Frank Eppstein schießt den Vogel ab

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Die Neuenbürger ermittelten ihren 36. Vogelkönig. Wer sich hier durchsetzen will, braucht viel Geduld, eine sichere Hand und langes Training. Unter den Teilnehmern war auch der 71-Jährige Rudolf Pulz, einst der erste König.

Bis ins Spätmittelalter reicht ein Brauch zurück, den auch der Schützenverein Andreas Hofer aus Neuenbürg seit Jahrzehnten pflegt: das Vogelkönig-Schießen. Vor 35 Jahren wurde der erste König ermittelt, an diesem Sonntagabend steht der neue 36. Würdenträger fest. Nach einem wahren Marathon von fünf Stunden und zwei Minuten bekam Frank Eppstein die Königskette umgehängt.

Um 19.32 Uhr durfte der Vorsitzende Günter Rüdiger den König Eppstein als Nachfolger von Gerd Hertlein ehren. Frank Eppstein ist erst seit drei Jahren aktiver Schütze in Neuenbürg. Er setzte sich gegen 48 Teilnehmer durch.

Erster König startet wieder


Regen und starker Wind sorgten dafür, dass das Schießen, das im Freien stattfindet, immer wieder unterbrochen werden musste. Ein Ausweichen in das Schützenheim war nicht möglich, da dieses für die Jubiläumsbesucher bestuhlt war. Zudem sind die dortigen Schießstände derzeit nicht in funktionsfähigem Zustand. Der Verein baut in den nächsten Wochen und Monaten fünf elektronische Stände.

Ermittelt wird der Vogelkönig bei den Neuenbürger Schützen nach den Worten des Vorsitzenden Günter Rüdiger seit dem Jahr 1976. Initiator war der bereits gestorbene Alt erlanger Schützenbruder Gerhard Büttner. Der hatte die Idee in Neuenbürg das Vogelkönigschießen einzuführen. Der erste König hieß vor 35 Jahren, nach einem spannenden Wettkampf, Rudolf Pulz. Der startete auch am Sonntag im Alter von 71 Jahren, um noch aktiv am Schießen sein Können unter Beweis zu stellen.

Seither wird in Neuenbürg jedes Jahr ein neuer Vogel abgeschossen, um den Titel zu erringen. Die Geschichte des Vogelschießens geht aber noch weiter zurück bis ins Spätmittelalter. Es handelt sich hierbei um einen Schützenwettbewerb, bei dem es galt, mit einer Schusswaffe oder der Armbrust einen hölzernen Vogel abzuschießen. Heute wird auf den Vogel in der Regel mit einem Luftdruckgewehr geschossen.

Je nach Region und Brauch ist derjenige Vogelkönig, der den Rumpf oder Korpus des Vogels teilt, oder den letzten Teil des Vogels abschießt. Dem Wettbewerb des Vogelschießens schließt sich in der Regel ein Schützen- oder Dorffest an. In Neuenbürg wird das Vogelschießen mit einem Grillfest verbunden.

Aber nicht nur der Schuss auf den Korpus wird belohnt. Neben Eppstein profilierten sich weitere zielsicher Schützen. Die Krone erschoss sich Horst Wenzel, das Zepter ging an Willi Brehm, der rechte Flügel und den Steiß holte sich Günter Rüdiger. Sabrina Wenzel schoss den Kopf und Reinhard Brehm den linken Flügel ab. Für jedes geschossene Teil gab es fünf Euro. Über die freute sich auch Albert Dresel, ein Schütze des Patenvereins der "Schützengilde Höchstadt". Der hatte den Apfel geschossen.

800 Schuss auf den Vogel


Erst wenn auf den Korpus geschossen wird, dürfen nur noch die Vereinsmitglieder auf den Vogel zielen. Bis zu diesem Zeitpunkt dürfen in Neuenbürg auch Gastschützen an den Start gehen. Die Königswürde steht nur den eigenen Schützen zu.

Beim 36.Vogelschießen in der 55-jährigen Geschichte des Schützenvereins Andreas-Hofer-Schützen Neuenbürg beteiligten sich am Vogelschießen 48 Schützen, davon 30 Vereinsmitglieder. Die 48 Schützen gaben an diesem langen Schießnachmittag gut 800 Schuss auf den Vogel ab.

Im Herbst wird dann noch der Schützenkönig ermittelt. Dieser wird in Neuenbürg im Rahmen eines normalen Schießens ermittelt. Zur Königswürde kommt der Schütze, welcher mit nur einem Schuss den besten Teiler hat. Beide Könige, sowohl der Vogel- als auch der Schützenkönig vertreten den Verein ein Jahr lang bei regionalen und überregionalen Veranstaltungen.