HEC: Neue Führung, kein echter Chef

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Die Anwesenden erteilen ihrem scheidenden Chef Axel Rogner einstimmig Entlastung. Fotos: Picturedreams
Die Anwesenden erteilen ihrem scheidenden Chef Axel Rogner einstimmig Entlastung. Fotos: Picturedreams
Christian Bessler lobte die Anstrengungen der Führungsmannschaft, um den Verein auf eine gesunde Basis zu stellen.
Christian Bessler lobte die Anstrengungen der Führungsmannschaft, um den Verein auf eine gesunde Basis zu stellen.
 
Axel Rogner erläuterte den anwesenden Mitgliedern die finanzielle Situation des HEC.
Axel Rogner erläuterte den anwesenden Mitgliedern die finanzielle Situation des HEC.
 
Daniel Jun berichtete von der sportlichen Ist-Situation des Bayernliga-Teams.
Daniel Jun berichtete von der sportlichen Ist-Situation des Bayernliga-Teams.
 

Wie befürchtet, fand sich angesichts der Ermittlungen gegen den HEC kein Nachfolger für Axel Rogner als Präsident, der aber demonstrativ Rückendeckung erfuhr. Für die nächsten Monate gilt eine Übergangslösung.

Der Stuhl des Präsidenten beim Höchstadter EC bleibt vorerst leer. Nachdem der Rückzug von Axel Rogner schon seit längerem beschlossene Sache war, sollte bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Samstag ein Nachfolger gefunden werden. Doch angesichts der jüngsten Entwicklungen - am 20. Januar hatten Steuerfahnder die Geschäftsräume des HEC und drei Privatwohnungen durchsucht - war es keine Überraschung, dass sich im Fischerstübchen der Fortuna Kulturfabrik niemand fand, der das schwere Erbe antreten will.

Aber darauf waren die Verantwortlichen vorbereitet und schlugen eine Lösung vor, die sich schon zwischen Mai 2011 (als Rogner zum ersten Mal den Chefposten räumte) und Sommer 2013 (als Herbert Dresel das Ruder übernahm) bewährt hatte: Die drei verbliebenen Vorstandsmitglieder Jörg Schobert (Sport), Matthias Weber (Marketing) und Christian Bessler (Finanzen) werden die Geschäfte zusammen mit dem Verwaltungsrat führen, an dessen Spitze ab sofort Axel Rogner steht.

Zu eng sind die Bande, als dass sich der 48-Jährige von seinem Baby HEC lossagen könnte. Dementsprechend emotional fielen auch Rogners Dankesworte an die 53 stimmberechtigten Mitglieder aus, die ihm und der Führungsmannschaft geschlossen den Rücken stärkten. "Aber bei der ordentlichen Mitgliederversammlung Ende Mai, Anfang Juni müssen wir einen neuen Präsidenten bestimmen, das jetzt beschlossene Konstrukt kann nur eine Übergangslösung sein", mahnte Rogner.

Die aktuelle Finanzlage ist gut

An und für sich könne er nämlich einen gesunden Verein an seinen Nachfolger übergeben. Die Verbindlichkeiten von rund 90 000 Euro seien binnen eines Jahres auf knapp 5000 Euro reduziert worden. "Und die gibt es nur deshalb, weil die Steuerfahndung nebst allen Unterlagen eben auch offene Rechnungen mitgenommen hat", erklärte Rogner mit Galgenhumor. Jetzt gelte es, die Steuererklärung für 2014 schnellstmöglich einzureichen, um wieder eine Basis zu schaffen, von der aus der Verein ordentlich arbeiten könne.

"Vor einem Jahr standen wir am Abgrund, aber Axel und seine Mitstreiter haben einen super Job gemacht", lobte Finanzvorstand Christian Bessler, der nach der Versammlung aber auch einräumte, dass in der Vergangenheit geschlampt wurde. Tatsächlich hat der Umstand, dass fast alle Ordner der Jahre 2010, 2011 und 2012 verschwunden sind, in denen Bareinnahmen und -ausgaben des HEC aufgelistet waren, ein Geschmäckle. Da für diese Jahre auch keine Steuererklärung eingereicht wurde, verwundert es nicht, dass die Behörden hellhörig wurden.

"Abgesehen von diesen fehlenden Belegen können wir aber alles nachvollziehen", beschwichtigte Rogner. Der Verein habe versucht, mit den Steuerprüfern alles aufzuarbeiten, und sei sich bewusst gewesen, dass wohl eine Nachzahlung auf ihn zukommen wird. "Dass die Fahnder vor der Tür stehen, haben wir nicht erwartet." Rogner glaubt jedoch nicht, dass dem Verein schlimmere Folgen blühen, zumal er der Ansicht ist, dass der HEC sowieso mehr Steuern gezahlt hat als angemessen. Zum Beispiel führe man als einziger Verein Höchstadts Gewerbesteuer ab, und auch die Körperschaftssteuer, die auf einem anhand des Umsatzes geschätzten Gewinnes beruhe, sei zu hoch angesetzt.

Die Aufsichtspflicht verletzt

Insgesamt könne man über die Auswirkungen der Ermittlungen nur spekulieren, Ergebnisse sind wohl frühestens in einem halben Jahr zu erwarten. Rogner beteuerte, sich als Präsident im betreffenden Zeitraum nie ums Finanzielle gekümmert zu haben. "Pro Woche muss man zehn bis zwölf Stunden für eine ordentliche Kassenführung aufwenden. Das kann ich als Ehrenamtlicher nicht leisten. Wir hatten eine Geschäftsstelle und einen Steuerberater. Darauf habe ich vertraut." Sollte der Verein - anders als erwartet - eine etwaige Steuernachzahlung nicht stemmen können, würden Rogner und Dresel auch persönlich in Regresspflicht genommen werden, da sie als Vereinsbosse die Aufsichtspflicht hatten.

Dabei stehen die beiden sowieso im Fokus der Ermittler: Rogner und Dresel hatten eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) innerhalb des Vereins gegründet, um Spieler anstellen zu können, was dem Hauptverein laut Verbandsvorgaben nicht erlaubt gewesen wäre. "Wir haben das für den Verein gemacht", sagte Rogner, und nicht, so der Vorwurf, um sich persönlich steuerliche Vorteile zu verschaffen. Genauere Angaben zum laufenden Verfahren wollte Rogner auf Anraten seines Anwalts nicht machen.

Von der Oberliga darf geträumt werden

Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des HEC gab es neben der finanziellen Situation und den Neuwahlen weitere wichtige Themen.

Satzung

Offenbar sind frühere Satzungsänderungen dem Registergericht nicht mitgeteilt worden, weshalb die aktuelle Satzung noch keine Gültigkeit hat. Um das zu ändern, verabschiedete die Versammlung die vorliegende Satzung einstimmig.

Sportlicher Bereich

Im Nachwuchsbereich des HEC werde eine sehr gute Arbeit geleistet, erklärte Finanzvorstand Christian Bessler. Gleiches gelte für die erste Mannschaft. Sportlich laufe es super, und auch im Hintergrund habe der HEC ein tolles Team, das wichtige Einnahmen generiere. Bessler und Axel Rogner sind sich einig, dass die Mannschaft 100 Zuschauer mehr pro Heimspiel verdient hätte. "Aber wir jammern auf hohem Niveau: Hochgerechnet geht jeder 26. Höchstadter zum Eishockey, in der Bayernliga ist nur Peißenberg besser", rechnete Bessler vor. Trotzdem: Gäbe es mehr Derbys und müssten nicht fast alle Heimspiele an Freitagen ausgetragen werden, hätte der HEC mehr Zuschauereinnahmen. Aus dieser Sicht sei die Oberliga, wo Teams wie Bayreuth oder Selb angesiedelt sind, die Zuschauer ziehen, natürlich attraktiver. Sollte die Mannschaft den Aufstieg schaffen, werde der Verein - sofern die Lizenz erteilt wird - ihr keine Steine in den Weg legen.
Spielertrainer Daniel Jun trat sofort auf die Euphoriebremse. "Wir sind sportlich so weit, in der Oberliga spielen zu können. Mehr als zwei, drei Neuzugänge bräuchten wir nicht. Aber ist auch das Umfeld bereit? Wir müssen uns darüber im klaren sein, dass wir mehr Spiele verlieren werden. Wir sollten da keinen Schnellschuss machen, sondern mit Verstand an die Sache herangehen." Aus den Reihen der Mannschaft wurde der Wunsch nach einem Teamarzt laut, der bei den Spielen mit auf der Bank sitzt und z.B. das Nähen von Schnittwunden vor Ort übernehmen könnte. Christian Bessler sicherte zu, das Thema anzugehen.

Eisstadion

Das Eisstadion am Kieferndorfer Weg ist nicht mehr ganz taufrisch, die Anlage wurde 1978 gebaut. "Wir spielen aber auch in bedeutend schlechteren Stadien, deshalb können wir eigentlich zufrieden sein", erklärte Axel Rogner. Nichtsdestotrotz sei die Sanierung der sanitären Anlagen und des Kabinentrakts im Stadion ein wichtiges Thema. In der Vergangenheit habe der Verein in Zusammenarbeit mit der Stadt schon einiges verbessern können, z.B. die Tribünen oder den VIP-Raum, deshalb ist Rogner guter Dinge, dass auch diese wichtigen Investitionen auf den Weg gebracht werden.