14 Jugendliche und 15 Erwachsene aus Höchstadts Partnerstadt Krasnogorsk besuchten für eine Woche den Aischgrund. Aus einem Schüleraustausch hat sich eine Beziehung zwischen den Städten entwickelt. Politische Diskussionen sind dabei kein Tabu.
"So sollte eine Städtepartnerschaft belebt werden", sagte Irene Häusler (JL). Die Dritte Bürgermeisterin blickte auf die Tische vor ihr, an denen sich Jugendliche und Erwachsene aus Höchstadt und Krasnogorsk mischen. Gleichzeitig mit 14 Jugendlichen aus dem Gymnasium Opalicha/Krasnogorsk besuchten 15 russische Erwachsene im Rahmen eines Bürgeraustauschs die deutsche Partnerstadt. In der Aula des Gymnasiums feierten sie am Dienstag gemeinsam den Abschlussabend einer ereignisreichen Woche.
"Unsere Kinder sind unsere Zukunft. Wenn die Kinder befreundet sind, können auch die Städte und Länder befreundet sein", erklärte Nina Dyschel, die ehemalige Direktorin des Gymnasiums Opalicha. 1996 verfasste sie einen Brief, der über die Firma Martin Bauer das Gymnasium Höchstadt erreichte. Sie wünschte sich eine Zusammenarbeit, damit die russischen Schüler ihre erlernten Deutschkenntnisse im Rahmen eines Austauschs verbessern können.
Ausflüge und Führungen
Mit der Zusage von deutscher Seite startete nicht nur der Schüleraustausch, der von da an jedes Jahr stattfand, sondern auch eine Verbindung zwischen Höchstadt und Krasnogorsk, die 2003 mit der Städtepartnerschaft besiegelt wurde. "Die Beziehung zwischen den Schulen wurde zu einer Beziehung zwischen den Städten. Wir bereichern einander", fasste Dyschel zusammen.
Die russischen Gäste erlebten in der vergangenen Woche Ausflüge wie nach München, Nürnberg, Regensburg und in die fränkische Schweiz. Für die Erwachsenen standen noch eine Kellerhausführung und der Besuch eines Erntedankfests auf dem Programm. "Es ergaben sich immer wieder Gespräche, auch über politische Themen, aber die Erfahrungen waren sehr positiv und der gegenseitige Respekt war groß", berichtete Klaus Strienz. Zusammen mit Sybille Menzel organisierte er den Bürgeraustausch, an dem auch die 19-jährige Sermakova Oskana mit ihrer Mutter teilnahm. Sie erzählte, dass sie sich bei ihren Gastgebern, der Familie Kaspar sehr wohlfühlte. Ihr gefielen die besonders die fränkischen Städte wie Nürnberg oder Bamberg, in denen sie gerne shoppen war.
Die deutschen Schüler hatten bereits im Mai mit ihren Lehrkräften Erek Mennecke und Frank Munique Erfahrungen in Russland gesammelt und die Kultur hautnah erlebt. "Die Russen sind sehr gastfreundlich", berichtete die Zwölftklässlerin Natalia dos Reis Goncalves. Ihre Freundin Janine Barthelme war besonders von der Millionenstadt Moskau beeindruckt. "Die Gebäude dort haben einen total anderen Baustil."
Die Schülerinnen berichteten auch von Unterschieden zwischen den Gymnasien. Die russische Schule sei komplett umzäunt und videoüberwacht gewesen. In den Toiletten gäbe es keine Türen, damit sich niemand dort einschließen kann, und um auf das Schulgelände zu kommen, müsse das große Sicherheitstor mit einem Code geöffnet werden. Damit sich die Schüler im fremden Land besser zurechtfinden, lernten sie im Vorfeld für ein Jahr jeden Mittwoch die Grundlagen der russischen Schrift und Sprache.
Am Dienstagabend ließen alle Beteiligten das Erlebte Revue passieren und tauschten sich über die Erfahrungen aus. Es war auch die Zeit der Danksagungen. Ein besonderes Geschenk überreichte der Künstler Vladimir Pronin aus Krasnogorsk. "Die Werke Pronins finden großen Anklang auf der ganzen Welt", sagte Dekan Kilian Kemmer, der das Gemälde von Erzengel Michael freudestrahlend entgegennahm.