Monatelanges Bangen um ihre neugeborenen Zwillinge Noah und Elias liegen hinter Sophia Baier und ihrem Mann. Nach 192 Tagen in Erlangen ist die vierköpfige Familie nun endlich zu Hause in Nürnberg.
Am 15. Februar 2024 kamen die Zwillinge Noah und Elias am Uniklinikum Erlangen zur Welt. "Das Datum war überhaupt nicht geplant", macht Mutter Sophia Baier zu Beginn des Gesprächs mit inFranken.de lachend deutlich. Ganze drei Monate vor dem angesetzten Termin hätten sich die beiden angekündigt. "Nicht ideal" in den Worten der 27-Jährigen. Noah wog 735 Gramm, Elias gerade einmal 670 Gramm.
"Am Anfang war die Frage, ob sie überhaupt überleben." Somit war klar, dass die Nürnberger Familie noch nicht so bald nach Hause kann. Die kleinen Geschöpfe sollten bis dahin noch einen anstrengenden Weg vor sich haben. Im Klinikum Fürth sind nach einer extrem seltenen Schwangerschaft kürzlich ebenfalls besondere Zwillinge auf die Welt gekommen.
Hoffen auf Happy End: Familie verbringt nach unplanmäßiger Geburt viele Monate in Erlangen
Die Lunge von Noah und Elias sei naturgemäß noch nicht ausgebildet gewesen, berichtet ihre Mutter. Beatmung bis Mai sei daher nötig gewesen. Noah sehe zudem auf einem Auge sehr schlecht und noch dazu habe er nach einer Woche eine Not-Operation erhalten müssen, da sein Darm zwei Löcher aufgewiesen habe. Sophia Baier zog während der Behandlungen in das Erlanger Ronald McDonald Haus, ihr Mann habe hier die Wochenenden verbracht. Das Haus bietet von außerhalb kommenden Eltern Apartments und verschiedene Angebote.
"Im Haupthaus gab es immer jemanden, mit dem ich reden konnte", erinnert sie sich. Dankbar denke sie auch an die Verwöhnfrühstücke, wöchentliche dreigängige Abendessen und Kuchen des Freiwilligendiensts zurück. "Ich hätte in der Zeit nicht gewusst, wann ich hätte kochen sollen." Dass es letztlich 192 Tage bis zur endgültigen Heimkehr dauern werde, sei zu Beginn nicht klar gewesen, wie sie ausführt. "Wir hatten uns darauf eingestellt, zum errechneten Geburtstermin Ende Mai nach Hause zu kommen." Kriterien seien beispielsweise die selbstständige Atmung und das selbstständige Trinken.
Zwischenzeitlich seien die Zwillinge im Juni auch nach Hause gekommen, doch Elias habe schlecht zugenommen und in der Klinik zunächst aufgepäppelt werden müssen, bevor sein künstlicher Darmausgang nach einer Not-Operation im August zurückverlegt werden konnte, so Baier. Doch inzwischen entwickle er sich gut. Auch Noah musste wieder zurück in die Klinik, konnte dann aber mit seinem Papa am 12. Juli als erster nach Hause. Elias folgte mit seiner Mutter am 26. August.
"Wünschen Euch eine wunderschöne Zeit": Ronald McDonald Haus verabschiedet sich von Nürnberger Familie
Im Nachgang teilte das Ronald McDonald Haus ein Bild von Sophia Baier und Elias kurz vor ihrer Abreise: "192 Tage! Was für eine lange Zeit! Nach vielen Turbulenzen, Operationen und Diagnosen kam endlich die Zeit des Aufatmens! Jetzt heißt es ab nach Hause zu Papa und Noah, der schon vorgefahren ist. Wir wünschen Euch eine wunderschöne Zeit zu viert." Die Brüder nähmen inzwischen gut zu, "schauen rum und brabbeln", so die Mutter zum aktuellen Stand.
Die frühe Geburt mache in jedem Fall besondere Förderung nötig, doch Baier vertraue auf die Entwicklung ihrer Söhne und die immer besser werdende Medizin. Anderen Betroffenen legt sie ans Herz, in den ersten Wochen Tagebuch zu führen. Es gebe sogar spezielle Frühchenbücher.