Die Neunklässler des Gymnasiums Höchstadt durften eine Woche in einem Beruf ihrer Wahl arbeiten. Die 15-jährige Sabine schnitt ihrem Lehrer die Haare.
Was will ich denn eigentlich werden? Das hat sich bestimmt jeder als junger Mensch einmal gefragt. Der Schulabschluss rückt immer näher und die Auswahl ist groß.
Um der Antwort ein Stück näher zu kommen, haben die Neuntklässler vom Höchstadter Gymnasium ihr Berufspraktikum absolviert. Eine Woche lang durften sie in den Alltag verschiedenster Tätigkeiten schnuppern. Den Beruf konnten sie selbst wählen.
Die 15-jährige Sabine Boritzka war es vergönnt, ihrem Lehrer einmal so richtig den Kopf zu waschen. Sie entschied sich für eine Praktikumswoche im Friseursalon Herrmann in Steppach. "Ich wollte unbedingt etwas Kreatives machen. Da ich die Familie Herrmann schon seit der Grundschule kenne, war es ziemlich klar, dass ich dort mein Berufspraktikum mache", sagt Sabine.
Haarschnitt für den Klassenleiter Es war das erste Mal, dass sie jemandem die Haare geschnitten hat. Drei Kunden hatte sie. Den Mann der Chefin, einen Freund und, da war sie am meisten aufgeregt, ihren Klassenlehrer Wolfgang Cayé. "Die Schüler werden in ihrem Praktikum von Lehrern und Mitgliedern des Elternbeirates an ihrer Arbeitsstelle besucht. Natürlich lag es nahe, was bei meiner Visite beim Friseur anstand", sagt der 35-jährige Wirtschaftslehrer. Bedenken um seine Frisur habe er keine gehabt. "Ich war von Anfang an sicher, dass Sabine das toll machen wird. Und sehen sie mich an, ist der Schnitt nicht perfekt?", sagt Cayé schmunzelnd. Zusammen mit anderen Lehrern, dem Elternbeirat und externen Personalprofis aus der Wirtschaft organisiert er die Berufspraktika der neunten Klassen.
Praktikum in Berlin und München So unterschiedlich die persönlichen Interessen sind, genauso vielfältig waren auch die Jobs, die sich die Gymnasiasten rausgesucht haben. Der eine war in Höchstadt in der Sparkasse oder im Rathaus, eine andere in einer Schneiderei in Erlangen. Manch einen hat es auch weiter weg verschlagen, nach Berlin ins Büro des Bundestagsabgeordneten Stefan Müller (CSU), nach München in eine Werbeagentur oder nach Karlsruhe zu einem Zirkusprojekt. Für die 15-jährige Sonja Hassler war von Anfang an klar, was sie machen will. Und zwar ihren Traumberuf: "Seit ich denken kann, wünsche ich mir, einmal Grundschullehrerin zu werden." In ihrer Woche an der Grundschule in Stadeln durfte sie den Schülern bei den Hausaufgaben helfen, sie bei einem Triathlon begleiten und sogar Punkte einer Arbeit auswerten. Ülkü Kidik, 15 Jahre, hat es in ein ganz anderes Metier verschlagen. Sie war im Höchstadter Rathaus im Bau- und Ordnungsamt. "Ein Einblick ins Büro zu kriegen, das war schon einmal interessant", sagt sie. Für später weiß sie noch nicht genau, was sie machen will.
Und das "Später" kommt immer näher. In drei Jahren stehen die Schüler vor dem Abschluss. Ihr Lehrer Cayé findet die Praktika enorm sinnvoll: "Die Schüler sehen, wie es ist, acht Stunden am Tag etwas zu tun und dass es wichtig ist, dass einem der Job Spaß macht." Danach seien sie alle noch mehr motiviert, einen guten Abschluss zu machen.