"Leider gehen dabei forensisch interessante Spuren teilweise verloren oder werden verwaschen. Mit klassischen Methoden ist dann die Analyse schwer. KI-Methoden hingegen können selbst in diesen schwierigen Fällen gute Ergebnisse erreichen."
Die Nachteile von Künstlicher Intelligenz
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz habe aber auch Nachteile: "KI funktioniert sehr gut bei Bildern, die den Trainingsdaten ähneln. Wenn die Testbilder stark von den Trainingsdaten abweichen, treffen KI-Methoden oft falsche Vorhersagen. Der Anwender kann nicht erkennen, dass das KI-Modell außerhalb seines 'Wissens' operiert", erklärt Lorch. Gleichzeitig sei es praktisch unmöglich, alle Lücken in den Trainingsdaten zu schließen, dazu gebe es zu viele Möglichkeiten.
Ob Trainingsdaten für einen speziellen Fall repräsentativ sind und darauf angewendet werden können, sei nicht immer klar.
"Ein weiteres Problem ist die Intransparenz: Den Entscheidungsprozess von KI-Methoden vollständig nachzuvollziehen, ist nahezu unmöglich. Ermittlungsmaßnahmen müssen aber begründet werden und auf einer gesicherten Tatsachenlage basieren - gerade im strafrechtlichen Bereich", so der Forscher weiter.
Wenn man den Entscheidungsprozess nachvollziehen könne, könne man sicherstellen, dass ein KI-System zuverlässig arbeitet. Da das nicht gehe, sei es enorm wichtig, KI-Methoden ausführlich zu testen, um deren Zuverlässigkeit zu gewährleisten.
Manche Anwendungen von Künstlicher Intelligenz verboten
"Ob man KI-Methoden in der Strafverfolgung einsetzen darf, war lange fraglich. Die Europäische Kommission hat im April 2021 dann einen Entwurf für die Regulierung von KI vorgestellt. In dieser Regulierung werden KI-Detektoren zur Erkennung von Bildfälschungen für Zwecke der Strafverfolgung als Hochrisikoanwendung eingestuft." KI-Systeme für Hochrisikoanwendungen dürften eingesetzt werden, müssten aber verbindliche Anforderungen erfüllen, wie ein gewisses Maß an Genauigkeit, Robustheit und Sicherheit gegen Angriffe.
"Bestimmte KI-Anwendungen sind auch verboten: Biometrische Echtzeitfernüberwachung, also Videoüberwachung mit automatisierter Gesichtserkennung, und Social Scoring, also das Bewerten des Verhaltens von Menschen innerhalb der Gesellschaft, zählen dazu."
"KI-Methoden in der Forensik haben also viel Potenzial, aber wie wir mit diesem Werkzeug umgehen müssen, um Fehler zu vermeiden, müssen wir noch bessern lernen", so Benedikt Lorch zum Schluss.