Helmut Wening kandidiert für die Grünen

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Auch an der Erlanger Bergkirchweih wurden heuer erstmals Zugangs- und Taschenkontrollen durchgeführt. Foto: Ronald Rinklef
Auch an der Erlanger Bergkirchweih wurden heuer erstmals Zugangs- und Taschenkontrollen durchgeführt. Foto: Ronald Rinklef
Helmut Wening Foto: P. Lindner
Helmut Wening Foto: P. Lindner
 

Helmut Wening setzt auf mehr Kommunikation innerhalb der Behördenstrukturen. Innere Sicherheit ist für den Bundestagskandidaten eine "Haltung".

Seit seinem 18. Lebensjahr ist Helmut Wening bei der Polizei. Und seit 35 Jahren Mitglied der Grünen. 40 Jahre Streifendienst hat der 58-jährige Bundestagskandidat hinter sich. Als "Sozialarbeiter in Uniform" will er sich am liebsten sehen, denn die Nähe zu den Menschen, mit denen er beruflich zu tun hat, ist ihm wichtig. Sie prägt seine Vorstellungen von Innerer Sicherheit, wie er bei seinem Auftritt auf Einladung der Herzogenauracher Grünen schilderte.

Ortsverbandssprecherin Uschi Schmidt leitete den Abend ein, indem sie die Aussagen des Kandidaten für den Bundestag als "Gegenrede zu Herrn Hermann" titulierte. Gegenperspektive könnte man es auch nennen, denn Wenings Argumentation war vom Blick aus dem Alltag des Streifenpolizisten geprägt, von den Reaktionen, die ihm im täglichen Dienst begegnen und - von etlichen praktischen Hürden. Und von alltäglichen Ängsten - die aus seiner Diensterfahrung heraus - so nicht zutreffen.

So sieht er Innere Sicherheit als Haltung eines Menschen. "Mit Haltung auf jemanden zugehen, freundlich, selbstbewusst und lächelnd", rät er jungen Menschen, wenn er in Schulen referiert. Wening erlebe es fast täglich, eine subjektive Unsicherheit, obwohl "wir noch nie sicherer leben konnten als jetzt". Deutschland sei eines der sichersten Länder der Welt, betonte er. Und: "Die meisten Verletzungen und Schrecklichkeiten werden durch den zunehmenden Verkehr mit Kraftfahrzeugen verursacht." Doch das hätten viele nicht im Bewusstsein.

"Es ist traurig, dass wir so feiern müssen", kommentierte er eine Nachfrage zum Thema Security beim Herzogenauracher Altstadtfest und der Kirchweih. Dass private Sicherheitsdienste eingesetzt werden, ist für ihn eine Folge des Personalnotstands bei der Polizei. War früher eine Erlanger Dienstgruppe 25 "Mann" stark, seien es heute 18 oder 19.

Die örtlichen Polizisten als Bergwache - so sein Beispiel - wären bei dieser Personaldecke nicht zu stemmen. Sind aber Polizisten vom Unterstützungssonderkommando da, stiegen durch Anonymität auch Widerstandshandlungen.

"Alkohol ist eines unserer Hauptprobleme", vor allem bei Festen. Vorglühen, sich dort sinnlos besaufen, er sehe es immer wieder.

Und auch das Kopfschütteln über seine Vorschläge, doch eine völlig alkoholfreie Abifeier zu veranstalten. Was nützt da die gesellschaftliche Wertschätzung für die Polizei, deren wichtigste Aufgabe das Erhalten des geregelten Miteinanders sei?

Die Bürgernähe, so Wening, werde aber auch durch praktische Hemmnisse im Dienst ausgebremst. Eines davon sei die Abgrenzung zwischen Geheimdiensten und Polizei, zwischen Bundes- und Länderbehörden. Das habe er bei den Ermittlungen des NSU-Untersuchungsausschuss beobachtet genauso wie bei schweren anderen Straftaten.

"Infoaustausch ist unbedingt ausbaufähig", sagt er, wenn er an den Tod seines Kollegen Toni Trautner denkt. Sein Kollege wurde in Bubenreuth von einem Gefängnisausbrecher erschossen. Davon, dass dieser Kriminelle in der Gegend unterwegs war, wusste die Kripo, nicht aber die örtliche Schutzpolizei. Das sei zwar Jahre her, aber Wening sieht wenig Verbesserung.

"Das ist pervers innerhalb eines Sicherheitsorgans", urteilt er über dieses Spiel mit dem Wissenvorsprung der einen gegenüber den anderen. Abgekanzelt worden sei er, so Wening, als er damals in der Personalversammlung dieses Thema aufgegriffen habe.

In den Auswirkungen meist harmloser, aber genauso wenig vertrauensbildend, ist für Wening, dass der gewöhnliche Streifenpolizist keinen unkomplizierten Zugang zum Internet hat, zum Beispiel nicht im Dienstfahrzeug und in der Dienststelle sei nur ein Stand-Alone-PC vorhanden. Dabei gebe es jeden Tag mindestens eine Anzeige eines Bürgers wegen Betrugsverdachts bei Ebay, wegen Datenabfischen oder weil Bilder sexuellen Inhalts unerlaubt ins Netz gestellt würden. "Streife gehen im Internet geht nicht", urteilt Wening lakonisch.