losging, holten sich die Höchstadter Inspiration in der Umgebung, wie Sprecher Berwein erklärt, und entschieden sich für einen Aufbau ähnlich dem der Herzo-Heinzelmännchen aus Herzogenaurach. Auf Basis einer Vereinbarung mit der Stadt besteht die Börse seitdem als kommunale Einrichtung im Ort.

Verlief der Anfang noch schleppend, gingen mittlerweile insgesamt 90 Anfragen bei den Helfern ein, erzählt Weiland. "Bester Kunde" der Ehrenamt-Börse, wie Julia Weiland verrät, ist das Vitanas Senioren-Centrum in Höchstadt. Die Helfer unterstützen dort, wo das Personal an seine Grenzen stößt. Ingrid Winkelmann, die selbst auch Mitarbeiterin der Ehrenamt-Börse ist, hat beispielsweise eine ältere Dame beim Kauf eines Nachthemdes begleitet.

Ehrenamt bedeutet in der Helferbörse, dass jeder Helfer zu jeder Zeit ablehnen, aufhören oder aber auch wieder anfangen kann, erzählt Berwein. Wie auch die Hilfesuchenden können sich alle, die Hilfe leisten wollen, bei der Börse melden. Dort werden in einem Fragebogen Tätigkeiten, Mobilität sowie der Zeitraum, in dem man Hilfe leisten möchte, erfasst. Auch was man nicht machen möchte, wird festgehalten, so Weiland.

Hilfe werde "generationsübergreifend" geleistet, erklärt Büroleiter Hermann Proksch. Dennoch sagt er, es besteht immer noch eine Hemmschwelle, zu ihnen zu kommen. Dabei fallen für die Hilfe keine Kosten an. Wer will, kann aber Aufwandsentschädigungen oder die Erstattung von Fahrtkosten mit den Helfern vereinbaren. "Wenn geholfen wird, steht es nicht in der Zeitung und der Nachbar erfährt es auch nicht", versichert Berwein.


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